Vatikan: Afrikareise „im Zeichen von Realismus und Hoffnung“
„Ich hatte die Möglichkeit,
Völkern zu begegnen, die fest mit geistlichen Traditionen verwurzelt sind und sich
danach sehnen, dass ihr Wohlstand im rechten Maß wächst.“ So beurteilt Papst Benedikt
XVI. nach seiner Rückkehr die Pastoralreise nach Afrika in einem Telegramm an Italiens
Staatspräsident Giorgio Napolitano.
Vatikansprecher Pater Federico Lombardi
spricht rückblickend von einer Reise „im Zeichen von Realismus und Hoffnung“. Gegenüber
Radio Vatikan sagte der Jesuit:
„Der Papst hat die Realitäten Afrikas auf
konkrete Weise erlebt. Er hat die großen Probleme des Kontinents beleuchtet, aber
er hat auch dazu ermuntert, mit einer christlichen Brille nach vorne zu schauen. Diese
Botschaft der Hoffnung gilt natürlich allen Christen weltweit, aber für Afrika kann
dieser Ausdruck besondere Bedeutung haben, gerade weil wir um die dramatischen Probleme
des Kontinents wissen. Die Einladung zur Hoffnung ist dringlich, und es ist richtig,
dass der Papst an den großen Wert dieser Tugend für alle Christen, die auf diesem
Kontinent wirken, erinnert hat.“
Während die Begegnung mit Jugendlichen
auf Pastoralreisen zur Tradition geworden sei, wollte der Papst diesmal den Frauen
besondere Aufmerksamkeit schenken, betont Lombardi:
„Im Bewusstsein ihrer
fundamentalen Rolle bei der Weitergabe des Lebens, im Zentrum der Familie aber auch
der Gesellschaft. Die Frau hat auch Gaben und Charismen, die zu Verständnis, zu Dialog
und zu gegenseitigem Respekt verhelfen.“
Es sei eine gute Entscheidung
gewesen, noch vor der Sonderbischofsversammlung für Afrika im Oktober nach Kamerun
und Angola zu reisen, meint Lombardi. Dass der Papst persönlich das Instrumentum Laboris
überreicht habe, gebe den Vorbereitungen der Synode einen entscheidenden Impuls:
„Das
zeigt, dass der Papst und die Weltkirche großes Interesse an diesem Ereignis haben,
es verfolgen, daran teilhaben möchten und es im Gebet begleiten.“
Schon
während der fliegenden Pressekonferenz hatte Benedikt XVI. schmunzelnd auf die Frage
nach dem Mythos seiner Einsamkeit im Vatikan reagiert. Nach der Rückkehr aus Afrika
und den Bildern jubelnder Menschen am Straßenrand betont der Papstsprecher:
„Von
Einsamkeit kann man wirklich nicht sprechen. Wir haben ja gesehen, dass auch die Bischöfe
in den letzten Monaten ihre Solidarität zum Ausdruck bringen wollten. Wir haben den
Enthusiasmus und die offenen Arme zahlreicher Völker gesehen. Der Papst fühlt sich
nicht allein, weder was die Leitung der Kirche angeht, noch was die Menschen angeht,
denen er begegnet.“
In Afrika wurden die kirchlichen wie politischen Ansprachen
des Papstes auch in den Medien positiv dargestellt. Zum Widerspruch zur Berichterstattung
in den westlichen Medien konstatiert Lombardi:
„Ich habe den Eindruck, dass
es für den Westen schwierig ist, die besondere Einstellung zu begreifen, mit der die
Kirche Entwicklung und Fortschritt der Völker sieht. … Ich habe, an der Seite des
Papstes, diese hunderttausenden Menschen gesehen: Das sind keine Nummern, keine Tiere,
die es einzugrenzen, oder mit Macht, mit wirtschaftlichen, polizeilichen oder sonstigen
Maßnahmen zu regieren gilt. Das sind Personen. Hinter jedem Gesicht sieht die Kirche
eine Person mit unendlicher Würde, eine Person die dazu gerufen ist, ihre Verantwortung
wahrzunehmen und zu wachsen. Das scheint in vielen der Positionen, die wir in diesen
Tagen zu Afrika und seiner Zukunft gehört haben, zu fehlen.“