D: Initiative Pro Reli: „Respekt und Toleranz für andere fördern“
Rund zwei Wochen vor
dem Berliner Volksentscheid „Pro Reli“am kommenden 26. April gewinnt der Streit um
die Einführung des Religionsunterrichts als Wahlpflichtfach an Berliner Schulen an
Schärfe. Am Osterwochenende kritisierte die Linkspolitikerin und Bundestagsvizepräsidentin
Petra Pau, die Werbekampagne der Kirchen im Vorfeld des Volkentscheids. Es handele
sich um eine „Neuauflage der Kreuzzüge“, so der Vorwurf. Das sei schlichtweg „Unsinn“,
sagt dagegen der Vorsitzende der Trägerinitiative „Pro Reli“, Christoph Lehmann gegenüber
Radio Vatikan.
„Die Kirche wirbt ganz normal, dadurch dass man aufklärt,
dass man die Leute darüber unterrichtet wie die Situation des Religionsunterrichts
ist und natürlich für das eigene Anliegen. Allerdings versuchen wir, auch als Initiative,
positiv zu argumentieren und eben nicht negativ und dadurch, dass wir andere Leute
runtermachen.“
Die Linkspartei wirbt in Berlin mit dem Slogan: „Religion
ist freiwillig. Damit das so bleibt, müssen Sie mit „Nein“ stimmen.“ Diese Aussage
verfälsche, laut Lehmann, nicht nur den Sachverhalt. Das Anliegen der Initiative würde
damit auch falsch, nämlich als intolerant abgestempelt:
„Denn selbstverständlich
ist Religion auch nach unserem Modell freiwillig. Uns geht es nur darum, dass auch
die Entscheidung, Ethikunterricht zu machen, freiwillig ist, und die Kinder die Wahl
zwischen dem einen oder dem anderen haben. Es geht natürlich gar nicht anders, dass
Religionsunterricht freiwillig ist und bleibt. Da merkt man, wie wirklich, wie argumentiert
wird. Ich glaube, dass die Nervosität bei denjenigen in den Regierungsparteien, die
gegen unsere Initiative sind – das sind ja keineswegs alle, es gibt ja auch viele
Sozialdemokraten, die bei uns auch aktiv mitmachen – , dass bei denen die Nervosität
sehr hoch ist und dann zu solchen Überreaktionen führt.“
Bisher ist Ethik
an Berliner Schulen Pflichtfach. Religionsunterricht kann zusätzlich besucht werden.
Das sei aber keine echte Wahlfreiheit, meinen die Vertreter von „Pro Reli“. Religionsunterricht
soll für Kinder aller Konfessionen zur gleichberechtigten Alternative neben Ethik
werden. In unserer multikulturellen Gesellschaft sei das wichtiger denn je, so Lehmann:
„…,
weil der Religionsunterricht etwas leisten kann, was Ethikunterricht nicht kann. Er
kann den Kindern ein Bild ihrer eigenen Glaubenstradition vermitteln, das authentisch
ist, das aber gleichzeitig auch zeigt, wie sie mit diesen Glaubensüberzeugungen in
unserer Gesellschaft leben können. Und weil wir nun mal in einer Gesellschaft leben,
in der wir unterschiedliche Gruppierungen haben, lernen sie eben auch, mit dem Spannungsverhältnis
umzugehen, dass sie einerseits aufgrund ihrer religiösen Überzeugung haben, in der
sie aber auf der anderen Seite auch Toleranz und Respekt haben müssen, für die Lebensentscheidungen
anderer, weil wir uns eben in einem Bereich bewegen, der sich nicht beweisen lässt
wie eine mathematische Formel.“