2009-03-23 15:44:46

Bilanz aus Korrespondentensicht: „Papst ist Hirte Afrikas“


RealAudioMP3 Aus kirchlicher Sicht ist an diesem Montag eine erfolgreiche Papstreise zu Ende gegangen. Benedikt XVI. hat mit seinem Besuch in Kamerun und Angola die gesteckten Ziele erreicht. Eine Bilanz unserer Korrespondentin Birgit Pottler:

„Der Papst ist Hirte Afrikas“, schrieben die Bischöfe Kameruns in ihrer Handreichung zum Besuch Benedikts XVI. Sie wiesen von Anbeginn an darauf hin: Der Besuch des Papstes hat zwei Etappen - beide beziehen sich auf den ganzen Kontinent, beide zusammen machen diese erste Afrikareise des Kirchenoberhaupts aus.

Deshalb gab es keine namentlichen Forderungen an die politischen Führer Kameruns, das Land nicht als ihr Eigentum zu betrachten oder noch konkreter - bei sich selbst angefangen - gegen Korruption vorzugehen. Deshalb wurden die Wirtschaftsgrößen Angolas nicht namentlich benannt, als der Papst von den Menschen unterhalb der Armutsgrenze sprach und sagte: „Enttäuscht ihrer Erwartungen nicht.“ Vielmehr waren beide Länder exemplarisch, um die Probleme anzusprechen, die den ganzen Kontinent betreffen. In der Rede an die Politiker und Diplomaten wurde Benedikt XVI. konkret, wiederholte Forderungen aus der Friedensbotschaft und der Neujahrsansprache an die Diplomaten und mahnte zu internationaler Aufmerksamkeit für Afrika. Die Hauptthemen: Demokratisierung, transparente Politik, Achtung der Menschenrechte, effektive Gesundheitssysteme und die Einlösung der Versprechen seitens der internationalen Staatengemeinschaft, denn die Entwicklungshilfe dürfe nicht ein weiteres Opfer der weltweiten Finanzkrise werden.

Benedikt XVI. hat die Menschen Afrikas angesprochen. Sie haben sich nicht von weiten Wegen, nicht von fehlenden Eintrittskarten und auch nicht von Maschinengewehren im Anschlag und Armeeangehörigen auf ihren Hausdächern oder Balkonen abhalten lassen, dem Papamobil zuzutrommeln, still mitfeiernd vor den Stadien auszuharren, drinnen zu tanzen und mit dutzenden Balafonen das Rund zu füllen oder mit Ansprachen, Geschenken und Plakaten dem Papst das zu sagen, was sie denken. Die Aussage einer Frau „Wir warten nicht, bis uns ein Platz zugesprochen wird, wir haben ihn uns genommen“ am Sonntag Nachmittag in Luanda mag davon Zeugnis geben. Die afrikanischen Katholiken tun und leben, wo und wenn es nötig ist. Ein Besuch des Papstgefolges bei den Angehörigen einer der beiden während des Jugendtreffens ums Leben Gekommenen ist umgekehrt symbolisch für die Nähe des Gastes aus der Weltkirche zu den Menschen in Afrika.

Kamerun und Angola sind zwei Welten auf einem Kontinent. Papst Benedikt hat sie in den Predigten vereint. Der Besuch des Kirchenoberhaupts war eine Pastoralreise, er wollte den Glauben in Afrika stärken. „Habt keine Angst, Hoffnung zu haben“, sagte Benedikt in Yaoundé. „Habt keine Angst, als Christen zu leben“, in Luanda. Erst eine Einführung in den Glauben, dann konkrete Beispiele. „Habt keine Angst“ heißt es zunächst aus Kamerun vor allem für die Eltern, die Kinder in christlichen Werten zu erziehen, für den fruchtbaren Dialog zwischen alten Traditionen und der Moderne und dem Nein zu den Versuchungen des Geldes und der Macht. In Angola rief Benedik nach einer solidarischeren und gerechteren Gesellschaft in Afrika, die auch in ihren Werten zutiefst afrikanisch sei. „Habt keine Angst“ heißt es von hier für Christen in Kirche und Gesellschaft, diese Werte umzusetzen, selbst wenn es bedeute Stein des Anstoßes zu sein, angesichts von Härte und einer Mentalität, die Menschen als Ware und nicht als Brüder und Schwestern sieht.

Eine „Theologie der Brüderlichkeit“ gegen die mörderischen Konflikte auf dem Kontinent forderte der Papst vor den Bischöfen Kameruns, Evangelisierung und konkrete Hilfe für die vielfältig bedrohte Familie dann in Angola und animierte dazu „die Stimme zu erheben“, um das Leben, das heilig ist, zu verteidigen.

Benedikt XVI. ist den Realitäten Afrikas begegnet, der Armut, dem Reichtum an Bodenschätzen, den Krankheiten, „der zerstörerischen Macht der Bürgerkriege“, der Fülle an Traditionen und Religionen, dem friedlichen Miteinander genauso wie den Folgen von Habgier und hasserfüllter Zerstörungswut. „Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden“ war die Reise überschrieben, unter gleichem Titel wird die Bischofsversammlung für Afrika alle Themen wieder aufnehmen.

Die Papstworte am Sonntag an die Frauen sowie die couragierten und selbstbewussten Zeugnisse der Afrikanerinnen selbst zeigen, wie sehr Benedikts Reiseprogramm auf die afrikanische Wirklichkeit einging. Er selbst hatte entschieden, zu dieser Begegnung in ein Armenviertel von Angolas Hauptstadt zu gehen. Die Regierung hätte ihm lieber andere Gegenden gezeigt. Es geht auch bei diesem Treffen nicht um innerkirchliche Reizthemen, sondern vorwiegend um die Rolle der Frau in Afrika. Denn auch wenn die Traditionen der Ethnien den Mann größtenteils als Häuptling sehen wollen, in der Praxis ist es die Frau, die entscheidet. Benedikt fordert volle gesellschaftliche Gleichberechtigung und die Mithilfe der Männer in der Familie. Doch die Frau erhalte ihre Würde nicht erst durch diese Maßnahmen von außen. Sie schenkt leben, ist Keimzelle der Familie, deren Stabilität wiederum unverzichtbar für die Gesellschaft ist.

Gespräche in Afrika haben mir gezeigt: Die Frau ist faktisch im Mittelpunkt, sie ist - äußere verfremdende Einflüsse ausgenommen - verantwortlich für die Zukunft der Familie und lange Jahre auch für die Weitergabe von Werten an die Kinder; so gesehen also auch für die Sexualerziehung.

Erst hier sehe ich wieder eine Verbindung zur „Kondomdebatte“ in den westlichen Medien.

Dieses Thema verdrängte die aus kirchlicher und afrikanischer Sicht erfolgreiche Reise zu unrecht aus Zeitung, Radio und Fernsehen. Die einseitige Berichterstattung lies für „die Trauer und Angst“, aber auch „die Freude und Hoffnung“ Afrikas keinen Raum mehr.

(rv 23.03.2009 bp)








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