Die Diözesanbischöfe
haben am Montag bei einem Sondergipfel in Wien versucht, die Scherben der jüngsten
Kirchenkrise zu kitten. In einem Hirtenbrief rufen sie den Papst und alle Beteiligten
dazu auf, sich bei Bischofsernennungen an das im Kirchenrecht vorgeschriebene Verfahren
zu halten. Die Koordination im Vatikan müsse verbessert werden, damit der Dienst des
Papstes an der Weltkirche keinen Schaden nehme. Die Bischöfe verlangen außerdem von
den Lefebvre-Anhängern, sich ohne Wenn und Aber zum Zweiten Vatikanischen Konzil zu
bekennen. Hier sind einige Kernsätze aus dem Hirtenbrief der österreichischen Diözesanbischöfe.
„Wir
schulden den Menschen ein Wort der Klärung, wollen aber auch der Hoffnung Ausdruck
geben, dass mit jeder Krise Chancen verbunden sind. So wie
wir Bischöfe die Treue der Gläubigen erfahren, wollen wir dem Papst in schweren und
auch für ihn belastenden Situationen unsere Verbundenheit zeigen. Papst Benedikt hat
unmissverständlich klargestellt, dass sich der lefebvrianische Bischof Richard Williamson
durch die Leugnung der Shoah selbst disqualifiziert hat. Jetzt
muss die lefebvrianische Gemeinschaft klare Zeichen setzen, dass sie die ausgestreckte
Hand des Papstes ergreift und damit tatsächlich Versöhnung sucht. Voraussetzung dafür
ist selbstverständlich die vorbehaltlose Annahme des Konzils. Wir
hoffen, dass es gelingen wird, die unzureichenden Kommunikationsabläufe auch im Vatikan
zu verbessern, damit der weltweite Dienst des Papstes nicht Schaden erleidet. Um
Fragen der Kommunikation ging es auch bei der jüngsten Ernennung eines Weihbischofs
für die Diözese Linz. Die Bischöfe nehmen die an den Papst gerichtete Bitte von Pfarrer
Gerhard Maria Wagner um Rücknahme der Ernennung zur Kenntnis. Das Thema der Bischofsernennungen
ist deswegen so bedeutsam, weil es seit Mitte der achtziger Jahre in Österreich mit
etlichen Problemen verbunden war. Zu zahlreich waren die Kontroversen um Bischofsernennungen,
zu schmerzlich die Konflikte und die Risse in der Kirche, die sie ausgelöst haben.
Daher ist gerade in diesem Bereich höchste Sensibilität angebracht. Es
steht außer Frage, dass dem Papst die freie Ernennung der Bischöfe zukommt. Wir Bischöfe
sind überzeugt, dass das im Kirchenrecht vorgesehene Verfahren zur Auswahl und zur
Prüfung von Kandidaten sich bewährt, wenn dieses Verfahren auch wirklich eingehalten
wird. In Österreich werden in den nächsten Jahren eine Reihe
von Bischöfen zu ernennen sein. Die Gläubigen erwarten mit Recht, dass das Verfahren
der Kandidatensuche, die Prüfung der Vorschläge und die letzte Entscheidung sorgfältig
und mit pastoralem Gespür vorgenommen werden. Dadurch kann sicher gestellt werden,
dass Bischöfe nicht "gegen", sondern "für" eine Ortskirche ernannt werden. Uns
Bischöfe bewegt die in der Diözese Linz seit Jahren spürbare Spannung, die mit der
jüngsten Ernennung wieder akut geworden ist. Es geht hierbei letztlich um die Frage
der sakramentalen Identität der katholischen Kirche. Besonders betrifft dies das Weihesakrament
für Priester und Diakone im Verhältnis zum allgemeinen Priestertum aller Getauften.
Im Vertrauen auf Gottes Hilfe werden wir die Krise der letzten
Wochen überwinden können. Wir müssen aber aus den Ereignissen lernen, aus den Fehlern
die richtigen Konsequenzen für die Zukunft ziehen.“ (rv 17.02.2009
sk)