Argentinien: Kirche ortet Defizite in der Demokratie
Argentinien hat ein
Demokratiedefizit. Das beanstanden die Bischöfe des südamerikanischen Schwellenlandes,
die sich in diesen Tagen zum Ad Limina-Besuch in Rom aufhalten. Vor dem 200. Jahrestag
der Unabhängigkeit Argentiniens haben die Bischöfe ein Dokument erarbeitet, in dem
sie auf die große moralische Krise eingehen, die das Land aus ihrer Sicht durchläuft.
Das zeigt sich etwa in der Verbreitung der Korruption, sagte im Gespräch mit uns Enrique
Eguía Seguí, Weihbischof von Buenos Aires und Generalsekretär der argentinischen Bischofskonferenz.
„Das
ist die große Herausforderung, denn die Korruption in Argentinien beschränkt sich
ja nicht auf den Privatbereich. Sie hat sich institutionalisiert. Es ist eine Kultur
entstanden, in der man scheinbar nur auf diesem Weg vorankommt. Daran leiden die Ärmsten
am meisten. Hier brauchen wir eine echte Gewissensbildung. Unser ganzes institutionelles
System, unsere Demokratie braucht mehr ethisches Denken.“
Grundlegend scheint
dem Bischof ein neuer Respekt für die Gewaltenteilung im Staat. Argentinien habe da
ein ziemliches Defizit aufgebaut.
„Legislative, Judikative und Exekutive
müssen getrennt sein. Als Kirche sehen wir, dass die demokratische Qualität in unserem
Land abgenommen hat, weil es hier zu einer Vermischung der Gewalten, der Rollen gekommen
ist. Es geht heute in Argentinien darum, wieder eine echte repräsentative Demokratie
zu erlangen. Unsere ganze Seelsorge steht im Moment unter einem Motto: dass man vom
Einwohner zum verantwortlichen Bürger wird.“