„Ihr seid zur Freiheit
berufen.“ Mit diesen Worten aus dem Paulusbrief an die Galater wandte sich Benedikt
XVI. am Freitagabend an die Priesterseminaristen der Diözese Rom. Bei einer gemeinsamen
Messfeier zum Feiertag der „Heiligen Muttergottes der Zuversicht“ legte Benedikt XVI.
in seiner „lectio divina“ dar, wie der Freiheitsbegriff nach Paulus zu verstehen sei:
„Der
heilige Paulus sagt: ‚Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern
dient einander in Liebe.’ (Gal 5,13) Hier gebraucht Paulus eine gegensätzliche Idee:
,Durch die Barmherzigkeit bietet Ihr einen Dienst´; Das heißt die Freiheit realisiert
sich paradoxerweise im Dienen. Wir werden frei, wenn wir füreinander da sind.“
Gott
habe den Menschen nicht als isoliertes Wesen geschaffen, sondern im Verhältnis zu
seinem Schöpfer und zu anderen Menschen, so der Papst weiter:
„Wir sind
einerseits mit Gott verbunden, andererseits sind wir als Familie der Menschheit aber
auch miteinander verbunden. In anderen Worten, Freiheit bedeutet einerseits in der
weiten Liebe Gottes zu sein. Andererseits bedeutet Freiheit miteinander und füreinander
da zu sein. Es gibt keine Freiheit gegen den anderen. Wenn ich mich selbst verabsolutiere,
werde ich zum Feind des anderen. So können wir nicht zusammenleben. Nur geteilte Freiheit
ist menschliche Freiheit. Nur indem wir zusammen sind, können wir wirklich Freiheit
erleben. Und das ist ein sehr wichtiger Punkt. Nur wenn ich den anderen akzeptiere
und damit auch die offensichtlichen Grenzen meiner eigenen Freiheit akzeptiere, eben
aus dem Respekt für den anderen heraus, nur wenn ich mich in dieses Netz gegenseitiger
Abhängigkeiten integriere, was uns letztlich zu einer einzigen Familie eint, nur dann
bewege ich mich auf eine gemeinsame Freiheit zu.“
Das römische Priesterseminar
„Seminario Romano Maggiore“ beim Lateran wurde 1565 kurz nach dem Konzil von Trient
gegründet. Heute leben dort 113 Studenten, die zwischen 19 und 37 Jahre alt sind und
aus verschiedenen italienischen Diözesen stammen.