Der kleine Balkanstaat
Kosovo feiert an diesem Dienstag ein Jahr Unabhängigkeit. Und während vor allem die
Kosovo-Albaner diesen Tag begehen werden, sind bei der serbischen Minderheit Demonstrationen
angesagt. Eine baldige Anerkennung durch Serbien scheint nicht in Sicht. Herbert Schedler
vom katholischen Hilfswerk Renovabis sagt gegenüber dem Kölner Domradio, wie es den
Menschen vor Ort geht:
„Eigentlich genauso gut oder schlecht, wie es ihnen
vor einem Jahr ging. Die Veränderung der Situation, wenn es denn eine gab, ist wohl
mehr eine psychologische Angelegenheit, als wirklich an Fakten festzumachen. Die wirtschaftliche
Situation im Kosovo ist mindestens genauso schlecht wie vor einem Jahr. Zusätzlich
schlägt natürlich auch die Wirtschaftskrise jetzt auf die kosovarische Bevölkerung
durch. Nicht so direkt, weil die Produktion in Kosovo selber zurückgeht, sondern weil
befürchtet wird, dass die Auslandzahlungen sicherlich zurückgehen.“
Das
Kosovo wird inzwischen von 54 Staaten anerkannt, darunter auch Deutschland und die
USA. Während die deutsche Regierung die Unabhängigkeit ausdrücklich begrüßte, sprach
der spanische Außenminister von einem „Verstoß gegen internationales Recht“. Herbert
Schedler meint zu diesen kontroversen Einschätzungen:
„Bei den beiden Beurteilungen
sieht man natürlich, wie weit die Internationale Gemeinschaft in ihrem Urteil über
den Kosovo und über das, was in Kosovo geschieht, auseinander liegt. Frank-Walter
Steinmeier hat sicherlich Recht, wenn er sagt, dass das ein „Erfolg für Europa“ war.
In dem Sinn, dass wir Europäer die Verantwortung auch für diesen kleinen Fleck im
südöstlichen Europa endlich wahrgenommen haben. Auf der anderen Seite zeigt die spanische
Einschätzung natürlich, dass ähnliche Probleme wie in Kosovo noch an etlichen Orten
in Europa existieren. Also das Problem mit Minderheiten, die ungelöste Frage: Welche
Stellung haben Minderheiten? Wie wird mit Minderheiten umgegangen?“