D: Oberammergau erneuert Passionsgelübde - erstmals mit ökumenischem Gottesdienst
Am Samstag ist es
im bayerischen Oberammergau wieder so weit: Getreu dem jahrhundertealten Ritual ihrer
Vorfahren erneuern die Oberammergauer das so genannte Passionsgelübde. Damit verpflichten
sie sich auch 2010 wieder Passionsspiele über das Leben und Sterben Christi aufzuführen.
Erstmals ist dieser feierliche Akt in einen ökumenischen Gottesdienst eingebunden.
Das Gelübde der Oberammergauer geht zurück auf das Jahr 1633, also auf die Zeit des
Dreißigjährigen Krieges, erklärt Bürgermeister Arno Nunn gegenüber Radio Oberland:
Das
Gelübde wurde in dieser Zeit, als die Pest hier in Oberammergau regiert hat, abgegeben,
um Gott zu versprechen oder von Gott einlösen zu lassen, wenn niemand mehr stirbt,
dann im Gegenzug werden wir das Leben und Sterben Christi, also das Leiden Christi,
aufführen.
Jedes Mal wird im Vorjahr der Spiele das Gelübde feierlich erneuert.
Auch der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer wird dabei sein. Eine besondere
Rolle bei der Zeremonie spielt der elfjährige Ministrant Christoph Stöger:
Christoph
Stöger wird stellvertretend für alle Mitwirkenden das Gelübde erneuern, also das Versprechen
ablegen und während er diesen Satz spricht, werden dann auch alle Mitwirkenden aufstehen,
als Zeichen, dass sie dieses Versprechen mit ablegen.
Nur alle zehn Jahre
finden die Passionsspiele in Oberammergau statt. 2010 ist es das 41. Mal. Fast 2.500
Bewohner des oberbayerischen Dorfes werden im nächsten Frühjahr bei mehr als hundert
Aufführungen mitwirken. Bürgermeister Arno Nunn freut sich schon:
Es ist
auf jeden Fall ein historisches Ereignis. Es ist auch ein großer Tag für Oberammergau,
eben hier das Gelübde zu erneuern für die Passionsspiele 2010, mit viel Tradition
verbunden.
Wer Jesus, Maria, Josef oder Pilatus spielen darf – das wird
noch mit Spannung erwartet. Denn bekannt gegeben werden die Namen der Schauspieler
erst nach dem Gelübde, also am Samstagmittag. Dabei tritt Willi Häßler in Aktion.
Er schreibt traditionell die Namen der wichtigsten Darsteller auf zwei große Tafeln
und das schon seit 1960.
„Und da haben dann unten die Angehörigen in Oberammegau
schon gewartet, weil sie wissen wollten: Welche Rolle spielt mein Sohn oder mein Mann?
Da war schon ein bisschen Spannung drin. Und da haben wir die Namen möglichst groß
auf die Tafel geschrieben. Die ist ungefähr 1, 50 Meter breit und 1,60 Meter hoch.
Und obendrüber steht Darstellerwahl, untendrunter werden die Namen der Figuren geschrieben
und links und rechts schreibe ich dann die Namen der Schauspieler hin. Das Problem
ist bloß, dass ich nur mit Kreide schreiben kann. Damit kann man zwar nicht so schön
schreiben, wie mit einem Pinsel, aber ich kriege es schon hin.“
Nach 1990
und 2000 inszeniert auch im nächsten Jahr Intendant Christian Stückl das Spektakel.
Die Vorbereitungen laufen schon auf Hochtouren. Bereits am Aschermittwoch trat für
die Oberammergauer der so genannte Haar- und Barterlass in Kraft. Das heißt für die
Darsteller: Kein Besuch mehr beim Frisör! Die großen Passionsspiele sollen schließlich
möglichst authentisch wirken.