Die Anti-Rassismus-Konferenz
der Vereinten Nationen in Genf könne ein wichtiges Zeichen gegen Diskriminierung und
Intoleranz setzen. Das bekräftigte der UNO-Beobachter des Heiligen Stuhls in Genf,
Erzbischof Silvano Tomasi, gegenüber Radio Vatikan. Auch Papst Benedikt hatte das
an diesem Montag begonnene Anti-Rassismus-Treffen als „wichtige Initiative“ gelobt.
Der Vatikan wolle mit seiner Teilnahme an der Konferenz die Bewusstseinsbildung gegen
Rassismus unterstützen. Wie schon bei dem Vorgängertreffen in Durban 2001 stünden
vor allem neue Formen des Rassismus im Mittelpunkt der Tagung. Dazu Erzbischof Tomasi:
„Diese neuen Rassismusformen betreffen ganz unterschiedliche Personengruppen:
angefangen bei Frauen und Kindern, die auch oft Opfer von Menschenhandel sind. Und
natürlich geht es auch um die problematische Situation von Migranten, die oft als
„Illegale“ gelten, oder um bestimmte eingeborene Bevölkerungsgruppen sowie die Lage
der Sinti und Roma. Es ist wichtig, dass man neben den politischen Polemiken die grundlegende
Frage nicht aus dem Auge verliert, und das ist der tatsächliche Respekt vor der Würde
und den Persönlichkeitsrechten der Menschen, die als Ebenbild Gottes geschaffen wurden.“
Dem Vatikan gehe es vor allem darum, das Problem religiöser Diskriminierung
im Entwurf für das Abschlussdokument zu verankern. Dies sei jedoch auch mit Schwierigkeiten
verbunden, so Erzbischof Tomasi:
„Die erste Schwierigkeit ist die Unterscheidung
zwischen freier Meinungsäußerung und Religionsfreiheit auf der einen Seite und andererseits
der Verleumdung einer Religion. Eine zweite Schwierigkeit betrifft die Verarbeitung
der schmerzlichen und traurigen Geschichte der Sklaverei, die durch den Kolonialismus
der so genannten zivilisierten Länder möglich geworden war. Das dritte Problemfeld
ist die Uneinigkeit der bisherigen Durban-Gespräche. Einige möchten einen möglichst
einfachen Text erarbeiten, andere hingegen fordern konkrete Schritte gegen Rassismus.
Alles in allem gehen wir davon aus, dass die Teilnehmer dieser Konferenz dasselbe
Ziel verfolgen. Und zwar geht es um den Kampf gegen Rassismus, Fremdenhass und jeglicher
Art von Intoleranz.“
Deutschland, die USA und weitere Staaten boykottieren
die Konferenz. Es sei zu befürchten, dass das Treffen wie die Vorgängerkonferenz von
2001 im südafrikanischen Durban als „Plattform für andere Interessen missbraucht wird“,
begründete Außenminister Frank-Walter Steinmeier seine Absage. Für Kritik hatten im
Vorfeld der Konferenz Äußerungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadiendschad
gesorgt, der ebenfalls an dem Genfer Treffen teilnimmt. Erst am Samstag hatte er Israel
als Fahnenträger des Rassismus bezeichnet. Auch die Niederlande, Italien, Australien,
Kanada und Israel bleiben dem Treffen fern.