"Papstaussage zu Kondomen ist kein Thema in Afrika"
Wie haben die Katholiken
in Yaounde den ersten Gottesdienst dieses sehr europäischen Papstes auf afrikanischem
Boden erlebt? Unsere Korrespondentin Birgit Pottler im Gespräch.
Die Menschen
haben diesen Gottesdienst wirklich mitgefeiert. Die wenigsten sind gekommen, um den
Papst zu sehen und da ein Foto zu machen, die meisten besitzen keine Kamera, die haben
wirklich Gottesdienst feiner wollen, obwohl sie in diesem Stadium so gut wie nichts
gesehen haben. Diese 60.000 hatten freien Blick auf das Fußballfeld bzw. auf einen
kleinen Bildschirm, der im Stadium angebracht war. Den Papst haben sie nicht gesehen,
und trotzdem haben sie einfach mitgefeiert. Sie haben intensiv gesungen, der Chor
hat sich bei jedem Gesang von rechts nach links gewogen im Rhythmus, die Menschen
haben fast das Tanzen begonnen, und als nach der Predigt ein kurzer Moment der Stille
ausgerufen wurde, war es wirklich still. Ich stand auf diesem Fußballfeld und es war
still.
Auffallend außerdem war die Kleidung, in diesen Tagen hier laufen ganz
viele in Kleidern aus dem gleichen Stoff durch die Stadt. Diesen Stoff hat sowohl
die Stadt verteilt als auch die Regierung und das Erzbistum von Yaounde – den Stoff,
aber ansonsten nichts. Die Menschen haben eine unheimliche Fantasie, sich aus diesem
Stoff Kleider zu nähen. Die sind ausgeschnitten, tailliert, mal weit und lang, die
Männer nähen sich Hemden und Hosen, es gibt Kopfbedeckungen aus dem Stoff, die Chormitglieder
hatten die Stola aus diesem Stoff. Er zeigt immer den afrikanischen Kontinent, das
Papstwappen und das Motto der Synode und der Reise: Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung.
Ein kleines Detail: Der Stoff, der von der Regierung verteilt wird, hat neben dem
Papstfoto auch das Foto des Präsidenten.
Was halten die Menschen vom Papstbesuch?
Die Katholiken in der Stadt sind sehr angetan und sagen, der Papstbesuch ist für
uns eine Gnade, manche sehen es fast als Wunder und meinen, das sei ein Beweis dafür,
dass Gott Kamerun wirklich liebt, da jetzt schon zum dritten Mal ein Papst im Land
ist. Ich habe im Hotel aber auch Geschäftsleute gesehen, die mit der Kirche nicht
so viel zu tun haben. Da habe ich auch die Frage gehört: was macht der Papst eigentlich
hier, warum ist er gekommen? Das kostet ja auch so viel Geld. Die Regierung hat den
ganzen Besuch finanziert und wird wohl auch versuchen, ihn für sich ein bisschen auszuschlachten.
Das wiederum wird von den Katholiken sehr kritisiert.
In hiesigen Medien wird
die Frage Aids und Kondome sehr intensiv debattiert. Ist das auch in Afrika ein so
bestimmendes Thema, wenn man vom Papstbesuch spricht? In den Medien gar nicht.
Am Tag nach der Aids-Aussage des Papstes habe ich zum Beispiel einen Satz zu Aids
in einer sehr umfangreichen Presseschau gefunden, da ging es aber schlicht darum:
Der Papst fordert freien Zugang zu medizinischer Versorgung für Aidskranke. Eine Forderung,
die sich auch im Arbeitspapier für die Synode wiederholt. Also hier geht’s um die
Versorgung und nicht darum, was der Papst über Kondome gesagt hat. Und heute nach
der Messe konnte ich kurz mit einem einfachen Gläubigen sprechen, ein Mann, der sagte:
Der Papst hat Recht. Wir kommen nicht einfach mit jedem oder jeder ins Bett gehen.
Sondern wir müssen uns selbst zur Verantwortung rufen.
Ist schon jetzt, am
dritten Tag Benedikt in Kamerun bzw. später Angola, der Bezug zu ganz Afrika da? Ja
vor allem am dritten Tag selbst – das ist der Tage der Kirche Afrikas. Gestern war
es die Kirche in Kamerun, die Bischöfe, die Laien, die Priester, heute mit dem Schwerpunkt
des Instrumentum Laboris für die Afrikasynode war es die Kirche Afrikas. Die Menschen
in Kamerun betonen immer wieder, wir sind Kleinafrika, die Probleme, die wir haben,
die hat der ganze Kontinent. Und das gilt auch für die Kirche hier. (rv 19.03.2009
bp)