Mystik und Politik
gehören zusammen - auch bei Weltjugendtagen. Das fordert der Dachverband der katholischen
Jugendverbände in Deutschland, der BDKJ. Dessen Bundespräses Andreas Mauritz sprach
mit Radio Vatikan über das große Potential der Jugendtreffen und die Chancen internationaler
Zusammenarbeit, aber auch über Wünsche für die kommenden Weltjugendtage. - Gleiches
tun dieser Tage in Rom Verantwortliche für die Jugendpastoral aus mehr als 60 Nationen.
Bei einer vom päpstlichen Laienrat organisierten Konferenz bilanzieren sie das Jugendtreffen
von Sydney und blicken voraus auf den Weltjugendtag in Madrid 2011. Ein Beitrag
von Birgit Pottler.
Um den Heiligen Geist, um Missionierung, Firmung und Zeugnis
geben ging es in Sydney. Bischof Josef Clemens, Sekretär im Päpstlichen Laienrat und
stets in die Vorbereitung der Weltjugendtage eingebunden, blickt zurück auf eine erfolgreiche
und fruchtbringende Zeit: „Die Tage in Sydney sind für alle Teilnehmer wirklich
unvergessliche Tage geworden. Es sind viele Verbindungen entstanden, viele Freundschaften
geschlossen worden. Alles zusammen hoffen wir, dass das weiter besteht und dass das
auch in den Pfarreien und Gruppierungen der Jugend weiterhin Früchte trägt.“
Weltjugendtage,
sagt Clemens, haben ein Davor und ein Danach, kommen nicht aus dem Nichts und lassen
sich nicht auf ein bestimmtes Datum begrenzen. Und eben deshalb greifen sie Themen
auf, die Jugendliche bewegen, aber eben deshalb sollten sie auch authentisch sein.
Hier
setzt bei allen positiven Rückmeldungen die Kritik der katholischen Jugendverbände
an. Der Papst habe viel über Schöpfung und Verantwortung des Einzelnen gesprochen,
doch einzelne Entscheidungen der Organisatoren in Australien ließen sich damit „aus
unserer Sicht nicht vereinen”, so Pfarrer Andreas Mauritz.
„Was wir dann
vor Ort erlebt haben, war alles andere als ein guter Umgang mit der Schöpfung: ein
großes Aufkommen an Müll, mit Blick auf Verpackungsmaterialien, mit Blick auf Kunsttaschen,
die bei großen Veranstaltungen auf den Stühlen lagen, mit Blick auf den Inhalt im
Weltjugendtagsrucksack wie Gutscheine für McDonalds oder weitere größere Sponsoren...
Schon vor Ort, aber auch heute haben wir da noch massive Fragezeichen.“
Noch
mehr Beteiligung junger Menschen wünscht sich der Seelsorger bei der Liturgie der
Weltjugendtage. Deren Musik könne noch viel jugendgemäßer sein. Schon vor Sydney hätten
das in gemeinsamen Treffen auch Verantwortliche anderer Kontinente angemahnt.
Auch
könnten diese religiösen Treffen der Jugend der Welt noch internationaler werden.
Die Jugendverbände plädieren für mehrsprachige Katechesen, nicht nur für Treffen in
einzelnen Sprachgruppen: „Wir glauben, dass Jugendliche sich auch während des
Weltjugendtags, nicht nur in den Tagen zuvor, mehrsprachig über den Glauben, über
das was sie bewegt, wovon sie träumen und über das, was der Glaube ihnen sagt, austauschen
können.“
Um das Gastgeberland und seine Kirche kennen zu lernen, seien
daher die so genannten „Tage der Begegnung“ in den Diözesen besonders wichtig. Warum
dieses Vorprogramm seitens des Vatikans nicht offiziell und als fester Bestandteil
der Weltjugendtage gefördert würde? „Dass gerade diese Tage in den Diözesen
ganz wichtige sind, wurde jetzt auch wieder von den fast 6.000 Pilgerinnen und Pilgern
aus Deutschland bestätigt. Sie sagten, es war so wichtig, dieses Land ein Stück kennen
zu lernen, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die Gastfreundschaft zu erfahren, und
nicht nur kapriziert zu sein auf die Tage in Sydney, obwohl das für viele natürlich
auch gute Tage waren.“
Die internationale Zusammenarbeit
in der Jugendpastoral kann sich der BKDJ noch intensiver vorstellen. Die katholischen
Jugendverbände sind ohnehin länderübergreifend vernetzt, dieser Reichtum an Erfahrungen
und Ideen wird ihrer Meinung nach in der Weltkirche und seitens der verschiedenen
Einrichtungen noch nicht voll ausgeschöpft. Seit einigen Jahren wächst der Wunsch
auch unter anderen Verantwortlichen der Jugendpastoral. Der Einladung des deutschen
Jugendbischofs Bode folgten Delegierte zahlreicher europäischer Länder, so Mauritz. „Deutschland
hat explizit von den anderen Ländern den Auftrag bekommen, dafür zu arbeiten. Es soll
nicht der Eindruck entstehen, als wäre Deutschland das Land, das dies alles vorgibt,
sondern es war eine große Bitte von anderen europäischen Ländern.“
„Es
ist ein schwieriges Unterfangen“, sagt Mauritz, bei den religiösen Weltjugendtagen
politisch orientierte Veranstaltungen zu platzieren, die auch „von Gerechtigkeit,
von Frieden, von der Bewahrung der Schöpfung, von der Verantwortung für die Welt“
sprechen. Der päpstliche Laienrat und die jeweiligen Gastgeberländer sollten den
Austausch zu diesen Zukunftsfragen nicht nur zulassen, sondern auch fördern, sagen
die Jugendverbände.
Die weltpolitische Großwetterlage gibt denen, die Mystik
und Politik verbinden wollen, zunächst recht: Klimawandel, Weltfinanzkrise, Debatten
über ethisches Wirtschaften und Aufrufe des Papstes zu den großen politischen Themen…
Doch Pfarrer Mauritz merkt mit Blick auf die Weltjugendtage skeptisch an: „Ob
das von allen so gesehen wird? Und ob solch ein großes Treffen dann auch als Plattform,
um sich über diese Themen auszutauschen und sie aus dem Glauben heraus zu beleuchten,
genutzt und gewollt wird...“
Spätestens in Madrid sollten diese zum Teil
alarmierenden Themen angesprochen werden und nicht von Glaubensfragen gelöst werden.
„Das ist, denke ich, eine große Chance wenn Jugendliche aus aller Welt zusammen
kommen und mit ihrer Perspektive, mit ihrem Hintergrund, mit ihren Visionen für diese
eine Welt mit Blick auf den Schöpfer und mit Blick auf Jesus Christus diese Fragen
ins Wort bringen, an Verantwortliche appellieren aber auch sich selbst dazu ermutigen,
sich in ihrem Handeln zum Positiven hin zu verändern, mit Blick auf die Bewahrung
der Schöpfung zum Beispiel. Das ist auch eine große Chance. Wir werden nicht locker
lassen, dies auch einzufordern.“
Am Palmsonntag
auf dem Petersplatz übergeben Jugendliche aus Australien das WJT-Kreuz an Delegierte
aus Spanien. Radio Vatikan überträgt den Papstgottesdienst zum diözesanen Weltjugendtag
2009 live und mit deutschem Kommentar ab 9 Uhr 25.