Versöhnung, Gerechtigkeit
und Frieden sind die Leitthemen der Afrikareise Papst Benedikts XVI. Während seiner
am Dienstag beginnenden Visite will das Kirchenoberhaupt nach eigenen Worten den „ganzen
Kontinent umarmen“, „die großen Probleme“ und „seine schmerzhaften Wunden“, aber auch
sein „enormes Potential“. Der Papst und mit ihm die Kirche vor Ort bieten das Evangelium
als Gegenmodell zu Korruption und Bürgerkrieg.
„Man bekommt als Weißer und
als Außenseiter nie die ganz internen Mentalitäts- und Denkvorgänge mit“, sagt
Pater Norbert Hannappel auf die Frage, wie politisch die Kirche Kameruns sein könne,
wie viel Kritik sie üben kann, ohne ihre Wirkung und Freiheit zu verlieren. Hannappel
ist ehemaliger Provinzial der Norddeutschen Pallottinerprovinz. Die Pallottiner waren
die ersten katholischen Missionare in Kamerun; Hannappel ist Vizepostulator im Seligsprechungsverfahren
für den ersten Bischof Kameruns, den Westfalen Heinrich Vieter.
Ein Urteil
über die politische und gesellschaftliche Situation sei von außen immer schwierig,
so Hannappel. Der Papst, meint der Pallottinerpater, sollte die politischen und wirtschaftlichen
Probleme des Kontinents ansprechen. Aber:
„Auch der Papst ist ein Weißer.
Auch der Papst ist geprägt durch eine andere Kultur. Ich selbst habe gelernt, dass
wir mit unserer Kultur und unserem kulturellen Denken unsere Vorstellungen, auch politischer
Art, nicht auf afrikanische Formen und Strukturen übertragen dürfen. Wir denken immer
von der Demokratie und der Würde des Menschen her. Was ja auch richtig ist. Aber ich
denke, die Formen der Regierung sind manchmal für uns sehr schwer verständlich.“
Es
sei die Aufgabe der Kirche in Kamerun, die Würde des Menschen zu verteidigen. Der
Papst könne etwas zur Situation sagen, indem er auf das Evangelium hinweist:
„auf
die Würde des Menschen und ihre konkrete Umsetzung in der heutigen Situation. Beispielsweise
kann er auf die Situation der Kranken oder auf die Situation der Frau hinweisen. Aber
ich denke, er wird nicht konkret werden können, weil diese Konkretisierung einer evangelisierenden
Aussage immer auch vor Ort in die Praxis umgesetzt werden muss.“