Der frühere Nationalratspräsident Andreas Khol kritisiert, die Ernennung Wagners zum
Linzer Weihbischof sei „völlig an den österreichischen Bischöfen vorbeigegangen“.
Er finde es sehr positiv, dass die Bischöfe in der Causa „so geeint vorgegangen“ seien
„und in Rom auch solches Gewicht haben, dass eine Entscheidung zurückgenommen wird“.
Die Entwicklung zeige, dass die Kirche aus den Erfahrungen etwa mit dem früheren St.
Pöltner Bischof Kurt Krenn gelernt habe. Der ÖVP-Politiker und Mitinitiator der „Laien-Initiative“
war in den letzten Tagen zu Gesprächen im Vatikan.
Der Linzer Bischofsvikar
Wilhelm Viehböck hat daran erinnert, dass die katholische Kirche unter dem Eindruck
der Causa Groer schon vor zehn Jahren im „Dialog für Österreich“ um Verbesserungen
bei Bischofsernennungen bemüht war. Die Ergebnisse seien „leider versandet“.
Die
„Arbeitsgemeinschaft Christen“ der FPÖ kritisiert die Haltung der österreichischen
Bischöfe in der Causa Wagner. In einem Statement schreibt das Gremium, die Kirche
gehe „vor einer gemischten Jagdgesellschaft aus Linkskatholiken, Agnostikern und Kirchenfeinden“
in die Knie, „deren Ziel nicht die Person Wagners, sondern die katholische Hierarchie
und das Papstamt sind“. „Weder Diskussionsleiterinnen vom ORF noch Redakteure von
Tageszeitungen“ seien „dazu berufen, den Kurs der Kirche zu bestimmen“.
Respekt
für Kardinal Schönborn in seiner Rolle als Krisenmanager äußert der Wiener Pastoraltheologe
Prof. Zulehner. Die Ernennung Wagners habe wie ein Rückgriff in überwunden geglaubte
Zeiten gewirkt, als die Kirche durch Bischöfe wie Groer und Krenn in eine Vertrauenskrise
geraten sei. Bischofsbestellungen in jüngerer Zeit wie jene in Salzburg, Innsbruck
oder St. Pölten seien demgegenüber Ausdruck einer „Politik der Beruhigung“ gewesen.
Dies entspreche auch dem „alten Gesetz der Kirche“, dass niemand Bischof werden soll,
den das Kirchenvolk nicht akzeptiert. Die Autorität des Papstes werde gerade nicht
dadurch erschüttert, einen Fehler einzugestehen, betonte Zulehner; bei Autorität gehe
es nicht um „rechthaberische Züge“, sondern um das größtmögliche Wohl der Ortskirche.
Der „eigentliche Streitpunkt in Oberösterreich“ ist laut Zulehner die Frage, wie die
Kirche in Zeiten des Priestermangels „nahe an den Menschen bleiben“ könne. Im Bistum
Linz habe man in einer „sehr klugen Weise“ entschieden, dass qualifizierte Laien priesterliche
Aufgaben wie Gemeindeleitung, Taufen und Predigen übernehmen, um die Seelsorge zu
garantieren. Statt dagegen Protest einzulegen, dass hier „Laien klerikalisiert“ werden,
müssten diese Laien geweiht werden, schlug Zulehner vor.
Auf seine Bitte um
Rücktritt von der Bischofsernennung hat Gerhard Maria Wagner noch keine offizielle
Antwort aus dem Vatikan. Darauf weist das Pressebüro des Heiligen Stuhles hin. Papst
Benedikt hatte Wagner am 31. Januar zum Linzer Weihbischof ernannt.
Der Dekan
der Katholischen Fakultät an der Uni Wien, Martin Jäggle, begrüßt den Hirtenbrief
der Diözesanbischöfe. Er sichert ihnen die volle Unterstützung der Fakultät bei der
Bewältigung der derzeitigen schwierigen Lage zu. Jäggle betont, dass in dem Hirtenbrief
die Wertschätzung gegenüber den Menschen in der Kirche zum Ausdruck komme. Es zeige
sich eine „selbstkritische“ Kirche, die „gerade dadurch glaubwürdig Zeugnis vom Evangelium
gibt“.
Auch die Katholische Aktion Österreich hat den Hirtenbrief der Bischofskonferenz
begrüßt. Das Vertrauen in die Kirche, das durch die letzten Vorgänge beschädigt wurde,
könne so wieder wachsen, und Kirche werde „für viele wieder einladend und nicht einseitig
ausgrenzend“. Der Verband sieht den Hirtenbrief auch als „Signal für den Beginn eines
offenen, ernsthaften Dialogs“.