Die Bischöfe haben dem Päpstlichen Nuntius in der Schweiz „ihr Befremden und die Sorgen
der Gläubigen“ im Zusammenhang mit dem Skandal um die Piusbruderschaft vorgetragen.
Das wurde nach Abschluß ihrer Frühjahrs-Vollversammlung in Chur bekannt. „Offensichtlich
war die Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe zu wenig sorgfältig vorbereitet,
und es gab auch schwerwiegende Mängel bei der Information der Bischöfe, der Gläubigen
und der Öffentlichkeit durch die vatikanische Kurie“, so die Schweizer Bischöfe. „Die
Ereignisse der vergangenen Wochen haben erneut zu Polarisierungen geführt.“ Daher
laden sie für Pfingstmontag zu einer Wallfahrt nach Einsiedeln ein, „um das Anliegen
der Einheit der Kirche im Gebet vor Gott zu tragen“. Ab 2011 wollen die Schweizer
Bischöfe einen „Dies Iudaicus“ einführen – „als besonderen Tag der Erinnerung an unsere
jüdischen Wurzeln“.
Hier dokumentieren wir das Schluß-Statement der Schweizer
Bischofskonferenz im vollen Wortlaut.
Die Schweizer
Bischofskonferenz (SBK) hat sich in Chur vom 2. bis 4. März 2009 im Priesterseminar
St. Luzi zur 283. Ordentlichen Versammlung getroffen.
Folgende Hauptthemen
sind behandelt worden:
Aufhebung der Exkommunikation der Lefebvre-Bischöfe Die
Bischöfe und Territorialäbte erörterten die schwierige Situation, die sich aus der
Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius
X. ergeben hat. Zahlreiche Reaktionen zeigten die grosse Besorgnis vieler Menschen
in- und ausserhalb der Kirche über diesen Schritt, namentlich angesichts der Leugnung
der Schoa durch Bischof Richard Williamson. Papst Benedikt XVI. hat einen öffentlichen
und eindeutigen Widerruf verlangt, der bisher nicht geschehen ist. Die Bischofskonferenz
erinnert daran, dass die Aufhebung der Exkommunikation noch nicht die Rehabilitierung
oder Wiedereingliederung in die Gemeinschaft der katholischen Kirche bedeutet, sondern
erst die Eröffnung eines Weges zur Versöhnung. Die vier Bischöfe bleiben weiterhin
suspendiert. Deshalb bleibt ihnen untersagt, das Bischofs- und Priesteramt auszuüben.
Der Vatikan hat in mehreren Stellungnahmen betont, dass für eine künftige Anerkennung
der Bruderschaft St. Pius X. die volle Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils
und des Lehramtes der Päpste Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul I., Johannes
Paul II. sowie Benedikt XVI. eine unerlässliche Bedingung ist. Im Sinne dieser Päpste
ist das Leben der Kirche vor und nach dem Konzil als Erneuerung in der Kontinuität
und nicht als Bruch zu verstehen. Die Bischöfe trugen dem Apostolischen Nuntius
in der Schweiz, Erzbischof Francesco Canalini, ihr Befremden und die Sorgen der Gläubigen
vor. Offensichtlich war die Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe zu wenig
sorgfältig vorbereitet, und es gab auch schwerwiegende Mängel bei der Information
der Bischöfe, der Gläubigen und der Öffentlichkeit durch die vatikanische Kurie. Die
Bischöfe und der Nuntius bedauern diese Fehler. Die Ereignisse der vergangenen
Wochen haben erneut zu Polarisierungen geführt. Die Bischöfe laden die Gläubigen zu
einer Wallfahrt am Pfingstmontag, 1. Juni nach Einsiedeln ein, um das Anliegen der
Einheit der Kirche im Gebet vor Gott zu tragen.
Ablehnung der Minarett-Initiative Die
Minarett-Initiative ist nicht geeignet, die Probleme des Zusammenlebens der Schweizer
Bevölkerung und der Muslime zu lösen; sie kann diese Probleme nur verschärfen und
immer unlösbarer machen. Am besten wäre es, dass die Initiative zurückgezogen würde,
sonst bleibt nur die Ablehnung.
„Businessplan“ für die katholische Medienarbeit Die
SBK stimmte dem „Businessplan für die Weiterentwicklung der Kommunikations- und Medienarbeit
der katholischen Kirche in der Schweiz“ zu. Das Dokument ist im Auftrag der Bischofskonferenz
von Dr. Jean-Paul Rüttimann, unterstützt von weiteren Kommunikationsexperten, ausgearbeitet
worden. Zielsetzung des Plans ist, die geeigneten Voraussetzungen zu schaffen, damit
sich die katholische Kirche in der Schweiz in der modernen Kommunikationsgesellschaft
behaupten kann. Die Finanzierung der darin genannten Vorhaben ist noch nicht gesichert.
Eine Konsultation im Kreis der Mitglieder der Römisch-katholischen Zentralkonferenz,
auf deren Unterstützung die Bischofskonferenz baut, ist derzeit im Gang.
Bericht
über die Restrukturierung der Seelsorge in den Schweizer Diözesen Die Bischöfe
und Territorialäbte genehmigten den Bericht der Pastoralplanungskommission (PPK) „Restrukturierung
der (Pfarrei-)Seelsorge in den Schweizer Diözesen – Bestandsaufnahme und pastorale
Perspektiven“. Er dient den Diözesen dazu, die realisierten Schritte zu prüfen und
weitere zu planen. Die Bischofskonferenz erteilte der PPK den Auftrag, den Bericht
zu veröffentlichen.
Gebetstag für die Kirche in China Die Bischöfe
setzten sich mit der Lage der Kirche in China auseinander. Auf Anregung von Papst
Benedikt XVI. wird der 24. Mai alljährlich als Gebetstag für die Kirche in China begangen.
Die Bischöfe rufen die Gläubigen auf, an diesem Tag besonders für die Kirche in China
zu beten. In Einsiedeln findet am 24. Mai ein Wallfahrtstag statt, der besonders von
Christinnen und Christen aus China mitgetragen ist.
Begegnungen -
Wie üblich hat der Apostolische Nuntius in der Schweiz, Erzbischof Francesco Canalini,
der Versammlung der Bischofskonferenz einen freundschaftlichen Besuch abgestattet,
begleitet von seinem ersten Sekretär, Msgr. Seamus Patrick Horgan (siehe oben).
-
Der kürzlich zum Weihbischof von Köslin-Kolberg ernannte Msgr. Krzysztof Zadarko sowie
der Nationalkoordinator für die Polenseelsorge, Msgr. Dr. Slawomir Darius Kawecki,
dankten den Bischöfen für ihr Wohlwollen. Msgr. Zadarko ist noch bis Ostern in der
Polenseelsorge in Zürich tätig und wird am 25. April zum Bischof geweiht. Er zeigte
sich von der Mitarbeit der Laien in den schweizerischen Kirchenstrukturen beeindruckt.
-
Professor Dr. Martin Klöckener, Freiburg i. Ü., informierte die Bischofskonferenz
über den Stand der Arbeiten an der neuen deutschsprachigen Ausgabe des Messbuchs.
Der Liturgiewissenschaftler ist im Auftrag der SBK Mitglied des „Forums Liturgie im
deutschsprachigen Sprachgebiet“ und Mitglied der Übersetzergruppe „Orationen“ der
internationalen bischöflichen Kommission „Ecclesia celebrans“.
In Kürze -
Die Bischöfe legten das Motto zum Sonntag der Völker vom 8. November 2009 fest. Es
lautet: „Migranten, eine Chance für die Evangelisation.“
- Schon vor längerer
Zeit wurde der Wunsch geäussert, einen besonderen Tag der Erinnerung an unsere jüdischen
Wurzeln zu begehen. Die SBK stimmte zu, ab 2011 einen „Dies Iudaicus“ einzuführen.
Datum und Ausgestaltung dieses Tages werden von der Jüdisch/Römisch-katholischen Gesprächskommission
beraten.
- Der Jahresbericht 2008 der Bischöflichen Nationalkommission Justitia
et Pax wurde zustimmend zur Kenntnis genommen.
Ernennungen - Abbé
Jean Jacques Theurillat, Delsberg, und Dr. Christian Cebulj, Professor für Religionspädagogik
und Katechetik an der Theologischen Hochschule Chur, wurden zu Mitgliedern der Evangelisch/Römisch-katholischen
Gesprächskommission der Schweiz (ERGK) ernannt.
- Die SBK berief Dr. Christine
Lienemann, Professorin für Ökumene, Mission und interkulturelle Gegenwartsfragen,
Basel, zum Mitglied der Arbeitsgruppe „Asiatische und afrikanische Religionen“.
-
Zu Mitgliedern der Medienkommission ernannt wurden Patrizio Tito Malaguerra, Cureglia
TI, Bernard Litzler, Lausanne VD, und Werner De Schepper, Olten SO.
- Mitglieder
der Expertenkommission Kirche-Staat sind Professor Dr. Libero Gerosa (Präsident),
Lugano, Professor Dr. Yvo Hangartner, Gossau SG, Dr. Philippe Gardaz, Lausanne, Urs-Viktor
Berger, Triengen LU, Georgio Prestele, Zürich, Bischofsvikar Dr. Martin Grichting,
Chur, und Dr. Claudius Luterbacher, St. Gallen.
- Die Bischofskonferenz bestätigte
die Wahl von Dr. Arnd Bünker, Münster/Westfalen, zum Leiter des Schweizerischen Pastoralsoziologischen
Instituts (spi) und zum Geschäftsführer der Pastoralplanungskommission (PPK).
-
Zum Nationaldelegierten für die Eucharistischen Kongresse ernannte die Schweizer Bischofskonferenz
Pfarrer Martin Camenzind, Cazis GR.
- Zu Mitgliedern des Schweizerischen katholischen
Missionsrates berufen wurden Schwester Wilhelma Kaspers, Ilanz GR, und Mathieu Moggi,
Bellinzona.
- Die Bischofskonferenz bestätigte die Wahl von Pfarrer Andreas
Gschwind, Utzensdorf BE, zum Mitglied der Kommission Bischöfe-Priester.