Mit der Feier der Osternacht hat Papst Benedikt XVI. am Samstagabend im Petersdom
der Auferstehung Jesu von den Toten gedacht. Die Gläubigen rief er dazu auf, „Quellen
lebendigen Wassers“ zu sein und ihre Taufe als „Sakrament der Erleuchtung“ zu leben.
Im Lauf der gut dreistündigen Messe, die bis nach Mitternacht dauerte, nahm Benedikt
fünf Erwachsene aus Italien, China und den USA durch die Taufe in die Kirche auf.
Die Feier der Osternacht begann wie gewohnt in der Vorhalle des Petersdomes,
während im Inneren der Basilika Tausende Gläubige in völliger Stille und Dunkelheit
verharrten. Bei der Lichtfeier im Atrium wurde die Osterkerze entzündet, das Symbol
der Auferstehung Christi. In feierlicher Prozession zogen Papst und Konzelebranten
durch das Mittelschiff zum Altar; Flamme für Flamme entzündeten sich die Kerzen der
Gläubigen am Licht der mächtigen Osterkerze.
Im Gegensatz zu den theologisch
gehaltenen Predigten des Gründonnerstags schien Papst Benedikt in der Osternacht die
Gläubigen in der Welt im Blick zu haben. So räumte er die Schwierigkeit des zeitgenössischen
Menschen ein, sich das Ostergeschehen vorzustellen.
„Auferstehung – was
ist das? In unserem Erfahrungskreis kommt das nicht vor, und so bleibt die Botschaft
häufig irgendwie unbegriffen in der Vergangenheit stehen. Die Kirche versucht, uns
zum Verstehen zu führen, indem sie dieses geheimnisvolle Ereignis in die Sprache der
Symbole übersetzt.“
In der Auferstehung geschehe auf größere Weise das,
was die Bibel mit dem Schöpfungswort „Es werde Licht“ schildere.
„Gott
sagt neu: Es werde Licht. Die Auferstehung Jesu ist eine Eruption des Lichts. Der
Tod wird überwunden, das Grab aufgerissen. Der Auferstandene selbst ist Licht, das
Licht der Welt. Mit der Auferstehung tritt der Tag Gottes in die Nächte der Geschichte
hinein.“
Anknüpfend an das Lichtsymbol der Osterkerze mahnte Benedikt
XVI. die Gläubigen, als Lichter ihrer Zeit zu leben.
„Aus dem Kreuz, dem
Sichgeben des Sohnes, kommt das Licht, kommt die Wahre Helligkeit in die Welt. An
ihm erkennen wir, was wahr und was falsch, was Helligkeit und was Dunkel ist. Mit
ihm geht uns das Licht der Wahrheit auf.“
An der Gegenwartskultur beanstandete
Benedikt ein „großes Gerede, in dem sich doch eine große Orientierungslosigkeit verbirgt.“
Christen sollten demgegenüber „Menschen des Tages“ sein, „Lichter für unsere Zeit.“
Die
fünf Täuflinge, die der Papst in dieser Nacht in die Kirche aufnahm, stammen aus Italien,
China und den USA. Sie hatten sich in den vergangenen Wochen in römischen Pfarreien
auf das Sakrament vorbereitet. Im Anschluss empfingen sie, wie bei erwachsenen Täuflingen
üblich, auch das Sakrament der Firmung und zum ersten Mal die Eucharistie, somit alle
drei Sakramente der christlichen Initiation.
In der Taufe mache Gott uns
„nicht nur zu Lichtmenschen, sondern auch zu Quellen, von denen lebendiges Wasser
ausgeht“, erklärte Papst Benedikt. „Wir alle kennen solche Menschen,
von denen wir irgendwie erfrischt und erneuert weggehen. Von denen etwas ausgeht wie
frisches Quellwasser. Wir brauchen da gar nicht an die Großen zu denken wie Augustinus,
Franz von Assisi, Teresa von Avila, Mutter Teresa und so fort, von denen wirklich
Ströme lebendigen Wassers in die Geschichte gekommen sind. Im Alltag finden wir sie
gottlob immer wieder, Menschen, die Quelle sind. Und freilich kennen wir auch das
Umgekehrte: Menschen, von denen eine Atmosphäre kommt wie von einem Tümpel mit abgestandenem
oder gar vergiftetem Wasser. Bitten wir den Herrn, der uns die Gnade der Taufe geschenkt
hat, dass wir immer Quellen reinen, frischen, lebendigen Wassers aus der Quelle seiner
Wahrheit und Liebe seien!“ Den Weg der Kirche verglich der Papst mit einem
Exodus durch ein „Meer aus Feuer und Kälte“. Zu allen Zeiten sei sie durch die „Todeswasser
der Geschichte“ bedroht.
„Immer scheint die Kirche untergehen zu müssen,
und immer ist sie schon gerettet. Seit Christus auferstanden ist, ist die Gravitation
der Liebe stärker als die des Hasses; die Schwerkraft des Lebens stärker als die des
Todes.“