2009-04-04 14:39:25

D/Afghanistan: Neues Ehegesetz tritt Frauenrecht mit Füßen


RealAudioMP3 Schockiert reagieren christliche Menschenrechtsorganisationen auf das neue Ehegesetz in Afghanistan. Das Gesetz, das die Rechte von Frauen massiv einschränkt, war von Präsident Hamid Karzai ohne Parlamentsbeschluss erlassen worden. Für internationale Entrüstung sorgt vor allem Artikel 132, nach dem schiitische Ehefrauen den sexuellen Bedürfnissen ihrer Männer jederzeit nachkommen müssen. Das neue Gesetz tritt die in Afghanistan mühsam errungenen Frauenrechte mit Füßen, meint Selmin Calisk von der internationalen Hilfsorganisation „Medica Mondial“, die sich seit 2002 für die Rechte von Frauen in Afghanistan einsetzt. Gegenüber dem Kölner Domradio sagte Caliskan:

„Wir sind auf der einen Seite entsetzt, weil wir eigentlich durch unsere Öffentlichkeits- und Politikarbeit in den letzten Jahren viel erreicht haben. Auf der anderen Seite bemerken wir eine Gleichgültigkeit der internationalen Gemeinschaft, deren Unterstützung in den letzten sieben Jahren sehr stark abgenommen hat, wenn es um die Verwirklichung von Frauenrechten geht.“

Afghanistans Präsident Hamid Karzai gilt eigentlich als westlich aufgeschlossen. „Medica Mondial“ hat in Afghanistan aber andere Erfahrungen gemacht. Caliskan:

„Wir haben Karzai in den letzten sieben Jahren, in denen wir auch in Afghanistan in verschiedenen Provinzen tätig waren, nie als Unterstützung erlebt. Wir haben auch bei seinen öffentlichen Auftritten nicht gehört, dass er sich für Frauen einsetzt.“

Westliche Hilfsmaßnahmen für Afghanistan sind auch Thema des zur Stunde stattfindenden NATO-Gipfels in Baden-Baden. Die Bundesrepublik müsse stärker für den Schutz der Frauen in Afghanistan eintreten, so Caliskan:

„Deutschland muss sich dazu ganz öffentlich äußern, Außenminister Steinmeier und Kanzlerin Merkel sind hier gefragt. Sie müssen Karzai unter Druck setzen, so wie es Hillary Clinton getan hat. Und zwar muss er dieses Gesetz zurückziehen. Der Gesetzestext ist zum Beispiel noch gar nicht bekannt und wird auch zurückgehalten. Es gibt da also noch einen Moment, in dem man Einfluss nehmen kann, dass dieses Gesetz zurückgenommen werden muss.“

(domradio/rv 04.04.2009 pr)







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