Die Papst-Äußerung zu Kondomen sorgt für eine nicht abreißende Debatte in mehreren
europäischen Ländern. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner verteidigte Benedikt XVI.
„Dem Papst wurde unterstellt, er habe alle Welt aufgefordert, keine Kondome zu benutzen.
Das hat er aber gar nicht getan“, so Meisner in der „Bild“-Zeitung. Der Papst habe
keinen Mann, der wahllos mit Frauen schlafe, aufgefordert, auch noch auf Kondome zu
verzichten. „Vielmehr hat er darauf hingewiesen, dass man dafür sorgen muss, dass
solche Männer auf ihren unverantwortlichen Umgang mit Sexualität verzichten“, sagte
Meisner.
In Belgien forderten Abgeordnete, den Botschafter des Landes beim
Vatikan aus Protest zeitweise abzuziehen. Ein entsprechender Resolutionsentwurf von
Abgeordneten aus sechs Parteien soll in den nächsten Wochen im Parlament zur Abstimmung
kommen. Der Text fordert die Regierung auf, „die gefährlichen und unverantwortlichen
Äußerungen des Papstes“ während seiner Afrika-Reise vergangene Woche zu verurteilen
und offiziell dagegen zu protestieren. Benedikt hatte gesagt, das Aids-Problem lasse
sich nicht „durch die Verteilung von Kondomen regeln“, vielmehr verschlimmere sich
dadurch das Problem. Das renommierte britische Medizinjournal „The Lancet“ wirft
Benedikt XVI. Ignoranz in der Kondom-Debatte vor. Der Papst habe öffentlich wissenschaftliche
Belege verzerrt dargestellt, um die Verbreitung der katholischen Lehre zu fördern,
zitiert die BBC am Freitag aus dem Blatt. Die Kritik des weltweit bekannten Fachmagazins
wird dort als „außergewöhnlich scharf“ bezeichnet. Laut BBC fordert „The Lancet“ den
Vatikan zu einem Widerruf auf.
Der irische Sänger und Afrika-Aktivist Bono
nannte die Äußerung Benedikts „Besorgnis erregend”. In Afrika stürben Tausende von
Menschen an den Folgen einer HIV-Infektion. „Alle Experten fordern immer wieder, dass
mehr Kondome in Afrika verteilt werden müssten“, so der Sänger.