Vatikan/D: Botschafter Horstmann „Wir brauchen Afrika als Partner“
Afrikas Hoffnung auf
Friede, Gesundheit und Wohlstand stärken. Das ist ein Ziel der bevorstehenden Reise
von Papst Benedikt XVI. nach Kamerun und Angola im März dieses Jahres. Wie der Papst
sollten sich alle Deutschen für eine stärkere partnerschftliche Zusammenarbeit mit
Afrika einsetzen. Das findet der deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl Hans-Henning
Horstmann. Horstmann selbst hat lange in Afrika gelebt und meint, dass Europa von
seinem Nachbarkontinent einiges lernen kann: Spiritualität, Lebensfreude und immaterielle
Werte. Mehr hören Sie in seiner Audio-Kolumne von diesem Donnerstag: Liebe Hörerinnen
und Hörer, seit 1967 habe ich als Student und Diplomat Afrika erlebt: ein Kontinent
voller menschlicher und natürlicher Vielfalt und Reichtum. Die Lebensfreude meiner
afrikanischen Freunde in Benin, Ghana, Kamerun und Senegal, aber auch die afrikanische
Geschichte hat meine Familie und mich stets beeindruckt, ja geprägt: In Afrika haben
wir vor allem spirituelle und immaterielle Werte erfahren und den materiellen Luxus
und Überfluss der nördlichen Hemisphäre nicht vermisst. Wir konnten uns auf das Wesentliche
im menschlichen Zusammenleben konzentrieren. Besonders gerne haben wir afrikanische
Gottesdienste besucht: der tiefe und fröhliche Glaube hat begeistert. Afrika ist heute
die Wachstumsregion für die Kirche. Afrika ist aber auch ein von Armut, Krankheit
und Krieg geplagter Kontinent. Benedikt XVI. wird vom 17. bis zum 23. März nach
Afrika reisen. Die Besuche in Kamerun und in Angola gelten zum einen der wachsenden
Zahl der Katholiken in beiden Ländern und auf dem gesamten Kontinent. Der Papst will
aber auch ganz im Sinne seiner Friedensbotschaft vom 1. Januar 2009 die Menschen in
ihrer Hoffnung auf Frieden, Gesundheit und Wohlstand stärken. Afrika ist ein wichtiger
Partner von Deutschland. Bundespräsident Dr. Köhler hat Afrika in den Mittelpunkt
seines internationalen Einsatzes gestellt. Dies ist Ausdruck unserer moralischen
und historischen Verpflichtungen gegenüber dem Nachbarkontinent. Die Bilder der im
Mittelmeer zwischen Afrika und Italien Ertrinkenden, die gerade in Rom jeden Tag die
Medien füllen, treffen ins Herz. Sie sollten uns vor allem aber auch ermutigen, unsere
Hilfe und partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Engagement und Empathie zu gestalten. Die
Bundesregierung steht zu dem in der Europäischen Union festgelegten Ziel, den Anteil
unserer Entwicklungshilfe Schritt für Schritt auf 0,7 % unseres Bruttosozialproduktes
zu erhöhen. Unser Beitrag ist in den letzten Haushaltsjahren gewachsen. Wir werden
unseren Einsatz für Afrika gerade wegen der Krise der Weltwirtschaft und des Weltfinanzsystems
stärken. Dies hat Erzbischof Tomasi, der Vertreter des Heiligen Stuhls beim Büro der
Vereinten Nationen und den Internationalen Organisationen in Genf, am 20. Februar
vor dem Menschenrechtsrat mit klaren und überzeugenden Worten bekräftigt. Er hat insbesondere
die Verwirklichung der Millenniumsziele der Vereinten Nationen angemahnt. Dem schließt
sich die deutsche Bundesregierung an:
Armut und Hunger müssen drastisch
reduziert werden; Primarschulbildung muss universell geöffnet werden; Mädchen
und Jungen müssen gleichen Bildungszugang haben; die Müttersterblichkeit soll um
75 % verringert werden; die Sterblichkeit von Kindern unter 12 Jahren soll um 2/3
reduziert werden; die Ausbreitung von HIV/Aids, Malaria, Tuberkulose und von anderen
Krankheiten muss bekämpft werden; der Zugang zu sauberem Wasser muss gewährleistet
werden.
Es sind dies globale Ziele, die aber für Afrika, unserem Nachbarkontinent,
mit dem wir Europäer seit Jahrhunderten historisch eng verflochten sind, besonders
bedeutsam sind. Die Reise des Papstes nach Afrika ist ein Zeichen der Hoffnung für
die Menschen, sie ist für mich eine Mahnung, vor allem aber auch eine Forderung an
uns alle, in unseren Anstrengungen zur Erhaltung des Friedens und zur Förderung menschenwürdiger
Lebensbedingungen nicht nachzulassen. Die Bundesregierung ist sich dieser Herausforderung
bewußt: wir brauchen Afrika als Partner.