Voraussichtlich im Mai reist Papst Benedikt XVI. ins Heilige Land - die offizielle
Bestätigung durch den Vatikan kommt voraussichtlich im März, doch der Papst selbst
hat diese Visite im Gespräch mit jüdischen Repräsentanten aus den USA bereits angekündigt.
All die jüngsten Querelen (Stichwort: Bischof Williamson) haben die Reisevorbereitungen
nicht zum Erliegen gebracht. Mordechay Lewy, Israels Botschafter beim Heiligen Stuhl,
sieht in der Visite einen weiteren Schritt der Annäherung zwischen seinem Land und
dem Vatikan – trotz aller Hindernisse. Im Gespräch mit Radio Vatikan meinte er: „Ich
sehe, dass wir seit längerer Zeit ein gutes Verhältnis zur christlichen und katholischen
Welt suchen. Trotz der Missverständnisse und der Schwierigkeiten, von denen wir alle
wissen in den letzten Wochen. Ich denke, das spricht für das gemeinsame Interesse
sowohl der katholischen Kirche als auch Israels, dass man trotz der Unwegsamkeiten,
die ausgeglichen worden sind, immer im Auge gehabt hat, dass man ein gemeinsames Interesse
hat, vielleicht im selben Boot sitzt, und dass man immer daran denken muss, wie man
aus solchen Krisen auch herauskommt. Und ich glaube, das ist durchaus ein diplomatischer
Erfolg: dass trotz aller Unkenrufe die Sachen auf beiden Seiten geglättet worden sind
und dass wir diesen Besuch als weiteren Schritt der Annäherung sehen.“ Israels
Regierung hatte in einer Sondersitzung nach der Papstaudienz für eine jüdische Delegation
aus den USA beschlossen, Benedikts Besuch „höchste Priorität“ einzuräumen. Wie Israels
Bevölkerung über Papst Benedikt denkt, lasse sich schwer auf den Punkt bringen, meint
Lewy. Seiner Einschätzung nach ist das Gesamtverhältnis zwischen Juden und Katholiken
in Israel „nicht einfach“. „Da dürfen wir keine Illusionen hegen:
Nur ein Bruchteil der Juden ist aktiv im Dialog. Ich hoffe, dass diese Kreise sich
weiter ausbreiten. Ich glaube, vor allem gibt es eine Gleichgültigkeit: Es ist nicht
in deren Prioritäten. Eines der Indizien dafür ist meiner Meinung nach: Die Wogen
der Entrüstung nach der Affäre Williamson waren in der jüdischen Welt – spezifisch
in Israel - relativ milde, wenn man das mit Deutschland vergleicht. Ich glaube, der
Grund dafür war, dass wir wirklich mit anderen Dingen beschäftigt waren. Ich möchte
daraus nicht schließen, dass die Sache weniger ernst beurteilt worden ist oder nicht
– die Schlagzeilen galten vielmehr der Wahl in Israel und vielleicht der Berichterstattung
über Gaza und deren Ausläufer, so dass dieser Sache weniger Platz eingeräumt worden
ist.“ (rv 19.02.2009 gs)