2009-02-20 15:28:43

Ö: Wogen glätten sich im Fall Wagner


„Der Heilige Stuhl hat der Bitte von Gerhard Maria Wagner um Rücknahme seiner Ernennung zum Weihbischof für Linz entsprochen.“ Mit dieser Verlautbarung des Sprechers der Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger, glätteten sich am Donnerstag allmählich die Wogen in der „Causa Wagner“.

Pfarrer Gerhard Maria Wagner selbst hatte am vergangenen Sonntag den ersten Schritt gemacht. Er bat Papst Benedikt, seine Ernennung zum Weihbischof von Linz zurückzunehmen. Eine Entscheidung, die die österreichischen Bischöfe nur begrüßten. Denn Wagners Ernennung war weit über die Diözese Linz hinaus - bei Kirchenvertretern wie Laien - auf heftige Kritik gestoßen. Auch aus diesem Grund trafen sich die Diözesanbischöfe am Montag zu einem Sondergipfel in Wien. In einem Hirtenbrief wandten sie sich anschließend an den Papst und drängten auf mehr Sorgfalt bei zukünftigen Bischofsernennungen. Wiens Kardinal Christoph Schönborn verlas das Schreiben:

„Die Bischöfe nehmen die an den Papst gerichtete Bitte von Pfarrer Dr. Gerhard Maria Wagner um Rücknahme der Ernennung zur Kenntnis. Das Thema der Bischofsernennungen ist deshalb so bedeutsam, weil es seit der Mitte der achtziger Jahre in Österreich mit etlichen Problemen verbunden ist. Zu zahlreich waren die Kontroversen um Bischofsernennungen. Zu schmerzlich die Konflikte und die Risse in der Kirche, die sie ausgelöst haben. Daher ist gerade in diesem Bereich höchste Sensibilität notwendig. Es ist ein höchst wünschenswertes Zeichen für die Einheit in der Kirche, wenn die Ernennung eines Bischofs für die Gläubigen Freude und Ermutigung bedeutet.“ 
Dagegen hatte Wagners Ernennung mehr Kritik als Wohlwollen verursacht. Seine umstrittenen Positionen – etwa zu einer „Heilung“ von Homosexuellen oder dem Hurrikan „Katrina“ als vermeintliche Gottesstrafe für New Orleans – hatten auch innerhalb der Kirche für Diskussionen gesorgt. Kritik an seiner Ernennung zumWeihbischof kam von hoher Stelle - zunächst vom Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser und dann auch vom Eisenstädter Diözesanbischof Paul Iby. Schließlich lehnten 31 von 35 Linzer Dechanten seine Designierung ab. Auf die ungewöhnliche Welle der Kritik reagierten die Bischöfe mit ihrem Hirtenbrief. Kardinal Schönborn:

„Die Gläubigen erwarten mit Recht, dass das Verfahren der Kandidatensuche, die Prüfung der Vorschläge und die letzte Entscheidung sorgfältig und mit pastoralem Gespühr vorgenommen werden. Dadurch kann sichergestellt werden, dass Bischöfe nicht gegen sondern für eine Ortskirche ernannt werden.“ 
Zugleich betonte Schönborn, dass die österreichischen Bischöfe das bewährte Verfahren für die Bischofsernennung grundsätzlich nicht in Frage stellen.

„Die Bischöfe wünschen sich nicht ein Zurück zu den Zeiten in denen, wie etwa bis 1918, der Kaiser die Bischöfe in Österreich ernannt hat. Auch eine Volkswahl der Bischöfe würde Konflikte und Parteiungen nicht vermeiden. Es steht außer Frage, dass dem Papst die freie Ernennung der Bischöfe zukommt. Wir Bischöfe sind überzeugt, dass das im Kirchenrecht vorgesehene Verfahren zur Auswahl und zur Prüfung von Kandidaten sich bewährt hat. Wenn dieses Verfahren auch wirklich eingehalten wird.“

Zukünftige Bischofsernennungen sollten, nach Schönborn und seinen Amtsbrüdern, in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen römischen Stellen erfolgen. Besorgt zeigte sich Schönborn zusammen mit Österreichs Diözesanbischöfen angesichts der Spannungen in der Diözese Linz, die der Fall Wagner erneut, aber nicht zum ersten Mal, zum Vorschein gebracht hat.

„Es geht hier nicht nur um unterscheidliche Auffassungen hinsichtlich Strukturen und Methoden, sondern letztlich um die Frage der sakramentalen Identität der katholischen Kirche. Besonders betrifft das das Weihesakrament von Priestern und Diakonen im Verhältnis zum allgemeinen Priestertum aller Getauften.“ 
Doch der pastorale Weg kann nur im Einklang mit der Weltkirche begangen werden, betonte Schönborn. Dass nach dem Sturm um Wagner wieder am Zusammenhalt der Diözese gearbeitet werden muss, forderte auch der Linzer Bischof Ludwig Schwarz:

„Es ist mir ein wichtiges Anliegen, dass wir jetzt wieder für die Einheit der Diözese arbeiten, dass wir alle wieder zusammenstehen, seien es Priester und Laien, aber genauso gut auch die einzelnen Gruppierungen, von denen wir gemerkt haben, wer dafür, wer dagegen ist. Damit wir wieder gemeinsam an einem Strang ziehen und wirklich unseren Beitrag leisten können für die Verkündigung des Evangeliums.“ 
Schwarz würdigte zudem Wagners Bitte an den Papst um die Rücknahme seiner Ernennung. Damit habe Wagner den Weg für einen Neuanfang geebnet. Schwarz unterstrich,...

„...dass ich wirklich auch Respekt habe, vor dem Herrn Pfarrer Wagner, dass er diese mutige Entscheidung getroffen hat. Und er sagte mir wörtlich, das tut er nur für das Wohl der Diözese und im Interesse der Katholiken in Oberösterreich. Er will das Einigende, das Ganze nicht die Spaltung, hat er mir gesagt, und er spürte, dass es da zu einer Spaltung käme, und die wollte er verhindern.

Während einerseits Stimmen laut werden, die den Ausgang der Causa Wagner als „Demokratisierungsprozess“ bewerten, betont Schwarz, dass es „keine Sieger und keine Verlierer in der Diözese“ gibt. Jetzt gelte es erst einmal wieder zur Ruhe zu kommen. Dann erst wolle er in Rom um einen neuen Weihbischof ansuchen. Dann wird er alles daran setzen, dass die Entscheidung „zum Wohl der Einheit der gesamten Diözese“ ausfällt.

(rv 20.2.2009 ad)







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