„Der Heilige Stuhl hat der Bitte von Gerhard Maria Wagner um Rücknahme seiner Ernennung
zum Weihbischof für Linz entsprochen.“ Mit dieser Verlautbarung des Sprechers der
Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger, glätteten sich am Donnerstag allmählich die Wogen
in der „Causa Wagner“.
Pfarrer Gerhard Maria Wagner selbst hatte am vergangenen
Sonntag den ersten Schritt gemacht. Er bat Papst Benedikt, seine Ernennung zum Weihbischof
von Linz zurückzunehmen. Eine Entscheidung, die die österreichischen Bischöfe nur
begrüßten. Denn Wagners Ernennung war weit über die Diözese Linz hinaus - bei Kirchenvertretern
wie Laien - auf heftige Kritik gestoßen. Auch aus diesem Grund trafen sich die Diözesanbischöfe
am Montag zu einem Sondergipfel in Wien. In einem Hirtenbrief wandten sie sich anschließend
an den Papst und drängten auf mehr Sorgfalt bei zukünftigen Bischofsernennungen. Wiens
Kardinal Christoph Schönborn verlas das Schreiben:
„Die Bischöfe nehmen
die an den Papst gerichtete Bitte von Pfarrer Dr. Gerhard Maria Wagner um Rücknahme
der Ernennung zur Kenntnis. Das Thema der Bischofsernennungen ist deshalb so bedeutsam,
weil es seit der Mitte der achtziger Jahre in Österreich mit etlichen Problemen verbunden
ist. Zu zahlreich waren die Kontroversen um Bischofsernennungen. Zu schmerzlich die
Konflikte und die Risse in der Kirche, die sie ausgelöst haben. Daher ist gerade in
diesem Bereich höchste Sensibilität notwendig. Es ist ein höchst wünschenswertes Zeichen
für die Einheit in der Kirche, wenn die Ernennung eines Bischofs für die Gläubigen
Freude und Ermutigung bedeutet.“ Dagegen hatte Wagners Ernennung mehr Kritik
als Wohlwollen verursacht. Seine umstrittenen Positionen – etwa zu einer „Heilung“
von Homosexuellen oder dem Hurrikan „Katrina“ als vermeintliche Gottesstrafe für New
Orleans – hatten auch innerhalb der Kirche für Diskussionen gesorgt. Kritik an seiner
Ernennung zumWeihbischof kam von hoher Stelle - zunächst vom Salzburger Erzbischof
Alois Kothgasser und dann auch vom Eisenstädter Diözesanbischof Paul Iby. Schließlich
lehnten 31 von 35 Linzer Dechanten seine Designierung ab. Auf die ungewöhnliche Welle
der Kritik reagierten die Bischöfe mit ihrem Hirtenbrief. Kardinal Schönborn:
„Die
Gläubigen erwarten mit Recht, dass das Verfahren der Kandidatensuche, die Prüfung
der Vorschläge und die letzte Entscheidung sorgfältig und mit pastoralem Gespühr vorgenommen
werden. Dadurch kann sichergestellt werden, dass Bischöfe nicht gegen sondern für
eine Ortskirche ernannt werden.“ Zugleich betonte Schönborn, dass die österreichischen
Bischöfe das bewährte Verfahren für die Bischofsernennung grundsätzlich nicht in Frage
stellen.
„Die Bischöfe wünschen sich nicht ein Zurück zu den Zeiten in denen,
wie etwa bis 1918, der Kaiser die Bischöfe in Österreich ernannt hat. Auch eine Volkswahl
der Bischöfe würde Konflikte und Parteiungen nicht vermeiden. Es steht außer Frage,
dass dem Papst die freie Ernennung der Bischöfe zukommt. Wir Bischöfe sind überzeugt,
dass das im Kirchenrecht vorgesehene Verfahren zur Auswahl und zur Prüfung von Kandidaten
sich bewährt hat. Wenn dieses Verfahren auch wirklich eingehalten wird.“
Zukünftige
Bischofsernennungen sollten, nach Schönborn und seinen Amtsbrüdern, in enger Zusammenarbeit
mit den zuständigen römischen Stellen erfolgen. Besorgt zeigte sich Schönborn zusammen
mit Österreichs Diözesanbischöfen angesichts der Spannungen in der Diözese Linz, die
der Fall Wagner erneut, aber nicht zum ersten Mal, zum Vorschein gebracht hat.
„Es
geht hier nicht nur um unterscheidliche Auffassungen hinsichtlich Strukturen und Methoden,
sondern letztlich um die Frage der sakramentalen Identität der katholischen Kirche.
Besonders betrifft das das Weihesakrament von Priestern und Diakonen im Verhältnis
zum allgemeinen Priestertum aller Getauften.“ Doch der pastorale Weg kann
nur im Einklang mit der Weltkirche begangen werden, betonte Schönborn. Dass nach dem
Sturm um Wagner wieder am Zusammenhalt der Diözese gearbeitet werden muss, forderte
auch der Linzer Bischof Ludwig Schwarz:
„Es ist mir ein wichtiges Anliegen,
dass wir jetzt wieder für die Einheit der Diözese arbeiten, dass wir alle wieder zusammenstehen,
seien es Priester und Laien, aber genauso gut auch die einzelnen Gruppierungen, von
denen wir gemerkt haben, wer dafür, wer dagegen ist. Damit wir wieder gemeinsam an
einem Strang ziehen und wirklich unseren Beitrag leisten können für die Verkündigung
des Evangeliums.“ Schwarz würdigte zudem Wagners Bitte an den Papst um die
Rücknahme seiner Ernennung. Damit habe Wagner den Weg für einen Neuanfang geebnet.
Schwarz unterstrich,...
„...dass ich wirklich auch Respekt habe, vor dem
Herrn Pfarrer Wagner, dass er diese mutige Entscheidung getroffen hat. Und er sagte
mir wörtlich, das tut er nur für das Wohl der Diözese und im Interesse der Katholiken
in Oberösterreich. Er will das Einigende, das Ganze nicht die Spaltung, hat er mir
gesagt, und er spürte, dass es da zu einer Spaltung käme, und die wollte er verhindern.
Während
einerseits Stimmen laut werden, die den Ausgang der Causa Wagner als „Demokratisierungsprozess“
bewerten, betont Schwarz, dass es „keine Sieger und keine Verlierer in der Diözese“
gibt. Jetzt gelte es erst einmal wieder zur Ruhe zu kommen. Dann erst wolle er in
Rom um einen neuen Weihbischof ansuchen. Dann wird er alles daran setzen, dass die
Entscheidung „zum Wohl der Einheit der gesamten Diözese“ ausfällt.