Der Schein dürfe nicht
über das Sein triumphieren. Dazu mahnte der Kölner Kardinal Joachim Meisner diese
Woche im Rahmen eines Treffens christlicher Führungskräfte und Unternehmer in Düsseldorf.
Neben Fachkompetenz sei eine Rückkehr zu christlichen Werten in der Wirtschaft notwendig,
sagte der Erzbischof in einem Interview mit dem Domradio Köln. Dazu sagt Kardinal
Meisner:
„Bei dieser heutigen Weltwirtschaftskrise hat sicher die Habsucht
Pate gestanden. Und dann kommt noch die Ehrsucht dazu: Hast Du was, dann bist Du was.
Das ist in unserer Gesellschaft heute ein ungeschriebenes Gesetz. Die christliche
Soziallehre sagt, es kommt nicht so sehr auf das Haben an, sondern auf das Sein. Diese
Soziallehre ist nach wie vor eine echte Alternative zum Kapitalismus und zum Kommunismus
und sie hat auch Pate gestanden für eine gesunde soziale Marktwirtschaft.“
Die
Aufgabe von Führungskräften sei vor allem das Dienen, eine für Christen selbstverständliche
Tugend. Kardinal Meisner:
„Ich kann Verantwortung nur wahrnehmen, wenn ich
die Arbeitsstelle und die Mitarbeiter nicht als Kulisse für meinen eigenen Auftritt
sehe. Sondern gleichsam als eine Herausforderung, dass ich meine Führung wahrnehme,
indem ich anderen diene. Und darum ist das unvereinbar mit dem christlichen Menschenbild,
dass ich Karriere mache und die anderen dort unten dahin vegetieren lasse. Ich muss
die anderen mitnehmen, ich muss mich wie Christus zu ihnen herabneigen und muss ihnen
wirklich ein echter Diener sein.“