2009-02-23 16:04:59

D/EU: Kontrolle der Finanzmärkte ethisch „äußert sinnvoll“


RealAudioMP3 Kirchenvertreter begrüßen die Anstrengungen Europas, die Finanzmärkte zu zähmen. Aus wirtschaftsethischer Sicht seien mehr Kontrollen für die Finanzmärkte „äußerst sinnvoll“, sagte uns der Augsburger Weihbischof Anton Losinger, ein promovierter Volkswirt. Die wirtschaftlich bedeutendsten EU-Länder haben sich an diesem Wochenende in Berlin darauf verständigt, beim bevorstehenden G20-Gipfel im April in London eine strenge Kontrolle der Finanzmärkte einzufordern. Jedes einzelne Finanzmarktprodukt, jeder einzelne Finanzmarkt-Akteur soll - aus europäischer Sicht - eine Regulierung oder Aufsicht haben müssen. Gut so, lobt Weihbischof Losinger:

„Die Kontrolle über die einzelnen Finanzmarktprodukte und Institute ist eine Forderung, die seit langem ansteht, die äußerst sinnvoll ist und die, wenn man derzeit die Auswirkungen der Bankenkrise betrachtet, wirklich angemessen und richtig ist. Denn wir sehen, dass viele der Notsituationen, die in der zurückliegenden Zeit entstanden sind, auch durch eine äußerst fahrlässige Nicht-Kontrolle von Geldmarktströmen entstanden sind.“

 
Es zeige sich auch, dass inmitten der globalen Finanzkrise ethisches Wirtschaften wieder im Kurs steige, so Losinger.

„Ich denke, das ist nicht nur für Europa, sondern auch für die weltweite Finanzwirtschaft ein Lehrbuchkapitel. Wir sehen einerseits, dass Finanzströme nicht mehr im nationalen Rahmen reguliert werden können - das ist endgültig passé. Die Finanzmärkte sind ein weltweiter Effekt. Deshalb müssen wir letztendlich zu globalen Verlässlichkeiten führen. An diesem Punkt sind eine Reihe von wichtigen Erkenntnissen da. Die katholische Soziallehre hat immer gesagt: es ist wichtig, dass im Bereich der sozialen Marktwirtschaft Rahmenrichtlinien hergestellt werden, die vom Staat aufzustellen sind. Wenn niemand sich an solche Rahmenrichtlinien hält, wird das ganze System in Korruption untergehen.“

Mit staatlicher Kontrolle allein ist es allerdings nicht getan, erinnert Losinger. Es sei unverzichtbar,

"dass Menschen letztlich auch ehrlich sein müssen. Bei all den Kontrollmaßnahmen, die wir heute setzen können und müssen, muss uns eines klar sein: Ohne eine grundsätzliche ethische Zustimmung zu ehrlichen Systemen im gegenseitigen Handel kann es nicht gehen. Der Staat kann es sich ja nicht leisten, hinter jedem Bürger einen Polizisten aufzustellen.“

(rv 23.02.2009 gs)









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