2009-03-13 15:11:38

Vatikan: Zollitsch beim Papst – „Uns verbindet alles Entscheidende“


RealAudioMP3 Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz war am Freitag beim Papst. Nur eine Woche nach der Vollversammlung der deutschen Bischöfe und nur einen Tag nach Bekanntwerden des Papstbriefes an die Bischöfe konnte sich Erzbischof Robert Zollitsch mit Benedikt XVI. austauschen. Dabei nahm er wahr, dass die Stürme der letzten Wochen beim Papst durchaus Verletzungen hinterlassen haben. Stefan Kempis berichtet.

„Es war ein sehr brüderliches, ruhiges und sachliches – ja, ein freundschaftliches Gespräch.“ Das sagt Erzbischof Zollitsch kurz nach seiner Rückkehr aus dem Vatikan. Er steht mit der Peterskuppel im Rücken auf einer Dachterrasse und blickt in Kameras und Mikrofone.
„Ich habe ihm gedankt für seinen Brief an die bischöflichen Mitbrüder – dass er nochmals seine Motive dargelegt hat, die ihn bewogen haben, die Exkommunikation aufzuheben und diese Tür zu öffnen.“ Die deutschen Bischöfe stünden in Solidarität zum Papst – das habe er Benedikt versichert. Übrigens: „Den Termin hatte ich schon lange ausgemacht, nämlich Anfang Januar. Ich bin jetzt seit einem Jahr Vorsitzender der Bischofskonferenz und wollte dem Heiligen Vater darüber berichten.“ Das (und nicht etwa die Lefebvrianer) sei dann auch der Schwerpunkt des Gespräches gewesen.

„Ich habe über die Frühjahrsvollversammlung berichtet, natürlich auch über unsere Erklärung zu Fragen der Exkommunikation der vier Bischöfe der Pius-Bruderschaft, zur Frage, wie wir nun weitergehen... Ich habe ihm unsere Solidarität auch da versichert.“

Eine Solidarität, die Papst Benedikt durchaus gut gebrauchen kann und die ihm guttut. Denn, so Erzbischof Zollitsch: „Der Papst ist doch sehr betroffen von der Reaktion, die er erleben mußte, und er fühlte sich oft auch persönlich angegriffen. Eigentlich hat er sich gewundert, dass man ihm unterstellen könnte, dass er – der im Zweiten Vatikanischen Konzil als Theologe so aktiv mitgearbeitet hat – nicht hinter dem Konzil steht. Da spüren wir, dass da Wunden bei ihm da sind.“

Ansonsten sprachen Papst und Erzbischof über die Wirtschaftskrise, über die katholischen Schulen – und über den Mangel an Priester- und Ordensberufungen in Deutschland: „Unsere große gemeinsame Sorge ist, dass der Glaube in Deutschland wächst, dass immer mehr Menschen die Schönheit und den Wert des katholischen Glaubens entdecken, dass wir vielen Menschen in unserer Kirche Heimat geben – und dass wir das auch in der Breite tun.“

Er habe gestaunt, wie sehr Benedikt XVI. auch jetzt noch mit Details vertraut ist, was die Entwicklungen in Deutschlands Kirche und Gesellschaft betrifft. „Man merkt: Er ist auch in den vielen Jahren, die er jetzt in Rom lebt, einer geblieben, der mit seiner Heimat Deutschland ganz besonders verbunden ist.“

Für Erzbischof Zollitsch ist das, wie er sagt, „ganz besonders ermutigend“: „Zu wissen, dass wir einen Papst in Rom haben, der sich für uns in Deutschland interessiert und mit dem ich in der Muttersprache sprechen kann... und mit dem ich unkompliziert sprechen kann.“ Er sei dankbar für das mitbrüderliche Interesse des Papstes an den Angelegenheiten der deutschen Kirche: „Ich gehe am Sonntag gestärkt aus Rom wieder weg, weil ich spüre: Uns verbindet alles Entscheidende mit Rom, mit dem Heiligen Vater. Es gibt keine Punkte, die uns trennen.“

Vor den Journalisten kommt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz auch noch einmal auf die Papst-Schelte aus dem Mund von Angela Merkel zu sprechen; die Bundeskanzlerin hat sich erst vor zwei Tagen in einem Gespräch mit der „Bild“-Zeitung zu ihrer Kritik an Benedikt in der Causa Williamson bekannt. Zollitsch dazu: „Wenn eine Regierungschefin sich tatsächlich über etwas äußern will, das den Heiligen Vater betrifft, dann gibt es für mich andere Wege – die diplomatischen.“ Er glaube nicht, dass etwas dieser Art noch einmal geschehen werde.

Natürlich war Zollitsch in diesen Tagen nicht nur bei seinem deutschen Landsmann auf dem Stuhl Petri zu Gast - er führte auch Gespräche in der römischen Kurie. Wo man ihn sehr freundlich empfangen habe: „Ich habe versucht, die Stellung der deutschen Bischöfe zu erklären; das wurde gut aufgenommen. Ich habe auch versucht zu erklären, was im Hintergrund steht.“ Das ist zum einen die Solidarität mit dem Papst, zum anderen aber auch die Sorge „bei vielen guten Katholiken in Deutschland“, die nicht wüßten, was sie aus dem Zugehen des Papstes auf die Pius-Bruderschaft machen sollen: „Ob das Zeichen sind, dass wir einige Abstriche machen würden am Zweiten Vatikanischen Konzil? Das sind Befürchtungen und Ängste, denen ich in Deutschland überall begegnet bin.“

Zollitsch hat versucht, diese Gefühlslage bei vielen deutschen Katholiken im Vatikan zu erklären; er scheint sich aber nicht ganz sicher über den Eindruck, den die deutschen Debatten und seine Erklärungen im Vatikan gemacht haben. „Ich habe manchmal auch den Eindruck gehabt, dass man manche Dinge, die bei uns in Deutschland selbstverständlich diskutiert werden, vielleicht dann auch zu schnell als Kritik aufgefasst hat.“ Er habe dagegengehalten, von einem legitimen Ringen um den künftigen Weg der Kirche geredet – „es hat mir niemand widersprochen, und ich habe überall für das, was ich sagte, Verständnis gefunden.“

Die Reaktion der Pius-Brüder auf den Papstbrief hat der Freiburger Erzbischof erst an diesem Freitag gelesen, kurz vor seiner Audienz beim Papst. „Es ist natürlich für mich keine ausreichende Stellungnahme; mir ist es schwer verständlich, wenn jemand sagt: Ja, der Papst ist Papst, wir erkennen ihn an – aber wir folgen ihm nicht. Hier wird noch vieles zu klären sein.“ Bei der Glaubenskongregation sei der künftige Dialog mit den Pius-Brüdern gut aufgehoben. Er habe zwar Verständnis dafür, dass viele sich schon eine baldige Klärung erhoffen, aber das Thema sei diffizil. „Und da wird sich zeigen, wer von der Pius-Bruderschaft bereit ist, den Weg mit der katholischen Kirche und dem Papst weiterzugehen – oder wer sich dann halt definitiv von uns trennt!“

(rv 13.03.2009 sk)







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