Schweiz: „In der Kirche gäbe es mehr Platz für Demokratie“
Mehr Platz für Demokratie in der Kirche, etwa bei Bischofswahlen, sieht der Einsiedler
Abt Martin Werlen. Im Interview der „SonntagsZeitung“ kritisiert der Benediktiner
die fehlende Kultur des Dialogs in der Kirche. Spannungen wie derzeit wegen der Aufhebung
der Exkommunikation der vier Traditionalisten-Bischöfe habe es in der Kirche immer
gegeben, betonte der Einsiedler Abt. Werlen zeigte sich überzeugt, dass es auch in
der Pius-Bruderschaft gesprächsbereite Menschen gebe. Er fügte hinzu: „Wenn wir eine
Gruppe «ghettoisieren», finden wir uns damit ab, dass sie ist, wie sie ist.“ Er selber
treffe sich seit langem regelmässig mit Henry Wuilloud, dem Obern der Bruderschaft
in der Schweiz, um mit ihm zu diskutieren. Mängel sieht der Benediktiner in der kirchlichen
Dialogkultur: „Meist geht es nur um die Frage: Wer hat recht, wer irrt? Das ist erschreckend“.
Ihm persönlich liege sehr viel am Dialog, weshalb er jeweils auf den Gründonnerstag
zwölf Menschen zur Fusswaschung in der Abendmahlsliturgie nach Einsiedeln einlade.
Dieses Jahr ging die Einladung an die Organisatoren der Luzerner Kirchendemonstration
und der Gebetsveranstaltung in der Peterskirche. Wie schwierig der Dialog ist, zeigt
sich nach Ansicht des Abtes auch darin, dass die von ihm eingeladenen traditionellen
Katholiken nicht dazu bereit waren.