D: Müller, (Juden-)Mission bedeutet nicht überreden, sondern Zeugnis ablegen
Auch im Dialog mit den Juden können Katholiken das Christusbekenntnis der Kirche nicht
in Frage stellen. Das legte Bischof Gerhard Ludwig Müller von Regensburg nun noch
einmal in einem Radiointerview dar. Der Ökumene-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz
hatte am Dienstag eine Erklärung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken kritisiert.
Dieses hatte sich deutlich gegen jede Form der Judenmission ausgesprochen. Im Gespräch
mit dem Kölner Domradio warnte Bischof Müller davor, wesentliche Glaubensaussagen
zu relativieren. „Der Begriff Judenmission ist historisch sehr belastet, aber
man muss an die Ursprünge von Mission zurückgehen – dann klingt das positiv. Denn
Jesus hat seine Jünger gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel, wie es
in den Evangelien heißt, und später nach der Auferstehung zu den Völkern, weil er
der Retter und Erlöser der Menschen ist. Deshalb bedeutet Mission nicht einfach ein
„Bearbeiten“ und „Auf-andere-Menschen-Einreden“, sondern es bedeutet Zeugnis und Verkündigung
für das Große, das Gott für uns Menschen in und durch Jesus Christus getan hat.“ Zwischen
Mission in Bezug auf die Juden als alttestamentliches Gottesvolk und in Bezug auf
die übrigen Völker bestehe ein universaler Zusammenhang. Respekt vor dem Judentum
sei im Dialog aber unabdingbar, hob Müller hervor. „Hier kann es nur darum
gehen, dass wir einfach Respekt haben vor der Gewissensentscheidung, dem Glaubensbewusstsein
der je anderen Menschen in den verschiedenen Glaubensgemeinschaften - der jüdischen
und der christlichen. Dass wir uns gegenseitig mit viel Vertrauen begegnen und uns
vergewissern, dass wir eine gemeinsame Wurzel haben, wenn wir eben auch an einer bestimmten
Wegmarke einen anderen Weg gehen, aber dass wir einen gemeinsamen Ursprung haben und
dass auf uns auch eine gemeinsame Aufgabe wartet. Wir sollen nämlich in der gegenwärtigen
säkularisierten oder polytheistischen Welt den Glauben an den einen Gott bezeugen,
ihn verkünden, ihn leben und vor allem auch für die Würde des Menschen eintreten,
der nach unserem Glauben – sowohl dem jüdischen als auch dem christlichen – in der
Gott-Ebendbildlichkeit des Menschen begründet ist.“ (domradio, 17.04.2009 gs)