2009-03-12 18:27:26

Simbabwe: Erzbischof Schick auf Solidaritätsreise


RealAudioMP3 „100 Tage Cholera“ lautet die traurige Schlagzeile aus Simbabwe. Am 3. Dezember vergangenen Jahres schlug die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften Alarm: 12.500 Cholerafälle und 500 Todesopfer wurden in Simbabwe im südlichen Afrika registriert, im schlimmsten Fall könnten bis zu 30.000 Menschen erkranken. Bis heute hat die Epidemie über 4.000 Menschen das Leben gekostet und 89.000 Menschen sind erkrankt, fast dreimal soviel wie schlimmstenfalls angenommen also. Trotz des Einsatzes von mobilen Trinkwasseranlagen, Gesundheitsstationen und mehreren Hundert „Hygiene-Aufklärern“ haben die Behörden zusammen mit dem Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen die Epidemie nicht im Griff.

Die Katastrophe hat vor allem zwei Gründe: Zum einen funktioniert das öffentliche Gesundheitssystem nicht. Seit Monate werden Gehälter nicht ausgezahlt, große Krankenhauskomplexe stehen leer. Zweitens ist das öffentliche Wassersystem in vielen Regionen marode und veraltet.

„Die politische Situation macht das Land und vor allem die Bevölkerung immer Ärmer“, urteilt der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Gemeinsam mit Bischöfen aus mehreren Ländern besuchte er diese Woche Simbabwe. „Wo Armut herrscht, da breiten sich Krankheiten aus. In Simbabwe zeigt sich diese schlimme Wahrheit erneut.“

 
Bei der Deutschen Bischofskonferenz ist Schick verantwortlich für den Bereich Weltkirche. Er fordert die Ausweitung der Katastrophenhilfe für Simbabwe, Geld für das Bildungs- und Gesundheitswesen sowie für eine neue Wasserversorgung. Der Besuch in Simbabwe sollte den Bischöfen und Kirchenvertretern vor Ort in erster Linie Solidarität beweisen.
„Wir möchten ihnen konkrete Hilfe bringen. Wir möchten sie aber auch bestärken und ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind. Es ist im Augenblick so, dass die katholische Kirche und evangelische Gemeinschaften die einzigen sind, die – auf einem sehr sehr niedrigen Level – die Armen noch einigermaßen mit dem Lebensnotwendigsten versorgen können.“

Die Bischöfe von Südafrika, Botswana und Swasiland hatten die Politiker ihrer Länder jüngst dazu aufgerufen, Simbabwes Präsidenten Robert Mugabe nicht länger zu stützen. „Sein altes Regime muss abtreten“, sagt auch der Bamberger Erzbischof. Es gelte nun vor allem, Premierminister Morgan Tsvangirai zu unterstützen, denn Mugabe versuche noch immer, einen Erfolg der jetzigen Einheitsregierung zu verhindern. Ist ein Kampf gegen den scheinbar allmächtigen Mugabe nicht aber einer gegen Windmühlen?
„Das würde ich so nicht sagen. Mugabe ist 85 Jahre alt, das muss man auch sehen. Und es gibt auch viele Kräfte in Simbabwe, die eine Systemveränderung wollen. Wir hoffen, dass sich die Situation bald zum Besseren wendet.“

Seit 1987 ist Mugabe Präsident, regierte als Diktator; die Wirtschaft liegt am Boden, die Nullen hinter den Ziffern passen kaum noch auf die Geldscheine, und - siehe Cholera - die Armut von Land und Bevölkerung führt zur humanitären Katastrophe; vor „passivem Völkermord“ warnten die Bischöfe der Nachbarländer. Wegen der anhaltenden Menschenrechtsverletzungen durch Mugabe verstieß die Queen Simbabwe bereits aus dem Commonwealth. Die Kritik im eigenen Land unterdrückt Mugabe. Umso wichtiger sind die humanitären und karitativen Anstrengungen kirchlicher Gruppierungen oder - selten aber pointiert - einmütige Äußerungen zur Politik, wie der gemeinsame Hirtenbrief der Bischöfe Simbabwes zur letzen Wahl. In klaren Worten zeigte der im Jahr 2007 die politischen Missstände im Land auf.

Schick:
Das war ein großes und wichtiges Zeichen in Simbabwe – die Bischofskonferenz gemeinsam für eine Veränderung des Systems. Sie haben auch in vieler Hinsicht zusammengearbeitet, um die diakonische Situation zu verbessern. Da ist vieles geschehen und geschieht vieles.“

 
Federführend in der kirchlichen Kritik an Robert Mugabe war Pius Ncube, der frühere Erzbischof von Bulawayo. Der Diktator beschimpfte ihn als „Satan“, von der Regierung gesteuerte Medien hingen Ncube eine Affäre mit einer verheirateten Frau an. Der Erzbischof trat zurück und verließ das Land. Doch die Regimekritik der Kirche habe dennoch nicht nachgelassen, betont der deutsche Weltkirchen-Bischof Ludwig Schick.
„Dieser Eindruck täuscht. Ich denke, man muss unterscheiden zwischen dem, was in den Medien veröffentlicht wird, was dort stark erscheint und dem, was im Land passiert.“

(rv/pm 12.03.2009 bp)









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