D/EU: Kontrolle der Finanzmärkte ethisch „äußert sinnvoll“
Kirchenvertreter begrüßen
die Anstrengungen Europas, die Finanzmärkte zu zähmen. Aus wirtschaftsethischer Sicht
seien mehr Kontrollen für die Finanzmärkte „äußerst sinnvoll“, sagte uns der Augsburger
Weihbischof Anton Losinger, ein promovierter Volkswirt. Die wirtschaftlich bedeutendsten
EU-Länder haben sich an diesem Wochenende in Berlin darauf verständigt, beim bevorstehenden
G20-Gipfel im April in London eine strenge Kontrolle der Finanzmärkte einzufordern.
Jedes einzelne Finanzmarktprodukt, jeder einzelne Finanzmarkt-Akteur soll - aus europäischer
Sicht - eine Regulierung oder Aufsicht haben müssen. Gut so, lobt Weihbischof Losinger:
„Die Kontrolle über die einzelnen Finanzmarktprodukte und Institute ist
eine Forderung, die seit langem ansteht, die äußerst sinnvoll ist und die, wenn man
derzeit die Auswirkungen der Bankenkrise betrachtet, wirklich angemessen und richtig
ist. Denn wir sehen, dass viele der Notsituationen, die in der zurückliegenden Zeit
entstanden sind, auch durch eine äußerst fahrlässige Nicht-Kontrolle von Geldmarktströmen
entstanden sind.“
Es zeige sich auch, dass inmitten
der globalen Finanzkrise ethisches Wirtschaften wieder im Kurs steige, so Losinger.
„Ich denke, das ist nicht nur für Europa, sondern auch für die weltweite
Finanzwirtschaft ein Lehrbuchkapitel. Wir sehen einerseits, dass Finanzströme nicht
mehr im nationalen Rahmen reguliert werden können - das ist endgültig passé. Die Finanzmärkte
sind ein weltweiter Effekt. Deshalb müssen wir letztendlich zu globalen Verlässlichkeiten
führen. An diesem Punkt sind eine Reihe von wichtigen Erkenntnissen da. Die katholische
Soziallehre hat immer gesagt: es ist wichtig, dass im Bereich der sozialen Marktwirtschaft
Rahmenrichtlinien hergestellt werden, die vom Staat aufzustellen sind. Wenn niemand
sich an solche Rahmenrichtlinien hält, wird das ganze System in Korruption untergehen.“
Mit staatlicher Kontrolle allein ist es allerdings nicht getan, erinnert
Losinger. Es sei unverzichtbar,
"dass Menschen letztlich auch ehrlich sein
müssen. Bei all den Kontrollmaßnahmen, die wir heute setzen können und müssen, muss
uns eines klar sein: Ohne eine grundsätzliche ethische Zustimmung zu ehrlichen Systemen
im gegenseitigen Handel kann es nicht gehen. Der Staat kann es sich ja nicht leisten,
hinter jedem Bürger einen Polizisten aufzustellen.“