Papst an Moslems: „Glaube und Vernunft stützen sich gegenseitig”
Benedikt XVI. hat
zu enger Zusammenarbeit von Katholiken und Moslems in Afrika aufgerufen. In Yaoundé
traf sich der Papst am Donnerstag Vormittag mit zwanzig Vertretern der islamischen
Gemeinschaft von Kamerun. Etwa ein Fünftel der Einwohner von Kamerun sind Moslems;
sie wohnen vor allem im Norden, an der Grenze zu Nigeria.
„Kamerun beherbergt
Tausende von Christen und Moslems, die häufig Seite an Seite leben, arbeiten und ihren
Glauben ausüben. Die Anhänger beider Religionen glauben an einen einzigen und barmherzigen
Gott, der am Jüngsten Tag die Menschheit richten wird. Gemeinsam treten sie für die
grundlegenden Werte der Familie, der sozialen Verantwortung, des Gehorsams gegenüber
Gott und der Liebe zu den Kranken und Leidenden ein.“
Wie schon in seiner berühmten
Regensburger Rede von 2005 ging Benedikt auch diesmal auf das Verhältnis von Glaube
und Vernunft ein, eines der großen Themen seines Pontifikats.
„Wenn sich die
Menschen erleuchten lassen von der wunderbaren Ordnung der Schöpfung und der Würde
des Menschen, dann erkennen sie: Das „Vernünftige“ ist weit mehr als das, was die
Mathematik ausrechnen kann; es schließt auch das Gut und die innere Anziehungskraft
eines ehrlichen und ethischen Lebens ein, wie es uns die Sprache der Schöpfung mitteilt.
Diese Schau bringt uns dazu, das Richtige und Gerechte zu suchen und aus unseren egoistischen
Interessen auszubrechen, um für das Wohl der anderen zu arbeiten.“
Eine „wahre
Religion“ öffne den Horizont des menschlichen Begreifens und bilde das Fundament aller
„authentischen menschlichen Kultur“, so der Papst.
„Sie weist alle Formen der
Gewalt und des Totalitären zurück; nicht nur aus Glaubensprinzipien heraus, sondern
auch aufgrund der Vernunft. Religion und Vernunft stützen sich nämlich gegenseitig;
die Voraussetzung dafür ist aber, dass die Religion gereinigt und strukturiert wird
von der Vernunft – und dass das volle Potential der Vernunft durch die Offenbarung
und den Glauben freigesetzt wird.“