Stationen Benedikts in Yaoundé, Stadt auf sieben Hügeln
Zwei Kirchen, das
Fußballstadion und eine Krankenstation besucht Benedikt XVI. während seines Aufenthalts
in Kamerun, erste Station auf seiner Afrikareise. Ein wenig mag er sich heimisch fühlen,
wie Rom ist Yaoundé auf sieben Hügeln erbaut. Von einer ersten Ortsbesichtigung berichtet
unsere Korrespondentin Birgit Pottler.
Yaoundé ist eine Verwaltungshauptstadt,
erst 1889 gegründet, das Herz der Wirtschaft schlägt gut 250 Kilometer westlich in
der Hafenstadt Douala. Abseits der großen Straßen ist Yaoundé ein einziger großer
Markt. Zwischen Hütten aus Holz, Lehm oder Wellblech bieten Frauen wie Männer alles
feil, was ihr Land und seine Menschen produzieren: Holz und Handwerk, Bananen, Gewürze,
bedruckte und gebatikte Stoffe in allen Farben… Dazwischen verkaufen sie Handy-Karten,
grillen Fleischspieße, frittieren Backwerk. Wo auch immer ein Stück rote Erde frei
ist, spielen Kinder und Männer Fußball. Trikots der großen Vereinsmannschaften aus
aller Welt gibt es überall zu kaufen, doch das leuchtende Grün des Nationaltrikots
Kameruns überstrahlt sie alle. „In einem Zimmer sein, ist Stress“, sagt einer der
Priester, der uns in diesen Tagen begleitet. „Wir leben auf der Straße.“
Dass
Straßen und Plätze jetzt modernisiert werden, dass das Stromnetz gerade jetzt erneuert
wurde, sei Zufall, maximal glückliche Fügung. Die Modernisierungspläne existierten
schon seit drei Jahren, versichern Kirchenvertreter und Sicherheitspersonal.
Auf
einem der sieben Hügel Yaoundes liegt die Pfarrei Christ-Roi inmitten eines guten
Wohnviertels mit Schulen und medizinischer Versorgung. Tiefrot das Tor zum Pfarrhof,
rot und ockerfarben die Kirche mit Wellblechdach und Buntglasfenstern. Der Papst trifft
hier am Mittwoch Vormittag die Bischöfe Kameruns. Bei unserem Besuch am späten Sonntag
Nachmittag blieb bis dahin noch viel zu tun, inzwischen wurden Wände gestrichen, die
Kirchenbänke größtenteils entfernt, der Altarraum umgestaltet und die Holztüren neu
lackiert. Unsere Mikrofone können nur die Geräusche wiedergeben, ich kann also nur
erzählen vom Geruch frischer Farbe, der sich vermischt mit diesem süßlichen Duft Afrikas.
Eine
Oase der Ruhe zwischen Palmen, Kamelien und Mangobäumen ist dagegen die Basilika „Maria,
Königin der Apostel“. Rund 20.000 Gläubige aus allen Diözesen Kameruns werden am Mittwoch
Nachmittag hier erwartet, wenn der Papst mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und
Laien die Vesper betet. Ein großzügiger, flacher Bau aus den 90er Jahren, innen holzverschalt,
ist der Marienwallfahrtsort des modernen Kamerun. Die Evangelisierung der Region begann
von diesem Hügel aus. Der Sitz der Pallottiner und die älteste erhaltene Kirche im
Kolonialstil aus dem Jahr 1906 nur wenige Schritte entfernt geben davon Zeugnis. Seit
Tagen beten die Menschen hier vor dem Allerheiligsten still für den Papstbesuch und
Afrika.
Nächste Station für den Papst am Donnerstag das Stadion Amadou Ahidjo,
benannt nach dem ersten – trotz zahlreicher wirtschaftlicher Fortschritte auch im
Rückblick nicht unumstrittenen – Präsidenten des vereinigten Kamerun und kürzlich
renoviert. Hier spielt die Fußballnationalmannschaft Kameruns ihre Partien. Hier überreicht
Benedikt XVI. den Bischöfen des ganzen Kontinents feierlich das Instrumentum Laboris
für die nächste Afrikasynode. Die Holztribünen für 40.000 Fans und Gläubige leuchten
in den Nationalfarben, die ehemals ockerfarbene Überdachung wurde noch weiß gestrichen;
am Sonntag Abend fehlten dem Maler noch wenige Meter. Bereits fertig war der Rohbau
der Altarinsel in Schiffsform, der Wind- und Sonnenschutz für Papst und Konzelebranten
ist ein Aufbau aus Holz, Stroh gedeckt und mit Dachgaube, fast ein Haus im Kolonialstil.
Geschäftigkeit,
akribische Vorbereitung ja, doch der Arbeiterstab in Yaoundé bleibt heiter. Meistern
können sie fast jede Situation mit Musik und einem Lächeln. Das Spruchband vor dem
Stadion wünscht dem Papst entsprechend auch „einen guten Josephstag“. Yaoundé wird
hier mit ihm Namenstag feiern, falls die Eintrittskarten für das Stadion noch rechtzeitig
verteilt werden. Eine der Lokalzeitungen lies daran am Dienstag Zweifel aufkommen.
Letzte
Besuchsstation in Yaoundé ist am Donnerstag ein Kranken- und Rehabilitationszentrum,
benannt nach dem kanadischen Kardinal Paul Emile Leger, der sich nach seinem Rückzug
vom Amt des Erzbischofs in Montreal hier als Missionar verdient machte. Heute wird
es vom staatlichen Gesundheitsministerium verwaltet und bietet unter anderem Physiotherapie,
eine Schule, eine Schreinerei und eine Orthopädie-Werkstatt. 200 Kranke aus verschiedenen
Kliniken des Landes warten hier auf Zuspruch des Papstes. Während draußen noch geputzt
wird, sortiert die Leiterin in ihrem Büro die einheitliche Kleidung für die Patienten
– Blusen, Hemden, Röcke, Hosen aus demselben Stoff – eigens bedruckt mit dem Papstbild
und dem Motto seiner Reise und der Synode: „Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden.“
Auf dem Vorplatz wehen die Flaggen Kameruns und des Vatikans.