2009-03-24 11:48:51

Griechenland: Für Wiederbelebung des Frauendiakonats


RealAudioMP3 Für eine Wiederbelebung des Frauendiakonats in der Kirche plädiert der griechisch-orthodoxe Theologe Evangelos Theodorou. Bei einem Besuch in Österreich bekräftigte der renommierte Athener Liturgiewissenschaftler, dass in der alten Kirche des Ostens Frauen zu Diakoninnen geweiht worden seien. Diese Weihe habe sakramentalen Charakter gehabt und sei mit jener für Männer vergleichbar gewesen. Theodorou nennt dafür im Gespräch mit Wiener Journalisten mehrere Indizien: der Altarraum als Ort der Weihe, die verwendeten Gebete wie auch die Tatsache, dass die Weihe innerhalb der Eucharistiefeier stattfand. Die Beweise seien eindeutig, findet der orthodoxe Theologe.
Zu den vielfältigen Verantwortungsbereichen der Diakoninnen gehörte an erster Stelle die karitative Arbeit; weiter hatten sie aber auch zahlreiche katechetische und liturgische Aufgaben inne. In besonderer Weise waren sie dabei für Frauen zuständig. Nicht nur im Osten, sondern auch in der westlichen Kirche habe es vom 5. bis zum 11. Jahrhundert Diakoninnen gegeben, wenn auch in weit geringerem Ausmaß, so Theodorou weiter. Er nannte u.a. die heilige Radegunde, Frau des Frankenkönigs Chlothar I., die im sechsten Jahrhundert zur Diakonin geweiht wurde. Belegt seien aus dem 11. Jahrhundert auch Briefe dreier Päpste an Bischöfe, wonach diese Frauen zu Diakoninnen ordinieren durften.
Überreste des Frauendiakonats hätten sich bis heute erhalten, so Theodorou weiter, und zwar sowohl in der orthodoxen wie auch lateinischen Kirche. Für den Osten nannte er das Frauenkloster Agia Triada auf der griechischen Insel Ägina, für den Westen Klöster der Karthäuserinnen in Oberitalien und Südfrankreich, in denen einige Ordensschwestern ordiniert seien; diese wirkten allerdings nur im internen Bereich.
2004 sprach sich der Synod der orthodoxen Kirche in Griechenland - nicht zuletzt auf Basis der Vorarbeiten von Professor Theodorou – für die Wiederbelebung des Diakonats für Frauen aus und stellte es jedem Bischof frei, dies in seiner Diözese in die Praxis umzusetzen. Wie Theodorou sagte, würden die Bischöfe bisher allerdings noch zögern, obwohl viele dem Frauendiakonat gegenüber sehr positiv eingestellt seien. Das treffe auch auf den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. zu. Starke Bestrebungen für den Frauendiakonat kämen auch aus den orthodoxen Kirchen in den USA. Zur Frage, was letztlich dazu führte, dass das Frauendiakonat ab dem 11. Jahrhundert im Westen und mit dem Ende des byzantinischen Reiches im 15. Jahrhundert auch im Osten so gut wie verschwand, führt der griechische Liturgiewissenschaftler an erster Stelle den Verfall des kirchlichen Lebens an, bedingt etwa durch Kreuzzüge oder die Herrschaft der Osmanen. Dazu sei vielerorts eine wachsende Diskriminierung der Frau gekommen. Der Diakonat der Frauen sei eng verbunden gewesen mit der „Blüte des pastoralen Lebens“, wie Theodorou sagte. Mit dem Ende dieser Blütezeit sei auch das weibliche Weiheamt in Vergessenheit geraten.
Evangelos Theodorou ist Professor emeritus der Orthodoxen Theologischen Fakultät der Universität Athen und Ehrenmitglied der Stiftung Pro Oriente.

(kap 24.03.2009 sk)







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