2009-04-03 15:52:43

WJT: Politik nicht aussparen


RealAudioMP3 Mystik und Politik gehören zusammen - auch bei Weltjugendtagen. Das fordert der Dachverband der katholischen Jugendverbände in Deutschland, der BDKJ. Dessen Bundespräses Andreas Mauritz sprach mit Radio Vatikan über das große Potential der Jugendtreffen und die Chancen internationaler Zusammenarbeit, aber auch über Wünsche für die kommenden Weltjugendtage. - Gleiches tun dieser Tage in Rom Verantwortliche für die Jugendpastoral aus mehr als 60 Nationen. Bei einer vom päpstlichen Laienrat organisierten Konferenz bilanzieren sie das Jugendtreffen von Sydney und blicken voraus auf den Weltjugendtag in Madrid 2011.
Ein Beitrag von Birgit Pottler.

Um den Heiligen Geist, um Missionierung, Firmung und Zeugnis geben ging es in Sydney. Bischof Josef Clemens, Sekretär im Päpstlichen Laienrat und stets in die Vorbereitung der Weltjugendtage eingebunden, blickt zurück auf eine erfolgreiche und fruchtbringende Zeit:
„Die Tage in Sydney sind für alle Teilnehmer wirklich unvergessliche Tage geworden. Es sind viele Verbindungen entstanden, viele Freundschaften geschlossen worden. Alles zusammen hoffen wir, dass das weiter besteht und dass das auch in den Pfarreien und Gruppierungen der Jugend weiterhin Früchte trägt.“

Weltjugendtage, sagt Clemens, haben ein Davor und ein Danach, kommen nicht aus dem Nichts und lassen sich nicht auf ein bestimmtes Datum begrenzen. Und eben deshalb greifen sie Themen auf, die Jugendliche bewegen, aber eben deshalb sollten sie auch authentisch sein.

Hier setzt bei allen positiven Rückmeldungen die Kritik der katholischen Jugendverbände an. Der Papst habe viel über Schöpfung und Verantwortung des Einzelnen gesprochen, doch einzelne Entscheidungen der Organisatoren in Australien ließen sich damit „aus unserer Sicht nicht vereinen”, so Pfarrer Andreas Mauritz.

„Was wir dann vor Ort erlebt haben, war alles andere als ein guter Umgang mit der Schöpfung: ein großes Aufkommen an Müll, mit Blick auf Verpackungsmaterialien, mit Blick auf Kunsttaschen, die bei großen Veranstaltungen auf den Stühlen lagen, mit Blick auf den Inhalt im Weltjugendtagsrucksack wie Gutscheine für McDonalds oder weitere größere Sponsoren... Schon vor Ort, aber auch heute haben wir da noch massive Fragezeichen.“

Noch mehr Beteiligung junger Menschen wünscht sich der Seelsorger bei der Liturgie der Weltjugendtage. Deren Musik könne noch viel jugendgemäßer sein. Schon vor Sydney hätten das in gemeinsamen Treffen auch Verantwortliche anderer Kontinente angemahnt.

Auch könnten diese religiösen Treffen der Jugend der Welt noch internationaler werden. Die Jugendverbände plädieren für mehrsprachige Katechesen, nicht nur für Treffen in einzelnen Sprachgruppen:
„Wir glauben, dass Jugendliche sich auch während des Weltjugendtags, nicht nur in den Tagen zuvor, mehrsprachig über den Glauben, über das was sie bewegt, wovon sie träumen und über das, was der Glaube ihnen sagt, austauschen können.“

Um das Gastgeberland und seine Kirche kennen zu lernen, seien daher die so genannten „Tage der Begegnung“ in den Diözesen besonders wichtig. Warum dieses Vorprogramm seitens des Vatikans nicht offiziell und als fester Bestandteil der Weltjugendtage gefördert würde?
„Dass gerade diese Tage in den Diözesen ganz wichtige sind, wurde jetzt auch wieder von den fast 6.000 Pilgerinnen und Pilgern aus Deutschland bestätigt. Sie sagten, es war so wichtig, dieses Land ein Stück kennen zu lernen, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die Gastfreundschaft zu erfahren, und nicht nur kapriziert zu sein auf die Tage in Sydney, obwohl das für viele natürlich auch gute Tage waren.“

 
Die internationale Zusammenarbeit in der Jugendpastoral kann sich der BKDJ noch intensiver vorstellen. Die katholischen Jugendverbände sind ohnehin länderübergreifend vernetzt, dieser Reichtum an Erfahrungen und Ideen wird ihrer Meinung nach in der Weltkirche und seitens der verschiedenen Einrichtungen noch nicht voll ausgeschöpft. Seit einigen Jahren wächst der Wunsch auch unter anderen Verantwortlichen der Jugendpastoral. Der Einladung des deutschen Jugendbischofs Bode folgten Delegierte zahlreicher europäischer Länder, so Mauritz.
„Deutschland hat explizit von den anderen Ländern den Auftrag bekommen, dafür zu arbeiten. Es soll nicht der Eindruck entstehen, als wäre Deutschland das Land, das dies alles vorgibt, sondern es war eine große Bitte von anderen europäischen Ländern.“

 
„Es ist ein schwieriges Unterfangen“, sagt Mauritz, bei den religiösen Weltjugendtagen politisch orientierte Veranstaltungen zu platzieren, die auch „von Gerechtigkeit, von Frieden, von der Bewahrung der Schöpfung, von der Verantwortung für die Welt“ sprechen. Der päpstliche Laienrat und die jeweiligen Gastgeberländer sollten den Austausch zu diesen Zukunftsfragen nicht nur zulassen, sondern auch fördern, sagen die Jugendverbände.

Die weltpolitische Großwetterlage gibt denen, die Mystik und Politik verbinden wollen, zunächst recht: Klimawandel, Weltfinanzkrise, Debatten über ethisches Wirtschaften und Aufrufe des Papstes zu den großen politischen Themen… Doch Pfarrer Mauritz merkt mit Blick auf die Weltjugendtage skeptisch an:
„Ob das von allen so gesehen wird? Und ob solch ein großes Treffen dann auch als Plattform, um sich über diese Themen auszutauschen und sie aus dem Glauben heraus zu beleuchten, genutzt und gewollt wird...“

Spätestens in Madrid sollten diese zum Teil alarmierenden Themen angesprochen werden und nicht von Glaubensfragen gelöst werden. „Das ist, denke ich, eine große Chance wenn Jugendliche aus aller Welt zusammen kommen und mit ihrer Perspektive, mit ihrem Hintergrund, mit ihren Visionen für diese eine Welt mit Blick auf den Schöpfer und mit Blick auf Jesus Christus diese Fragen ins Wort bringen, an Verantwortliche appellieren aber auch sich selbst dazu ermutigen, sich in ihrem Handeln zum Positiven hin zu verändern, mit Blick auf die Bewahrung der Schöpfung zum Beispiel. Das ist auch eine große Chance. Wir werden nicht locker lassen, dies auch einzufordern.“

 

Am Palmsonntag auf dem Petersplatz übergeben Jugendliche aus Australien das WJT-Kreuz an Delegierte aus Spanien. Radio Vatikan überträgt den Papstgottesdienst zum diözesanen Weltjugendtag 2009 live und mit deutschem Kommentar ab 9 Uhr 25.

(rv 03.04.2009 bp)








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