2009-03-27 11:39:23

Italien: Der Kardinal und der Moslem


RealAudioMP3 Religionen sollten die Menschheit nicht spalten, sondern in einer Menschheitsfamilie zusammenführen. So weit, so gut. Aber haben sie dazu überhaupt das nötige Rüstzeug? Darum ging es jetzt bei einer Tagung in Rom, auf der sich ein Kardinal neben einem bekannten islamischen Denker wiederfand. Das Christentum sei von seinem Wesen her völkerverbindend, meinte der Patriarch von Venedig, Kardinal Angelo Scola, der sich sehr im Gespräch mit dem Islam engagiert:

„Alle Menschen sind aus unserer Sicht ja Kinder desselben Vaters, und alle sind in ihrem Wesen geeint – trotz der Unterschiede in Rasse, Volk, Religion oder Kultur. Das Entscheidende am Christentum ist das Zeugnis: Jesus hat ja sein Leben für das Heil aller Menschen gegeben.“ 
Auch der Islam sieht sich als Religion universeller Brüderlichkeit, stimmte der muslimische Soziologe Khaled Fouad Allam ein. Die Religionen müssten aber ihr einigendes Potential nicht nur im Dialog ihrer Spitzenvertreter ausleben, sondern auf die Straßen tragen – hier liege die Haupt-Herausforderung.

„Wenn wir gleich aus der Tür treten, laufen uns Chinesen, Inder, Tamilen, Afrikaner, Araber, Latinos über den Weg. Wie kann ich das für mein Leben fruchtbar machen? Dass das nicht nur ein zufälliges Begegnen bleibt? Das geht doch nur durch einen Schul- und Ausbildungspakt: Wir müssen an die Schulen ran! Da haben wir eine kollektive ethische Verantwortung.“ 
Nicht „Leben und leben lassen” sei die eigentliche Toleranzformel, sondern gemeinsam Zeugnis geben, damit die Menschheit ihr einigendes Band erkennt. Für einen Moment wurden bei den Gesprächen in Rom die Umrisse gemeinsamer christlich-islamischer Schulen sichtbar, die es in ferner Zukunft vielleicht einmal geben wird...
(rv 27.03.2009 sk)







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