Griechenland: Für Wiederbelebung des Frauendiakonats
Für eine Wiederbelebung
des Frauendiakonats in der Kirche plädiert der griechisch-orthodoxe Theologe Evangelos
Theodorou. Bei einem Besuch in Österreich bekräftigte der renommierte Athener Liturgiewissenschaftler,
dass in der alten Kirche des Ostens Frauen zu Diakoninnen geweiht worden seien. Diese
Weihe habe sakramentalen Charakter gehabt und sei mit jener für Männer vergleichbar
gewesen. Theodorou nennt dafür im Gespräch mit Wiener Journalisten mehrere Indizien:
der Altarraum als Ort der Weihe, die verwendeten Gebete wie auch die Tatsache, dass
die Weihe innerhalb der Eucharistiefeier stattfand. Die Beweise seien eindeutig, findet
der orthodoxe Theologe. Zu den vielfältigen Verantwortungsbereichen der Diakoninnen
gehörte an erster Stelle die karitative Arbeit; weiter hatten sie aber auch zahlreiche
katechetische und liturgische Aufgaben inne. In besonderer Weise waren sie dabei für
Frauen zuständig. Nicht nur im Osten, sondern auch in der westlichen Kirche habe es
vom 5. bis zum 11. Jahrhundert Diakoninnen gegeben, wenn auch in weit geringerem Ausmaß,
so Theodorou weiter. Er nannte u.a. die heilige Radegunde, Frau des Frankenkönigs
Chlothar I., die im sechsten Jahrhundert zur Diakonin geweiht wurde. Belegt seien
aus dem 11. Jahrhundert auch Briefe dreier Päpste an Bischöfe, wonach diese Frauen
zu Diakoninnen ordinieren durften. Überreste des Frauendiakonats hätten sich bis
heute erhalten, so Theodorou weiter, und zwar sowohl in der orthodoxen wie auch lateinischen
Kirche. Für den Osten nannte er das Frauenkloster Agia Triada auf der griechischen
Insel Ägina, für den Westen Klöster der Karthäuserinnen in Oberitalien und Südfrankreich,
in denen einige Ordensschwestern ordiniert seien; diese wirkten allerdings nur im
internen Bereich. 2004 sprach sich der Synod der orthodoxen Kirche in Griechenland
- nicht zuletzt auf Basis der Vorarbeiten von Professor Theodorou – für die Wiederbelebung
des Diakonats für Frauen aus und stellte es jedem Bischof frei, dies in seiner Diözese
in die Praxis umzusetzen. Wie Theodorou sagte, würden die Bischöfe bisher allerdings
noch zögern, obwohl viele dem Frauendiakonat gegenüber sehr positiv eingestellt seien.
Das treffe auch auf den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. zu. Starke Bestrebungen
für den Frauendiakonat kämen auch aus den orthodoxen Kirchen in den USA. Zur Frage,
was letztlich dazu führte, dass das Frauendiakonat ab dem 11. Jahrhundert im Westen
und mit dem Ende des byzantinischen Reiches im 15. Jahrhundert auch im Osten so gut
wie verschwand, führt der griechische Liturgiewissenschaftler an erster Stelle den
Verfall des kirchlichen Lebens an, bedingt etwa durch Kreuzzüge oder die Herrschaft
der Osmanen. Dazu sei vielerorts eine wachsende Diskriminierung der Frau gekommen.
Der Diakonat der Frauen sei eng verbunden gewesen mit der „Blüte des pastoralen Lebens“,
wie Theodorou sagte. Mit dem Ende dieser Blütezeit sei auch das weibliche Weiheamt
in Vergessenheit geraten. Evangelos Theodorou ist Professor emeritus der Orthodoxen
Theologischen Fakultät der Universität Athen und Ehrenmitglied der Stiftung Pro Oriente.