Millionen von orthodoxen
Gläubigen haben in der Nacht zum Sonntag ihr Osterfest gefeiert. Die orthodoxen Kirchen
richten sich nämlich nach dem alten julianischen Kalender und nicht wie die lateinischen
und protestantischen Kirchen an der gregorianischen Jahresrechnung.
In der
Erlöserkathedrale in Moskau hat am Wochenende Patriarch Kyrill erstmals die Oster-Liturgie
als Oberhaupt des Moskauer Patriarchats gefeiert. Dabei führte er Neuheiten ein, wie
beispielsweise die Fußwaschung am Gründonnerstag. Das war in früheren Zeiten durchaus
ein gängiges Ritual gewesen. Unter Alexij II. aber fand diese Zeremonie nicht statt.
Eine weitere Neuheit war, dass beim Gottesdienst in der Osternacht das Evangelium
in 18 Sprachen vorgelesen wurde. Damit wolle die größte Teilkirche des orthodoxen
Christentums ihren internationalen Charakter hervorheben, so der Radiosender „Echo
Moskwy“. Mit mehr als 100 Millionen Gläubigen ist die russisch-orthodoxe Kirche in
der Tat die größte orthodoxe Gemeinschaft weltweit. In seiner Predigt erklärte
Kyrill, was Ostern bedeute:
„Das Fest zur Auferstehung Jesu Christi symbolisiert
den Sieg über alles Böse und Unwahre in der Welt. Deshalb rufe ich die Gläubigen auf,
sich in der gegenwärtigen Krisenzeit gegenseitig zu unterstützen. Nur so kann das
Böse, darunter die Zerstörung zwischenstaatlicher Beziehung und Krieg, besiegt werden.“ Rumänisch-orthodoxe
Kirche mit Licht aus Jerusalem Auch die rumänisch-orthodoxe Kirche hatte
bei den diesjährigen Osterfeierlichkeiten eine Premiere vorzuweisen: In der Patriarchenkirche
in der rumänischen Hauptstadt Bukarest stammte das Licht zum ersten Mal aus Jerusalem.
Eine Delegation des Patriarchats hatte es mit einem Sonderflugzeug abgeholt. Die bulgarisch-orthodoxe
Kirche machte es ihren rumänischen Glaubensbrüdern gleich: In der bulgarischen Hauptstadt
Sofia wurde das Osterfeuer ebenfalls aus Jerusalem eingeflogen. Ähnlich gefeiert wurde
auch in der Ukraine, Serbien, Griechenland und anderen osteuropäischen Ländern. Orthodoxes
Fest in Jerusalem In Jerusalem nahmen am Samstag etwa 15.000 orthodoxe
Christen am Osterfest teil. In der Altstadt fand dazu die so genannte Feuerzeremonie
statt. Am Nachmittag trugen die Patriarchen der armenischen und der griechisch-orthodoxen
Kirchen das „heilige Feuer“ aus der Grabeskirche. Wie diese „heilige Flamme“ zustande
kommt, wird von den Kirchenpatriarchen streng geheim gehalten. Viele Gläubige sind
jedoch sicher, sie entstehe jedes Mal in der Osternacht in der Grabkammer ganz von
selbst – als Zeichen Jesu, dass er seine Anhänger nicht vergessen habe. Der griechisch-orthodoxe
Patriarch Theophilos III. trat dabei zu der Stelle, an der sich nach christlicher
Überliefung das Grab Christi befand. An der Flamme des „heiligen Feuers“ am Grab entzündete
der Patriarch zwei Kerzen, die er später an die Gläubigen weiterreichte. Diese entzündeten
damit ihre eigenen Osterkerzen. Theophilos III.:
„Das Heilige Feuer steht
für Ewigkeit, Frieden und Erneuerung.“ In der Grabeskirche herrschten scharfe
Sicherheitsvorkehrungen. Mehrere tausend Polizisten bewachten das Gotteshaus, das
allen christlichen Konfessionen gehört. Orthodoxe Gläubige sehen in der mindestens
1.200 Jahre alten Feuerzeremonie ein Zeichen der Verbundenheit der rund 200 Millionen
orthodoxen Christen in aller Welt.