Auch dem Vatikan können Fehler unterlaufen: Das räumt Papst Benedikt XVI. in einem
persönlichen Brief an die Bischöfe weltweit zur umstrittenen Rücknahme von Exkommunikationen
ein. Dabei kündigt er Konsequenzen an. Das Schreiben wurde am Donnerstag im Vatikan
veröffentlicht. In dem Brief bekräftigt der Papst nachdrücklich seinen Willen zur
Versöhnung, beklagt aber auch die „Feindseligkeit“, die ihm von Katholiken im Streit
um die Pius-Bruderschaft und den Holocaust-Leugner Richard Williamson entgegengeschlagen
sei. Die Rücknahme der Exkommunikation der vier Bischöfe der Bruderschaft Pius X.,
darunter Williamson, hatte im Januar weltweit Empörung ausgelöst. Hier die
Kernpunkte des Briefes: Neuorganisation Die Päpstliche
Kommission „Ecclesia Dei“ soll künftig der Glaubenskongregation angegliedert werden.
Die Kommission, die sich um die Beziehung zur Pius-Bruderschaft kümmert, stand im
Kreuzfeuer der Kritik. „Damit soll deutlich werden, dass die jetzt zu behandelnden
Probleme wesentlich doktrineller Natur sind, vor allem die Annahme des Zweiten Vatikanischen
Konzils und des nachkonziliaren Lehramtes der Päpste betreffen“, schreibt der Papst.
Fall
Williamson und Internet unterschätzt Eine für den Papst „nicht vorhersehbare
Panne“ sei es gewesen, dass die Aufhebung der Exkommunikation vom Fall Williamson
überlagert wurde. Auch habe man im Vatikan die Bedeutung des Internets unterschätzt.
Man hätte die Ansichten Williamsons rechtzeitig erfahren können. Der Vatikan müsse
daher in Zukunft dieser Nachrichtenquelle mehr Aufmerksamkeit schenken. Auch sei zunächst
„nur ungenügend erläutert“ worden, warum die Exkommunikation der vier Bischöfe zurückgenommen
worden sei und was dies bedeute.
Keine Anerkennung Die Teilrehabilitierung
der vier Lefebvre-Bischöfe, erklärt der Papst, sei keineswegs eine Anerkennung der
Priesterbruderschaft Pius X. Denn die Exkommunikation treffe Personen und nicht Institutionen,
fügt der Papst an. Auch die Lefebvre-Anhänger müssten deshalb das Zweite Vatikanische
Konzil vollumfänglich anerkennen, falls sie Teil der katholischen Kirche sein möchten.
Der Schritt sei deshalb vielmehr im Sinne der Einheit der Kirche zu verstehen: So
stehe für Benedikt XVI. als Oberhaupt der Kirche an erster Stelle, „die Menschen zu
Gott zu führen“. Auch sei „die Mühe um das gemeinsame Glaubenszeugnis der Christen
– um Ökumene – in der obersten Priorität mit eingeschlossen.“
Tiefes
Bedauern und Dank an jüdische Freunde Benedikt bedauert zutiefst, dass
all dies den Frieden zwischen Christen und Juden wie auch den Frieden in der Kirche
für einen Augenblick gestört hat. Es betrübe ihn dabei, „dass auch Katholiken, die
es eigentlich besser wissen konnten, mit sprungbereiter Feindseligkeit auf mich einschlagen
zu müssen glaubten“. Er dankte deshalb u.a. den „jüdischen Freunden“, die geholfen
hätten, das Missverständnis schnell aus der Welt zu schaffen und die Atmosphäre der
Freundschaft und des Vertrauens wiederherzustellen.