2009-03-30 15:33:23

Vatikan/Frankreich: Bruder Alois, "jeder Weg der Ökumene ist wichtig"


RealAudioMP3 Bruder Alois, der Leiter der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, ist heute von Papst Benedikt XVI. in Privataudienz empfangen worden. Es ging um Afrika und um die Jugendlichen in der Welt von heute, sagte uns Bruder Alois im Anschluss.

„Ich habe dem Papst gesagt, wie wichtig es mir scheint, die Jugendlichen heute zu begleiten auf einem Glaubensweg. Da fühlen wir uns völlig verbunden mit dem Heiligen Vater. Er sagte neu, und das ist für uns in Taizé ermutigend, wie der Papst darauf besteht, die Gottesfrage heute ganz entscheidend ist in dem Sinn, dass Gott gegenwärtig ist in unserem Leben. Für viele Menschen ist Gott da, aber irgendwo weit weg. Dass aber Christus Mensch geworden ist, dass der Heilige Geist da ist, dass Gott auch in meinem Leben etwas tut und im Leben der Welt da ist, ist heute wohl eine ganz entscheidende Frage, an der wir arbeiten.“

Noch eine weitere Beobachtung zur Jugendseelsorge teilte Bruder Alois dem Papst bei seiner Audienz mit:

„Ich sagte dem Heiligen Vater, Jugendliche brauchen heute eine Erfahrung von Gemeinschaft, wie auch die Weltjugendtage sind. Das öffnet die Menschen heute für das Evangelium. Denn wenn man so etwas erlebt, wie unser europäisches Jugendtreffen in Brüssel mit 40.000 Jugendlichen, man wird in eine Familie aufgenommen, die man gar nicht kennt, das weckt ein Staunen, und man spürt, dass das Evangelium nicht eine Theorie ist, sondern etwas Lebendiges von heute.“

Papst Benedikt geht derzeit auf traditionsverbundene Katholiken zu. Darin sieht Bruder Alois keineswegs einen Affront für seine ökumenische Gemeinschaft, die jährlich Tausende Jugendliche unterschiedlicher Konfessionen und Weltanschauungen besuchen.

„Alle Richtungen sind wichtig in der Ökumene, und vielleicht war es dem Papst wichtig, in diese Richtung zu gehen, mit dem Teil der Kirche, die ganz stark auf die Tradition bestehen, die Einheit zu suchen und es nicht zu einer endgültigen Trennung kommen zu lassen. Ich verstehe das und ich glaube, dass das nicht bedeutet, dass dem Papst die anderen Richtungen der Ökumene weniger wichtig sind.“

Auch in Taizé beobachten die Mönche ein verstärktes Interesse der Jugendlichen an Liturgie – zum Glück, freut sich Bruder Alois.

„Ein Zeichen, dass unser Glaube nicht nur kopflastig ist! Da ist sicher eine ganz große Suche. In Taizé ist unser Gebet eigentlich sehr traditionell. Wir haben das Stundengebet angepasst an eine mehrsprachige Situation, und auch an eine Situation von heute, wo Menschen oft nicht mehr lange zuhören können. Das heißt, es braucht oft kurze Bibeltexte, die zur Mitte des Evangeliums führen. Außerhalb der Kirche kann man längere und schwierigere Texte nehmen, die eine Erklärung brauchen. Aber im Gebet kurze Bibeltexte, die Psalmen, vor allem eine Zeit der stille, ein Gesang. Jeden Freitag haben wir das Gebet vor dem Kreuz, am Samstagabend das Auferstehungslicht, das wir weitergeben. Das sind alles Elemente aus der Tradition. Es ist nur wichtig, glaube ich, dass wir auf diese Elemente nicht einfach so zurückgreifen, wie sie früher gelebt wurden, sondern dass wir diese Elemente durch ganz kleine Interpretationen auf eine neue Weise heute leben können.“

Innerhalb der katholischen Kirche meinen einzelne Gruppen, es sei an der Zeit, gerade das Katholische wieder mehr herauszuarbeiten. Taizé ist eine ökumenische Mönchsgemeinschaft, und ihre gesamte spirituelle Arbeit trägt ökumenische Züge. In welche Richtung geht die Jugendseelsorge?

„Die Zukunft liegt darin, dass wir unser christliches Profil stärken – nicht im Sinn eines engen Konfessionalismus, sondern dass wir wirklich zu den Quellen des Glaubens gehen.“

Zwei Beispiele nennt Bruder Alois dafür: die Taufe und die Heilige Schrift. Voll Dankbarkeit erzählt der Leiter der Gemeinschaft von Taizé, dass er an der vergangenen Bischofssynode über das Wort Gottes teilnehmen durfte.

„Ich habe dort gespürt, wie stark von allen Bischöfen dieses Drängen war, das Wort Gottes mehr in die Mitte unseres Glaubens zu stellen. Dieses Drängen war deutlich spürbar auf verschiedenen ebenen – Bibeln drucken, in alle Sprachen übersetzen, Lectio Divina, die Sonntagslesungen müssen besser gelesen werden. Auf ganz verschiedenen Ebenen wurde die Sehnsucht zum Ausdruck gebracht, die Bibel in die Mitte unseres Glaubens zu stellen, sodass es den Tisch des Brotes und den Tisch des Wortes gibt. Ich war sehr dankbar dafür, weil das auch etwas sehr Ökumenisches ist! Da liegt noch ein weites Feld, wo wir noch viel zu wenig getan haben. Dieses Feld muss beackert werden, da kann man noch säen, da kann etwas wachsen im gemeinsamen Bibellesen. Was hindert uns daran, dass wir als Christen verschiedener Konfessionen zusammenkommen, um auf das Wort Gottes zu hören?“

Ebenfalls Aufholpotential in Sachen Ökumene sieht Bruder Alois in der Taufe.

„Was hindert uns daran, tiefer zu verstehen und uns die Frage zu stellen, wie eint uns eigentlich die Taufe? Denn die Taufe bedeutet, dass wir zu Christus gehören. Taufe und Wort Gottes, da geschieht schon etwas an Einheit, auch wenn das noch vervollkommnet werden muss. Aber da ist schon etwas an Einheit da, und davon leben wir in Taizé.“

(rv 30.03.2009 gs)








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