Benedikt XVI. bricht
zu seiner ersten Pastoralreise nach Afrika auf. Die offiziellen Anlässe der Visite
sind die Übergabe des Arbeitspapiers für die Afrika-Sondersynode und die 500-Jahr-Feiern
der Evangelisierung Angolas. Doch in Kamerun und Angola stehen kirchliche wie politische
Themen auf dem Programm. Hintergründe von Birgit Pottler:
Der Vatikan will
die internationale Aufmerksamkeit auf Afrika lenken. Der deutsche Weltkirchenbischof,
Erzbischof Ludwig Schick aus Bamberg, sagte vor der Abreise Benedikts XVI.: „Ich
denke, es ist wichtig – und das ist ja immer das erste Anliegen des Papstes – die
Kirche zu stärken, auch als Hirte der Einheit die Bischöfe und die Gläubigen mehr
zu vereinen, um eine Kraft in die Kirche hineinzubringen. Das wird der Papst sicher
tun. Wichtig ist sicher auch, dass die nächste Afrikasynode angekündigt und für sie
geworben wird. Das halte ich für die zwei wichtigsten Punkte bei seiner Reise.“
Versöhnung,
Gerechtigkeit und Frieden sind die Leitthemen für die Papstreise und die Synode. Benedikts
Ansprachen werden die Situation auf dem Kontinent und in den besuchten Ländern unter
diesen Gesichtspunkten beleuchten. Vordergründiges Hauptproblem in Kamerun: die Korruption.
1998 errang das Land unter korruptesten Ländern weltweit den traurigen ersten Platz.
Unter internationalem Druck begann Präsident Paul Biya eine „Säuberungsaktion“ in
der Verwaltung und es hagelte Gefängnisstrafen für zahlreiche führende Kräfte. Die
Wirtschaftslage Kameruns hat sich seither verbessert, doch von tragfähiger Entwicklung
und allgemeinem Wohlergehen zu sprechen, erscheint noch immer weit hergeholt. Der
Kampf gegen die Korruption ist nicht gewonnen. Die Staatsausgaben für das Gesundheitssystem
etwa liegen bei lediglich drei Prozent.
Die so genannten „Lineamenta“ zur
Vorbereitung der Synode bemerken positiv den „wachsenden Widerstand gegen die Korruption“,
prangern aber gleichzeitig das „inakzeptable Ausmaß“ an, das sie in einigen Ländern
erreicht habe. Die Wurzeln, so das Synodendokument, lägen in der „wirtschaftlichen
Ungerechtigkeit“. Auch Europa trage hier Verantwortung, habe nicht nur den Glauben,
sondern auch „die Laster des alten Kontinents“ exportiert, sagte Benedikt XVI. bereits
im Jahr 2005. Die Industrienationen und Afrika selbst müssten sich gleichermaßen ihrer
Verantwortung stellen.
Sollte Benedikt XVI. das jetzt aufgreifen? Erzbischof
Schick: „In den Vorlagen für die Synode steht auch einiges zur Korruption. Wenn
das aufgegriffen wird, ist das meiner Meinung nach eine große Hilfe. Wenn dann die
Synode dazu eine klare Position veröffentlicht, dann kann das sehr hilfreich sein.“
Die
Kameruner Bischofskonferenz bezeichnete einmal die Korruption im Land als „Lebensstil".
Vor gut einem Jahr, nach einem Besuch bei Bischöfen in Kamerun, sagte Erzbischof Schick
gegenüber Radio Vatikan: „Es ist hinlänglich bekannt, dass die Regierung in
Kamerun mit zu den korruptesten der ganzen Welt gehört und von daher funktioniert
das soziale System von Seiten des Staates her viel zu wenig. Es wird viel zu viel
in die eigene Taschen gewirtschaftet.“ Kann die Kirche in Kamerun, obwohl sie
die Politik durchaus stark kritisiert, dennoch frei arbeiten? „Ja. Sie bekommt
von staatlicher Seite keine Hilfe und keine Unterstützung. Aber der Staat ist zufrieden
mit dem, was die Kirche macht und die Kirche kann wirken. Aber die Mittel sind nicht
groß genug. Wir von Deutschland unterstützen durch Missio, durch Misereor die Aktivitäten
dort, auch viele Partnerschaften, die es gibt. Das ist aber alles nicht genug. Der
Staat muss selber dafür sorgen, dass es ein wirklich funktionierendes soziales System
gibt. Das geschieht nicht, oder zumindest zu wenig.“ Die Kirche in Afrika
soll die Katholiken befähigen - lassen Sie es mich so sagen, „ihren Mann“ in der Gesellschaft
zu stehen. Ihr öffentliches Wirken soll vom christlichen Prinzip des Dienens geleitet
werden, heißt es in den Lineamenta zur Synode. Dazu gehörten der Einsatz für das Gemeinwohl,
der Kampf gegen die Korruption und ganzheitliche Entwicklung, geistlich wie materiell,
für alle Bürger. Die Afrikasynode und damit der Papst werden davon noch sprechen. (rv
13.03.2009 bp)