2009-03-15 12:32:31

Vatikan: Fall in Brasilien „beschädigt Glaubwürdigkeit der Kirche“


Mit deutlichen Worten hat sich der Heilige Stuhl zur Aufregung in Brasilien über Abtreibung und Exkommunikation zu Wort gemeldet. Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Rino Fisichella, widerspricht in einem Aufsatz des „Osservatore Romano“ dem Erzbischof von Recife, José Cardoso Sobrinho. Fisichella sieht „die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Lehre“ durch Äußerungen des Bischofs beschädigt. Anlaß ist der Fall eines vergewaltigten Mädchens. An der Neunjährigen war eine Abtreibung vorgenommen worden, weil die Zwillings-Schwangerschaft ihr Leben in Gefahr brachte. Erzbischof Sobrinho hatte nach Medienangaben darauf hingewiesen, dass sich die Beteiligten an einer Abtreibung laut Kirchenrecht automatisch die kirchliche Strafe der Exkommunikation zuzögen. Das hatte in der brasilianischen Öffentlichkeit zu einem Sturm der Entrüstung geführt.

Der Fall der kleinen Carmen aus Recife sei „eine Geschichte täglicher Gewalt“, schreibt Erzbischof Fisichella. „Sie wäre leider kaum beachtet worden, wenn der Erzbischof von Recife nicht gleich von der Exkommunikation der Ärzte gesprochen hätte, die ihre Schwangerschaft beendet haben.“ Sobrinhos Hinweis sei „nicht die adäquate Sprache“ gewesen, so der oberste Lebensschützer des Vatikans: „Carmen hätte zuallererst verteidigt, umarmt, getröstet werden müssen. Sie hätte spüren müssen, dass wir alle an ihrer Seite sind. Statt gleich an Exkommunikation zu denken, war es nötig und vordringlich, ihr unschuldiges Leben zu retten.“ Es sei traurig, dass die Kirche in diesem Fall „unsensibel, unverständlich und erbarmungslos“ gewirkt habe. Die Ärzte hätten mit ihrer Entscheidung für eine Abtreibung in diesem Extremfall eine Entscheidung getroffen, die „für sie und für das moralische Gesetz sehr schwierig“ gewesen sei. Schwierige Fälle wie dieser ereigneten sich weltweit jeden Tag, und „das Gewissen des Arztes ist allein, wenn er entscheiden muß, was zu tun ist.“ Jedenfalls mache sich niemand eine Entscheidung dieser Tragweite leicht: „Das auch nur zu denken, wäre ungerecht und beleidigend.“

Der Leiter der Päpstlichen Akademie für das Leben bekräftigt den Respekt der Kirche für Ärzte in Grenzsituationen, aber auch das Prinzip, dass das menschliche Leben „von seiner Empfängnis an heilig ist und geschützt werden muss“. Doch auch, wenn man an diesem Grundsatz festhalte, müsse man „in schwierigen Momenten wie diesem zu einem Zeichen der Nähe mit den Leidenden fähig sein“. Erzbischof Fisichella schließt mit den Worten: „Carmen, wir sind auf Deiner Seite. Wir teilen Dein Leiden und würden gern alles tun, um Dir Deine Würde wiederzugeben und alle Liebe, die Du brauchst. Andere verdienen die Exkommunikation und unsere Vergebung – nicht die, die Dir erlaubt haben, zu leben, und die Dir helfen, Hoffnung und Vertrauen wiederzufinden.“

(rv/or 15.03.2009 sk)







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