Vor einem Jahr kam
es in Tibet zu blutigen Unruhen zwischen buddhistischen Mönchen und chinesischen Sicherheitskräften.
Papst Benedikt XVI. hatte damals zum Weg des Dialogs und der Toleranz aufgerufen.
Der Appell des Papstes sei heute – ein Jahr nach den Unruhen und 50 Jahre nach dem
Tibet-Aufstand – nach wie vor aktuell. Das sagte der Missionar und Asien-Experte Pater
Giancarlo Politi im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Ich glaube, der Appell
des Papstes hat nach wie vor Gültigkeit. Frieden kann in Tibet jedoch nur entstehen,
wenn man einen gemeinsamen Ausgangspunkt hat und – wenn nötig – auch Eingeständnisse
macht.“
Die Folgen des Einmarschs der chinesischen Regierung in Tibet
1950 seien auch heute noch unter der tibetischen Bevölkerung spürbar. Dazu Politi: „Was
unter den Trümmern zurückbleibt, ist der Groll der Tibeter gegen eine Regierung, die
ihnen fremd und weit weg ist. Die Besetzung vor 50 Jahren hat Konsequenzen in der
Gegenwart. Sie hat vor allem zur Einschränkung der Religionsfreiheit geführt, die
für die Tibeter fundamental ist. Sie hat zur Unterdrückung einer Kultur, einer Art
der Wahrnehmung und Lebensführung geführt und erstickt jede Initiative von Menschen,
die in Freiheit leben wollen.“
Tibets Forderungen nach Autonomie richteten
sich nicht gegen die chinesische Regierung, meint Politi:
„Der Dalai Lama
hat schon oft betont, dass Tibet die chinesische Regierung anerkennt. Tibet will nur
Autonomie. Autonomie ist nicht Unabhängigkeit. Autonomie bedeutet zumindest die Region
selbst zu verwalten, ebenso die Kultur und alle Aspekte der eigenen Religion. Das
will aber offenbar niemand akzeptieren.“