Österreich/Türkei: Staikos hofft auf positiven „Obama-Effekt“
Der Besuch von US-Präsident
Barack Obama in der Türkei und das Zusammentreffen mit Patriarch Bartholomaios I.
am vergangenen Dienstag dürften positive Auswirkungen auf die Situation der christlichen
Minderheit im Land haben. Diese vorsichtig optimistische Einschätzung äußerte der
orthodoxe Metropolit von Österreich, Michael Staikos, im Gespräch mit „Studio Omega“.
Staikos, der derzeit ständiges Mitglied des Heiligen Synod – also der orthodoxen
Kirchenleitung – im Phanar ist, zeigte sich zuversichtlich, dass sich demnächst bezüglich
des Priesterseminars und der Theologischen Hochschule des Patriarchats von Konstantinopel
auf der Prinzeninsel Chalki etwas bewegen werde. Diese Einrichtung hatte der türkische
Staat vor 38 Jahren geschlossen. Eine Wiedereröffnung wurde bisher stets abgelehnt.
Da das Patriarchat seitdem keine Priester mehr ausbilden kann, steht es vor einer
ungewissen Zukunft. Das Seminar und die Hochschule müssten rasch wieder eröffnet werden
und Studenten des Patriarchats aus allen Ländern offenstehen, so Staikos. Es sei für
den Priesternachwuchs von außerordentlicher Bedeutung. Präsident Obama hatte dieses
Problem bei seinem Türkei-Besuch direkt angesprochen und vor dem türkischen Parlament
die Wiedereröffnung von Seminar und Hochschule gefordert.
Staikos unterstrich,
dass grundlegende Probleme wie die fehlende Rechtspersönlichkeit nicht nur das Ökumenische
Patriarchat sondern alle Kirchen in der Türkei betreffen würden. Die Kirchen versuchten
deshalb, auch nach außen hin mit einer Stimme zu sprechen und koordiniert vorzugehen.
Patriarch Bartholomaios I. habe stets die EU-Bestrebungen der Türkei unterstützt,
erinnerte Staikos, doch immer unter der Voraussetzung, dass die elementaren Menschenrechte
aller Bürger gewahrt werden. Bislang hätten sich mit den EU-Bestrebungen der Türkei
für die Kirchen jedenfalls noch keine substanziellen Verbesserungen ergeben.