Vatikan/Frankreich: Als der Papst in „Babylonischer Gefangenschaft“ war
Vor 700 Jahren leitete
Papst Clemens V. in Avignon die Ära der so genannten „Babylonischen Gefangenschaft“
des Papsttums ein. Ursache des Avignon-Exils waren die politischen Wirren in Rom und
Italien sowie der Druck der französischen Krone. Bis 1376 führten insgesamt sieben
französische Petrus-Nachfolger die Geschicke der Kirche von Avignon aus. Das feiern
die Gläubigen dort an diesem Wochenende. Und ein französischer Kurienkardinal vertritt
Papst Benedikt bei den Feierlichkeiten: Kardinal Paul Poupard wird an diesem Samstag
und Sonntag am ehemaligen Papstsitz über die Bedeutung des Avignon-Exils der Päpste
sprechen. Gegenüber Radio Vatikan erklärte der emeritierte Vorsitzende des Päpstlichen
Kulturrats Poupard, weshalb die „Babylonische Gefangenschaft“ keinen Bruch in der
Kirchengeschichte bildet:
„Denn es ging damals darum, die Kontinuität der
Petrus-Nachfolge fortzuführen. Auch dank des Aufenthalts in Avignon konnte diese Linie
vom Apostel Petrus bis hin zu Benedikt XVI. weiter geführt werden. Aus historischer
Sicht war es notwendig, dass damals das Kirchenoberhaupt von Rom weggehen musste.
Doch es ist nicht korrekt zu sagen, dass es sich um eine Gefangenschaft handelte.
Denn der Papst und die Kurie sind freiwillig nach Avignon gereist. Sie konnten nur
dort hingehen, weil sich kein anderer Ort vorfand.“ Heute wird in der südfranzösischen
Stadt gefeiert, was aber damals als Schmerz empfunden wurde. Kardinal Poupard:
„Es
waren schwere Zeiten. Denn es ist ja nie normal, dass ein Bischof gezwungen wird,
seinen Sitz zu verlassen. Das gilt insbesondere für den Bischof von Rom. Damals war
aber das Papsttum mit den politischen Wirren jener Zeit verbunden. Daraus schließen
wir für die heutige Zeit, dass die Petrusnachfolge nicht eine politische sondern eine
geistige Autorität bleiben muss.“ (rv 07.03.2009 mg)