2009-04-20 13:03:40

Mexiko: Volk leidet unter der Drogenmafia


RealAudioMP3 Das mutige Wort eines Oberhirten sorgte vergangenes Wochenende in Mexiko für einigen Medienrummel. Der Erzbischof von Durango hatte bei einem Pressegespräch darüber geklagt, wie das Volk unter der Drogenmafia leidet - und er hatte es gewagt, in einem Nebensatz den Behörden vorzuwerfen, sich blind und taub zu stellen. Unsere Korrespondentin Brigitte Schmitt hat einige Fakten zusammengetragen.

Der Bundesstaat Durango im Norden des Landes erlebt einen Boom... aber keinen positiven. Allein in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres wurden über 150 Hinrichtungen im Drogenmilieu gezählt. Eine Steigerung von mehr als 500 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Gewalt war denn auch Anlass für einen anklagenden Fastenhirtenbrief von Erzbischof Hector Gonzales Martinez. In einem Pressegespräch in der vergangen Woche erläuterte der Oberhirte seine Gedanken und bemerkte in einem Nebensatz, jeder in Durango wisse doch, dass Joaquín Loera „El Chapo“ Guzman, einer der gesuchtesten Drogenbosse, in einem Ort an der Grenze zum Bundesstaat Chihuahua lebe - nur die Polizei wisse es nicht. Das Zitat wurde in den Medien abgedruckt. Prompt forderten Staatsanwalt und Politiker eine Erklärung vom Erzbischof. Am Wochenende war Gonzales für die Presse nicht zu sprechen; dafür erklärte aber sein Sprecher Victor Manuel Solis im Radio, es gehe hier um ein „heikles Thema“:

„Was ich jetzt sage, ist keine offizielle Erklärung, sondern eine persönliche Stellungnahme. Der Erzbischof sagte dies bei einer Pressekonferenz, und wie es der Stil unseres Erzbischofs ist, nannte er die Tatsachen beim Namen. Wenn ich mich richtig erinnere, sagte er, was uns die Leute im ganzen Bistum erzählen - von ihren Sorgen und Ängsten und ihrem Leiden. Die ganze Nation ist im Würgegriff dieser Gewalt, und auch Durango entkommt dem nicht.“

In seinem Fastenhirtenbrief vergleicht Erzbischof Gonzales die Situation mancher Orte, in denen die Drogenmafia ihre Territorialkämpfe austrägt, mit der Passion Christi. Vor allem in den letzten beiden Jahren habe die Gewalt wegen dieser Drogenkriege zugenommen. Keine Woche vergehe, in der man nicht von Schiessereien, von Exekutionen im Mafiastil lese. „Wie traurig ist es, dass keiner aufmerkt, oder dass sich die Menschen daran gewöhnen!” entrüstet sich Gonzales. Und er weist auf ein weiteres Phänomen hin: Im ganzen Land leide die Bevölkerung unter Telefonerpressern, die sich als angebliche Angehörige der gefürchteten Drogenkartelle ausgeben und mit der Entführung von Familienangehörigen drohen. Die Bevölkerung sei total verunsichert.
Diözesansprecher Solis dazu:

„In den Bars und Cafes wird darüber gesprochen, Das ist eine Welt, die von der Psychose, der Verzweiflung, dem Leiden lebt. Da kann es natürlich auch sein, dass manches der Fantasie entspringt. Es ist sehr schwer, solchen Vermutungen nachzugehen, das zu untersuchen.“

Nun warten alle darauf, dass Erzbischof Gonzales ein klärendes Wort spricht. Sein Mitbruder Rafael Romo Munoz von Tijuana, einer anderen Drogenhochburg, kennt das Risiko, öffentlich anzuklagen. Ihm werde von den Behörden vorgeworfen, nicht die Wahrheit zu sagen, hatte er zur Jahreswende in einem Interview mit Radio Vatikan erklärt.

(rv 20.04.2009 bf)







All the contents on this site are copyrighted ©.