Malaysia: Neuer Premier muss Rassismus-Problem lösen
Malaysia hat seit
Freitag einen neuen Regierungschef. Der 55-jährige Najib Razak war bisher Stellvertreter
des ehemaligen Premierministers Abdullah Badawi, der im Herbst letzten Jahres vorzeitig
aus dem Amt geschieden war. Mit Razak übernimmt in dem überwiegend islamisch geprägten
Land ein Muslim die Regierung, der eine katholische Erziehung genossen hat. Razak
besuchte eine Schule der irischen Patres des Schulbrüder-Ordens in Kuala Lumpur. Das
könnte in dem multiethnischen und multireligiösen Malaysia von Vorteil sein, sagte
uns Pater Lawrence Andrews. Er ist Herausgeber der nationalen katholischen Tageszeitung
„The Herald“. Um den von Korruption, Wirtschaftsflaute und politischen Konflikten
geplagten malaysischen Staat wieder aus der Krise zu führen, müsse Razak vor allem
das Rassismus-Problem im Land lösen, so Pater Lawrence.
„Schon vor seinem
Amtsantritt hat Najib Razak bereits verkündet, dass es ihm um ein geeintes Malaysia
geht, dass er eine Politik machen will, die den Rassismus und die Bevorzugung der
Malaien gegenüber den ethnischen Minderheiten überwindet. Razak scheint zu begreifen,
dass die ethnischen Konflikte dem Land große Schwierigkeiten bereiten, also versucht
er jetzt, Einheit herzustellen. Allerdings muss man sagen, dass auch der vorherige
Premier Badawi diesbezüglich erst große Versprechen gemacht hat, die er dann nicht
einhielt. Er hat sich als Premierminister letztlich nur für die Malaien eingesetzt.
Auch der neue Regierungschef Razak hat nun dieses ehrgeizige Versprechen gemacht,
er wolle sich für alle ethnischen Gruppen einsetzen. Ob er es wirklich schafft, für
Gleichberechtigung zu sorgen, wird sich zeigen.“
Um sein Ziel zu verwirklichen
müsse Razak auch auf parlamentarischer Ebene für mehr Demokratie sorgen, sagt Pater
Andrew. Für ein geeintes Malaysia müsse Razak auch auf die Opposition zugehen und
dafür sorgen, dass alle ethnischen Gruppen in der Regierung und im Abgeordnetenhaus
vertreten seien. – Wie schon sein Vorgänger Badawi gehört auch der neue Premier Razak
der Vereinten Malaiischen Nationalpartei (UMNO) an. Sie bezieht ihre Wählerschaft
aus der malaiischen, muslimischen Bevölkerungsmehrheit, also der Gruppe, die im Vergleich
zu ethnischen Minderheiten sozial besser gestellt ist und traditionell die Macht im
Land hat.