Die katholische Kirche
ruft nach Hilfen für religiöse Minderheiten im Nahen Osten. Am Rande der Vollversammlung
der Deutschen Bischofskonferenz in Hamburg, appellierte der Vorsitzende der Kommission
Weltkirche, Erzbischof Ludwig Schick, an Politiker in Deutschland und Europa, das
ihnen Mögliche zu tun, um das Überleben der religiösen Minderheiten im Nahen Osten
zu sichern. Der Bamberger Erzbischof Schick wörtlich: „Es geht uns nicht
um Privilegien für die Christen. Es geht um eine Politik, die stabile Verhältnisse
begünstigt, die Menschenrechte für alle sichern hilft und dafür Sorge trägt, dass
die düsteren Prognosen eines „Zusammenpralls der Kulturen“ und der damit einhergehenden
Politik der religiösen Purifizierung nicht zur dominierenden Realität des Orients
werden.“ Schick warnte vor dem zunehmenden Einfluss der Islamisten auf die
Lebensverhältnisse in verschiedenen Staaten der Region und nannte unter anderem Ägypten
und den Libanon: „Unter dem Druck der gesellschaftlichen Macht islamistischer
Bewegungen verliert das Christentum seinen früher unangefochtenen Platz in der Gesellschaft.
Christen werden an den Rand gedrückt und suchen schließlich eine neue Heimat in den
westlichen Ländern.“ Im Heiligen Land, in Israel und den palästinensischen
Autonomiegebieten, seien die Christen zum Opfer der anhaltenden politischen Krise
geworden, beklagte Schick. Lebten 1946 noch gut 31.000 Christen in Jerusalem – ihr
Bevölkerungsanteil lag damit bei 19 Prozent – so sind es heute nur noch 10.000 Christen
verschiedener Konfessionen. Das entspricht zwei Prozent der Gesamtbevölkerung. Im
Gazastreifen ginge ihr Anteil gar gegen Null, meint der Weltkirchen-Bischof, der noch
vor Ostern selbst erneut in die Region reisen wird. „In Zeiten gewalttätiger
Konflikte erfahren sie als Minderheit besonders stark ihre gesellschaftliche Randlage.
In Israel sind sie als Christen und Araber sogar in einer doppelten Minderheitenposition.
Der politisch und gesellschaftlich in der Hamas organisierte Islamismus unter den
Palästinensern grenzt die Christen darüber hinaus immer weiter aus der Gesellschaft
aus und nimmt ihnen die Luft zum Atmen.“ Dass die Zahl der Menschen, die das
Land verlassen, weil sie für sich und ihre Kinder keine Perspektiven mehr sehen, weiterhin
hoch ist, sei also keine Überraschung, meint Schick. Viele Israelis und Palästinenser
möchten die Christen seiner Meinung nach aber dennoch halten, „...weil die Christen
sich immer selbstlos in karitativen Einrichtungen einsetzen, in Krankenhäusern, Altenheimen,
Schulen, Kindergärten, ohne Ansehen der Religion und der Nationalität. Das ist ein
schönes Zeugnis, und auch das macht die Präsenz der Christen im Heiligen Land unbedingt
wichtig.“ Seitens der katholischen Kirche in Deutschland versprach Schick Solidarität
und Unterstützung. Die Kontakte mit den Ortskirchen seien eng. „Was an Hilfe
möglich ist, wollen wir leisten. Vor allem unsere Hilfswerke haben hier eine große
Aufgabe. Das Christentum ist gerade durch sein Hoffnungspotential eine Religion, die
auch die Zukunft mitgestalten kann. Und wenn Hoffnung auch an positiven Beispielen
aufgezeigt werden kann, dann ist das sehr hilfreich.“ (rv 03.03.2009 bp)