2009-03-10 15:43:59

Vatikan/Nahost: Papstreise an Kreuzungspunkt von Religion und Politik


RealAudioMP3 Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, erhofft sich vom geplanten Israel-Besuch Papst Benedikts XVI. deutliche Worte zur Lage der Menschen im Nahost-Konflikt. Trotz der jüngsten Spannungen zwischen katholischer Kirche und Judentum solle der Papst frei über seine Gedanken zur Lage in der Krisenregion sprechen, so Twal. Benedikt XVI. besucht vom 8. bis 15. Mai - als dritter Papst in der Neuzeit - das Heilige Land. Er wolle Gott an den Stätten des irdischen Wirkens Jesu „um das kostbare Geschenk der Einheit und des Friedens für den Nahen Osten und die ganze Menschheit bitten“, erklärte der Papst selbst bei der Ankündigung der Reise.

Wird das gelingen? Woran scheitert die Einheit bislang? Schürt der Besuch des Papstes unter Umständen nicht auch politische wie religiöse Missverständnisse? Der Kustos der Heiligen Stätten, Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa, sagt dazu gegenüber Radio Vatikan:

„Das Problem sind wir, sind die Menschen, die hier leben, die Geschichte, die Religionen, die leidenschaftliche, vielleicht übertriebene Treue zur eigenen Identität und die Furcht vor dem Anderem. In diesem Sinn hilft uns der Papstbesuch vielleicht, über unseren eigenen Horizont hinaus zu schauen und weiter zu denken, als wir das bisher gemacht haben. … Das Heilige Land ist politisch und religiös betrachtet natürlich ein Kreuzungspunkt. Die Verhältnisse zwischen den Kirchen, den Glaubensrichtungen, den Völkern und in der Politik sind sehr sensibel. Der Papst sitzt bei seinem Besuch hier sozusagen wie im Glashaus, in dem Instrumentalisierungen immer latent vorhanden sind. Aber mit seiner Persönlichkeit und seinem Wortschatz wird er sich davon nicht vereinnahmen lassen.“

Der Papst könne bei seinem Besuch im Heiligen Land die Probleme der Region mit Händen greifen, meint der römische Oberrabbiner Riccardo Di Segni. Diese Botschaft der Anteilnahme sei wichtig.

Wichtig sei auch die Rolle der Religionen im Friedensprozess, betont der Präsident der jüdischen Gemeinde Roms und wehrt sich gegenüber Radio Vatikan gegen eine politische Instrumentalisierung des Glaubens. Der Papstbesuch könne zur Versöhnung beitragen, so Riccardo Pacifici:
„Die Reise ist aber auch eine Gelegenheit, an die Werte zu erinnern, auf denen das Judentum und das Christentum die wichtigsten Demokratien der Welt aufgebaut haben, gerade in Europa.“


Bei einer Pressekonferenz in Jerusalem an diesem Dienstag wurden die wichtigsten Stationen der Papstreise vorgestellt. Im Zentrum stehen drei große Messen in Jerusalem, Bethlehem und Nazareth. Benedikt wird demnach sowohl dem israelischen Präsidenten als auch dem Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde begegnen, auf dem Programm stehen ökumenische und interreligiöse Treffen sowie ein Besuch des deutschen Papstes an der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. - Am Mittwoch wird eine Delegation des israelischen Oberrabbinats zu Gesprächen im Vatikan erwartet. Die jüdischen Vertreter treffen unter anderem am Donnerstag mit Kardinal Walter Kasper zusammen, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. Anschließend steht eine Audienz bei Papst Benedikt XVI. auf dem Programm.


(rv/kna 10.03.2009 bp)








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