Vatikan: „Santo subito – aber nach gründlicher Prüfung“
Der Heilige Stuhl
will beim Seligsprechungsprozess für Papst Johannes Paul II. nichts überstürzen. Das
sagte der Präfekt der Heiligenkongregation, Erzbischof Angelo Amato, im Gespräch mit
uns. Der Prozess könne dank einer Entscheidung des Papstes „beschleunigt vorangehen“,
so Amato: „Das bedeutet, dass er nicht in die anderen Fälle eingereiht wird, von denen
derzeit mehr als tausend auf ein Urteil warten.“
„Weil es sich um einen
so bekannten und geliebten Papst handelt, verpflichtet die Schnelligkeit allerdings
zu großer Genauigkeit – in der Methode, im Inhalt und im Respekt vor den vorgesehenen
Prozeduren. Schnelligkeit bedeutet also nicht Eile oder Oberflächlichkeit, sondern
impliziert im Gegenteil Detailgenauigkeit und Professionalität.“
In der
polnischen Heimat Johannes Pauls wird spekuliert, dass dieser vielleicht schon im
Oktober zur Ehre der Altäre erhoben wird oder am 2. April nächsten Jahres, an seinem
fünften Todestag. Amato macht bei solchen Spekulationen nicht mit:
„Der
diözesane Prozess ist im Mai 2007 zu Ende gegangen. Seit November 2008 gibt es in
unserer Kongregation die so genannte „Positio“, die von den theologischen Beratern
einer ersten Prüfung unterzogen wird. Wie lange diese Prüfung dauert, lässt sich nicht
voraussagen. Wenn sie vorüber ist, wird das Urteil von Kardinälen und Bischöfen eingeholt
und kommt dann zum Papst: für das Dekret der „Verehrungswürdigkeit“. Dieses Dekret
ist wichtig, weil es den heroischen Tugendgrad feststellt. Auch das mutmaßliche Wunder
wird geprüft, unter anderem von Medizinern, Theologen sowie Kardinälen und Bischöfen.
Das Resultat wird dann dem Heiligen Vater für seine abschließende Entscheidung unterbreitet.
Erst wenn alle diese Prozeduren genau eingehalten worden und zu einem Abschluss gebracht
sind, wird man von einem eventuellen Datum für eine Seligsprechung reden können. Heute
wissen wir nicht, wann das sein wird!“
Papst Benedikt wird an diesem Donnerstagabend
eine Messe zur Erinnerung an seinen Vorgänger feiern, der am 2. April 2005 starb.
„Ich
glaube, dass der Wunsch nach einer baldigen Seligsprechung, den ja nicht nur die polnische
Nation, sondern viele in der Kirche haben, auch von Papst Benedikt geteilt wird –
und auch von unserer Kongregation. Die Zeit des Wartens auf eine mögliche Seligsprechung
sollte weniger von Neugier geprägt sein als von spirituellem Eifer, Gebet und Apostolat.“