Der Heilige Stuhl
drängt die Vereinten Nationen, die Gleichberechtigung der Frau zu einer Priorität
zu machen. Gleichzeitig lehnt er aber die aus seiner Sicht einseitigen und ideologiebefrachteten
Interpretationen dieser Gleichberechtigung ab. Der Ständige Vatikan-Beobachter bei
der UNO, Erzbischof Celestino Migliore, versuchte in den letzten Tagen im New Yorker
Glaspalast das kirchliche Frauenbild zu vertreten. Im Gespräch mit Radio Vatikan meinte
Migliore, die Polemiken über „reproduktive Gesundheit“ und „Gender“ schadeten letztlich
der Sache der Frauen:
„Wir haben in den letzten Tagen über einen Text verhandelt
zum Thema „gleiche Verantwortung von Männern und Frauen in der Pflege und bei der
Erziehung“. Ein Block von Ländern hat dabei auf jede erdenkliche Weise versucht, eine
einseitige Lektüre des Themas durchzusetzen. Dabei wurden drei Prinzipien variiert:
reproduktive Gesundheit, sexuelle Rechte und Gender. Aber viele andere Delegationen
haben standhaft darauf hingewiesen, dass das westliche Konzepte sind, die nicht den
Kulturen, Traditionen und religiösen Überzeugungen anderer Weltteile Rechnung tragen.
Sie haben eindringlich darum gebeten, ihre Souveränität zu respektieren.“
Die
Haltung westlicher Länder verhindert manchmal Fortschritte, die für Frauen in Entwicklungs-
oder Schwellenländern wichtig wären, deutet Migliore an.
„In den letzten
zwei Jahren gab es Versuche zu einer Resolution, um die Selektion von Embryonen vor
der Geburt zu verurteilen – und zwar, wenn sie die Geburt von Frauen verhindern soll.
Das wäre eigentlich ein Text, der etwas für ein Recht der Frauen auf Existenz tun
könnte, und dass sie nicht als gegenüber Männern minderwertig gälten. Naja – diese
Resolution kam nie zustande. Und zwar nicht nur wegen des Widerstands der vor allem
gemeinten Länder. Sondern auch, weil einige andere Länder offenbar fürchteten, diese
Verurteilung könnte sich dann auf die Abtreibung an sich erstrecken...“