Nach dem Mord an Präsident
Joao Bernardo Vieira herrscht gespannte Ruhe im kleinen afrikanischen Staat Guinea-Bissau.
Beobachter sehen im Mord an dem Politiker einen Racheakt für die vorausgegangene Ermordung
des Armeechefs. Guinea-Bissau ist einer der ärmsten Staaten von ganz Afrika; gegen
Ende der 90er Jahre war er Schauplatz eines blutigen Bürgerkriegs. Die neuen Unruhen
drohen das Land endgültig in einen gescheiterten Staat zu verwandeln. Pater Davide
Sciocco leitet das nationale katholische Radio von Guinea-Bissau; er sagte uns:
„Die
Lage war in letzter Zeit ohnehin schon sehr kritisch. Diese Konflikte haben wir vom
Bürgerkrieg von 1998 geerbt; die Demokratie hat einen schweren Schlag erhalten. Es
geht letztlich darum, wer hier das Sagen haben soll. In etwa einem Jahr sollten Präsidentenwahlen
stattfinden, und der Präsident hatte schon signalisiert, dass er – obwohl er nicht
populär war – doch die Macht nicht fahren lassen wollte. Dann geht es hier auch um
den Handel von Drogen, Phosphaten und anderen Bodenschätzen – also um große wirtschaftliche
Interessen. Und das hat den jahrzehntelangen Konflikt zwischen General Tagme Na Wai
und Präsident Joao Bernardo Vieira weiter angeheizt.“ Wir wollten von Pater
Sciocco auch wissen, welche Rolle die Kirche in Guinea-Bissau spielt.
„Eine
wichtige Rolle – sie versucht, ein Klima des Friedens und des Dialogs herzustellen.
Besonders wichtig war eine Botschaft der zwei Bischöfe vor den Wahlen, in der sie
dazu aufriefen, dass der ethnische Faktor nicht instrumentalisiert werden dürfe. Leider
ist das dann im Wahlkampf doch passiert. Die Kirche wird als sehr starke moralische
Autorität angesehen.“ (rv 03.03.2009 sk)