2009-02-28 16:33:34

Gemmingen: „Bischof Williamson links liegen lassen“


RealAudioMP3 Vatikansprecher Federico Lombardi hat am Freitag eine Entschuldigung des Lefebvre-Bischofs Richard Williamson im Zusammenhang mit dessen Leugnung des Holocausts als nicht ausreichend bezeichnet. Williamson müsse seine Äußerungen vollständig und öffentlich widerrufen, bekräftigte Lombardi. Williamson hatte der katholischen Nachrichtenagentur Zenit zufolge zwar erklärt, es tue ihm leid „solche Bemerkungen gemacht zu haben“, jedoch offen gelassen, ob er seine Ansichten geändert hat.
Unser Redaktionsleiter, Jesuitenpater Eberhard von Gemmingen, kommentiert die Reaktion aus dem Vatikan:

Der Bischof der Piusbruderschaft, Richard Williamson, hat sich zwar in der Öffentlichkeit geäußert, aber er hat nicht an den Vatikan und den Papst geschrieben. Daher hat der Pressesprecher des Vatikans, Pater Federico Lombardi, gegenüber den Medien erklärt, der Lefebvre-Bischof habe nicht das getan, was der Papst von ihm gefordert hatte. In einer Erklärung des vatikanischen Staatssekretariats vom 4. Februar hatte es geheißen, Williamson müsse seine antisemitischen Äußerungen und seine Holocaust-Leugnung eindeutig zurücknehmen. Und dies nicht nur gegenüber der allgemeinen Öffentlichkeit sondern gegenüber dem Heiligen Stuhl. Bischof Williamson vermeidet dies offensichtlich.
Ich finde es sehr erfreulich, dass der Vatikansprecher der Weltöffentlichkeit mitgeteilt hat, dass dies nicht den Forderungen des Vatikans entspreche. Auf der anderen Seite aber will der Vatikan nun nicht täglich auf diese oder jene Äußerungen von Bischof Williamson reagieren. Dieser exzentrische Bischof darf nicht das Tempo diktieren. Daher wird der Vatikan möglicherweise in den nächsten Tagen auf weitere Äußerungen von Williamson nicht reagieren. Wenn er dies täte, würde er nach der Pfeife von Williamson tanzen, was absolut unangemessen wäre.
Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass der Vatikan schon hinreichend klargemacht hat: Die antisemitischen Äußerungen und die Holocaustleugnung von Williamson sind untragbar. Papst Benedikt steht zu den Aussagen des Zweiten Vatikanums über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den Juden. Wer gutwillig ist, konnte alles Notwendige hören. Vor allem haben die jüdischen Gesprächspartner längst erkannt, dass durch die Medien fälschlicherweise der Eindruck geschaffen wurde, Papst Benedikt entferne sich von der Judenfreundschaft seines Vorgängers. Dies war nie der Fall. Nur haben manche Medien diesen falschen Eindruck vermittelt. Auch die Weltöffentlichkeit darf sich ihre Themen nicht durch einen exzentrischen Bischof diktieren lassen. Man sollte Bischof Williamson links liegen lassen und ihn einfach nicht mehr hören.
Das bedeutet keineswegs, dass eine Holocaust-Leugnung geduldet werden kann. Aber auch andere Holocaustleugner werden nicht ernst genommen, sondern eben als exzentrische Spinner behandelt, die gleichwohl vor die entsprechenden Gerichte zitiert werden sollen.
Meine Meinung: Kümmern wir uns um die entscheidenden judenfreundlichen Äußerungen der katholischen Kirche. Und nehmen wir die bösen Äußerungen von Pius-Brüdern und ihren Bischöfen nicht zu ernst. Es reicht, wenn sie bestraft werden. Das aber muss geschehen.
(rv 28.02.2009 mg/gem)







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