Gemmingen: „Bischof Williamson links liegen lassen“
Vatikansprecher Federico
Lombardi hat am Freitag eine Entschuldigung des Lefebvre-Bischofs Richard Williamson
im Zusammenhang mit dessen Leugnung des Holocausts als nicht ausreichend bezeichnet.
Williamson müsse seine Äußerungen vollständig und öffentlich widerrufen, bekräftigte
Lombardi. Williamson hatte der katholischen Nachrichtenagentur Zenit zufolge zwar
erklärt, es tue ihm leid „solche Bemerkungen gemacht zu haben“, jedoch offen gelassen,
ob er seine Ansichten geändert hat. Unser Redaktionsleiter, Jesuitenpater Eberhard
von Gemmingen, kommentiert die Reaktion aus dem Vatikan:
Der Bischof der Piusbruderschaft,
Richard Williamson, hat sich zwar in der Öffentlichkeit geäußert, aber er hat nicht
an den Vatikan und den Papst geschrieben. Daher hat der Pressesprecher des Vatikans,
Pater Federico Lombardi, gegenüber den Medien erklärt, der Lefebvre-Bischof habe nicht
das getan, was der Papst von ihm gefordert hatte. In einer Erklärung des vatikanischen
Staatssekretariats vom 4. Februar hatte es geheißen, Williamson müsse seine antisemitischen
Äußerungen und seine Holocaust-Leugnung eindeutig zurücknehmen. Und dies nicht nur
gegenüber der allgemeinen Öffentlichkeit sondern gegenüber dem Heiligen Stuhl. Bischof
Williamson vermeidet dies offensichtlich. Ich finde es sehr erfreulich, dass der
Vatikansprecher der Weltöffentlichkeit mitgeteilt hat, dass dies nicht den Forderungen
des Vatikans entspreche. Auf der anderen Seite aber will der Vatikan nun nicht täglich
auf diese oder jene Äußerungen von Bischof Williamson reagieren. Dieser exzentrische
Bischof darf nicht das Tempo diktieren. Daher wird der Vatikan möglicherweise in den
nächsten Tagen auf weitere Äußerungen von Williamson nicht reagieren. Wenn er dies
täte, würde er nach der Pfeife von Williamson tanzen, was absolut unangemessen wäre. Im
Übrigen bin ich der Ansicht, dass der Vatikan schon hinreichend klargemacht hat: Die
antisemitischen Äußerungen und die Holocaustleugnung von Williamson sind untragbar.
Papst Benedikt steht zu den Aussagen des Zweiten Vatikanums über das Verhältnis der
katholischen Kirche zu den Juden. Wer gutwillig ist, konnte alles Notwendige hören.
Vor allem haben die jüdischen Gesprächspartner längst erkannt, dass durch die Medien
fälschlicherweise der Eindruck geschaffen wurde, Papst Benedikt entferne sich von
der Judenfreundschaft seines Vorgängers. Dies war nie der Fall. Nur haben manche Medien
diesen falschen Eindruck vermittelt. Auch die Weltöffentlichkeit darf sich ihre Themen
nicht durch einen exzentrischen Bischof diktieren lassen. Man sollte Bischof Williamson
links liegen lassen und ihn einfach nicht mehr hören. Das bedeutet keineswegs,
dass eine Holocaust-Leugnung geduldet werden kann. Aber auch andere Holocaustleugner
werden nicht ernst genommen, sondern eben als exzentrische Spinner behandelt, die
gleichwohl vor die entsprechenden Gerichte zitiert werden sollen. Meine Meinung:
Kümmern wir uns um die entscheidenden judenfreundlichen Äußerungen der katholischen
Kirche. Und nehmen wir die bösen Äußerungen von Pius-Brüdern und ihren Bischöfen nicht
zu ernst. Es reicht, wenn sie bestraft werden. Das aber muss geschehen. (rv 28.02.2009
mg/gem)