2009-03-16 11:20:58

Papstreise und Afrikasynode: Kampf der Korruption


RealAudioMP3 Benedikt XVI. bricht zu seiner ersten Pastoralreise nach Afrika auf. Die offiziellen Anlässe der Visite sind die Übergabe des Arbeitspapiers für die Afrika-Sondersynode und die 500-Jahr-Feiern der Evangelisierung Angolas. Doch in Kamerun und Angola stehen kirchliche wie politische Themen auf dem Programm. Hintergründe von Birgit Pottler:

Der Vatikan will die internationale Aufmerksamkeit auf Afrika lenken. Der deutsche Weltkirchenbischof, Erzbischof Ludwig Schick aus Bamberg, sagte vor der Abreise Benedikts XVI.:
„Ich denke, es ist wichtig – und das ist ja immer das erste Anliegen des Papstes – die Kirche zu stärken, auch als Hirte der Einheit die Bischöfe und die Gläubigen mehr zu vereinen, um eine Kraft in die Kirche hineinzubringen. Das wird der Papst sicher tun. Wichtig ist sicher auch, dass die nächste Afrikasynode angekündigt und für sie geworben wird. Das halte ich für die zwei wichtigsten Punkte bei seiner Reise.“

Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden sind die Leitthemen für die Papstreise und die Synode. Benedikts Ansprachen werden die Situation auf dem Kontinent und in den besuchten Ländern unter diesen Gesichtspunkten beleuchten. Vordergründiges Hauptproblem in Kamerun: die Korruption. 1998 errang das Land unter korruptesten Ländern weltweit den traurigen ersten Platz. Unter internationalem Druck begann Präsident Paul Biya eine „Säuberungsaktion“ in der Verwaltung und es hagelte Gefängnisstrafen für zahlreiche führende Kräfte. Die Wirtschaftslage Kameruns hat sich seither verbessert, doch von tragfähiger Entwicklung und allgemeinem Wohlergehen zu sprechen, erscheint noch immer weit hergeholt. Der Kampf gegen die Korruption ist nicht gewonnen. Die Staatsausgaben für das Gesundheitssystem etwa liegen bei lediglich drei Prozent.

Die so genannten „Lineamenta“ zur Vorbereitung der Synode bemerken positiv den „wachsenden Widerstand gegen die Korruption“, prangern aber gleichzeitig das „inakzeptable Ausmaß“ an, das sie in einigen Ländern erreicht habe. Die Wurzeln, so das Synodendokument, lägen in der „wirtschaftlichen Ungerechtigkeit“. Auch Europa trage hier Verantwortung, habe nicht nur den Glauben, sondern auch „die Laster des alten Kontinents“ exportiert, sagte Benedikt XVI. bereits im Jahr 2005. Die Industrienationen und Afrika selbst müssten sich gleichermaßen ihrer Verantwortung stellen.

Sollte Benedikt XVI. das jetzt aufgreifen? Erzbischof Schick:
„In den Vorlagen für die Synode steht auch einiges zur Korruption. Wenn das aufgegriffen wird, ist das meiner Meinung nach eine große Hilfe. Wenn dann die Synode dazu eine klare Position veröffentlicht, dann kann das sehr hilfreich sein.“

Die Kameruner Bischofskonferenz bezeichnete einmal die Korruption im Land als „Lebensstil". Vor gut einem Jahr, nach einem Besuch bei Bischöfen in Kamerun, sagte Erzbischof Schick gegenüber Radio Vatikan:
„Es ist hinlänglich bekannt, dass die Regierung in Kamerun mit zu den korruptesten der ganzen Welt gehört und von daher funktioniert das soziale System von Seiten des Staates her viel zu wenig. Es wird viel zu viel in die eigene Taschen gewirtschaftet.“
Kann die Kirche in Kamerun, obwohl sie die Politik durchaus stark kritisiert, dennoch frei arbeiten?
„Ja. Sie bekommt von staatlicher Seite keine Hilfe und keine Unterstützung. Aber der Staat ist zufrieden mit dem, was die Kirche macht und die Kirche kann wirken. Aber die Mittel sind nicht groß genug. Wir von Deutschland unterstützen durch Missio, durch Misereor die Aktivitäten dort, auch viele Partnerschaften, die es gibt. Das ist aber alles nicht genug. Der Staat muss selber dafür sorgen, dass es ein wirklich funktionierendes soziales System gibt. Das geschieht nicht, oder zumindest zu wenig.“ 
Die Kirche in Afrika soll die Katholiken befähigen - lassen Sie es mich so sagen, „ihren Mann“ in der Gesellschaft zu stehen. Ihr öffentliches Wirken soll vom christlichen Prinzip des Dienens geleitet werden, heißt es in den Lineamenta zur Synode. Dazu gehörten der Einsatz für das Gemeinwohl, der Kampf gegen die Korruption und ganzheitliche Entwicklung, geistlich wie materiell, für alle Bürger. Die Afrikasynode und damit der Papst werden davon noch sprechen.
(rv 13.03.2009 bp)







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