Afrikasynode: Bischöfe fordern Einheit und „sichtbarere Rolle“ für Frauen
Die Probleme von Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft seien immer auch die Probleme der Kirche. Das betonen
die Bischöfe Afrikas im Arbeitspapier zur Sondersynode. Gemeinsam gelte es „neue Antworten“
auf das Leid der Bevölkerung zu finden. „Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden“ ist
das Motto dieser Papstreise, aber auch der Bischofsversammlung für den Kontinent,
die im Oktober in Rom statt findet. Papst Benedikt XVI. übergab am Ende der Messe
in Yaoundé das so genannte „Instrumentum Laboris“ an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen
Afrikas. Am frühen Abend eröffnet er in Yaoundé symbolisch die Synode - in einer Sitzung
mit den 12 Mitgliedern des Sonderrats für Afrika aus 11 verschiedenen Ländern des
Kontinents.
Birgit Pottler fasst die zentralen Punkte des Arbeitspapiers zusammen:
Das
Instrumentum Laboris dient als Tagungsordnung für die kommende Afrikasynode. Eine
vom Papst eingesetzte Kommission hat die Anmerkungen, Wünsche und Ideen der Bischofskonferenzen
des Kontinents zusammen getragen, die im Oktober im Vatikan diskutiert werden sollen.
Bis dahin dienen die 148 Punkte zur Vorbereitung der Synodenväter und ihrer Berater.
Die
Kirche Afrikas dürfe sich nicht vor den Problemen der Gesellschaft verschließen, sich
nicht selbst genügen. Dieser Appell ist die Grundlage für die Überlegungen der Bischöfe.
Wunde Punkte in der Politik, der Wirtschaft und im kulturellen Bereich seien nie nur
Probleme der Gesellschaft, sondern existierten auch in der Kirche selbst, denn ihre
Mitglieder seien „Söhne und Töchter der Gesellschaft“.
Das Instrumentum verschweigt
nicht Zwist und Spaltungen „im Schoß“ der Kirche Afrikas und benennt fremdenfeindliche
Haltungen von einigen Priestern oder unterschiedliche partei-politische Positionen,
die auch in einzelne Bischofskonferenzen eingedrungen sind. Auch über verschiedene
Themen der Synode habe es in den Diözesen divergierende Ansichten gegeben. Die Synodenväter
sollten der Kirche Afrikas zur Einheit verhelfen – nur so könnten die einzelnen Ortskirchen,
die „prophetische Botschaft“ des Christentums besser verbreiten und Einfluss auf Politiker
nehmen.
Zwar gebe es seit der ersten Sondersynode für Afrika vor 15 Jahren
Zeichen, die auf einen Reifeprozess des öffentlichen Gewissens hoffen ließen, dennoch
kritisieren die Bischöfe Fremdenhass und Bürgerkrieg sowie Politiker, die persönliche
Interessen über das Gemeinwohl stellen und deren Regierungsart demokratischen Prinzipien
widerspreche. Misswirtschaft, Ausbeutung und soziale Not hätten Menschenhandel, Prostitution
und Kinderarbeit hervorgerufen und Abertausende in die Flucht getrieben. Die Massenmedien
hätten zu Hass und Gewalt und einem Verfall der traditionellen Werte und der Kultur
Afrikas beigetragen. Politische Instabilität, die ihre Wurzeln in Sklaverei und Kolonialisierung
habe, mache wahren Frieden unmöglich. Zwar sei Frieden immer mehr als ein Schweigen
der Waffen, doch Konflikte seien das Symptom dafür, dass Frieden nicht existiert.
Wie
in der Gesellschaft gebe es auch in der Kirche Erfahrungen von Ungerechtigkeit, hält
das Instrumentum Laboris fest: Frauen würden in der Zusammenarbeit oft auf einen niederen
Rang zurückgedrängt. In kirchlichen Strukturen seien gerechte Gehälter nicht immer
garantiert. Im Umgang mit den Gütern der Kirche fehle es seitens der Hirten mitunter
an Transparenz. Auch innerhalb der kirchlichen Hierarchien fordern die Bischöfe Gerechtigkeit
und Objektivität im Umgang miteinander, ohne einzelne Ethnien zu bevorzugen. Frauen
sollten eine „sichtbarere Aufgabe“ erhalten, sie trügen außerdem zur Vermenschlichung
der afrikanischen Gesellschaft bei.
Auffallend: Das Instrumentum Laboris benennt
– wo inhaltlich möglich – stets die männliche und weibliche Form. Es spricht etwa
von Geschäftsmännern und –frauen, von Christen und Christinnen.
Die Afrikasynode
wird sich wie bereits die Weltbischofsynode 2008 mit der Ausbreitung der Sekten und
mangelnder Toleranz beschäftigen. Die Tagesordnung ermuntert die Seelsorger, sich
intensiv mit der traditionellen Religion ihrer jeweiligen Region zu beschäftigen und
ruft zu einem friedlichen Miteinander mit dem Islam auf. Die Religionen sollten gemeinsam
gegen die Probleme der Gesellschaft angehen. In katholischen Schulen sollte die religiöse
Identität muslimischer Kinder respektiert und damit ein Beispiel für die Erziehung
zu Toleranz und Frieden gegeben werden.
Die Bischofsversammlung solle unter
anderem „den Schrei der Armen, der Minderheiten, der in ihrer Würde verletzten Frauen,
der Ausgestoßenen…“ hörbar machen. Kirchliche Einrichtungen sollten sich weiterhin
für die Sorge an Kranken, und – mehrfach eigens benannt – an HIV-Patienten und gegen
die weitere Ausbreitung von Aids einsetzen. Den Ärmsten sollten Medikamente und medizinische
Versorgung frei zugänglich sein. Katholiken in Wirtschaft und Politik sollten sich
besonders für die Armen, die Flüchtlinge und die Jugend einsetzen, gegen Korruption
und Diktatur und für die Achtung der Menschenrechte kämpfen. Christen in internationalen
Organisationen sollten sich eine Option für die Armen zu eigen machen.