Kirchenvertreter haben zurückhaltend auf den Ausgang des Referendums in Venezuela
reagiert. Bei einem Volksentscheid am Sonntag hatte es eine Mehrheit für die unbegrenzte
Wiederwahlmöglichkeit des Präsidenten und anderer politischer Mandatsträger gegeben.
Gut 54 Prozent stimmten laut dem von der Obersten Wahlbehörde nach Auszählung von
mehr als 94 Prozent der Stimmen bekannt gegebenen Teilergebnis für eine entsprechende
Verfassungsänderung. Präsident Hugo Chávez ließ sich Minuten nach der Bekanntgabe
der Ergebnisse auf den Balkon des Präsidentenpalastes in Caracas feiern. Der Präsident,
der seit 1999 im Amt ist, will mit der Verfassungsänderung nach eigenen Angaben Zeit
für den Aufbau eines „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ unter seiner Führung gewinnen.
Die nächste Präsidentschaftswahl, bei der Chávez ein drittes Mandat in Folge bis zum
Jahr 2019 anstrebt, ist für Ende 2012 vorgesehen. – Dem Urnengang in Venezuela ging
ein wochenlanger Streit um die Verfassungsänderung voraus. Die katholische Kirche
etwa hatte sich gegen eine Änderung des Grundgesetzes ausgesprochen, da das Volk bereits
2007 einen ähnlichen Vorstoß abgelehnt hatte. Noch am Wahlwochenende hatten die venezolanischen
Bischöfe in einem Hirtenbrief die Christen des Landes aufgefordert „ohne Angst“ an
die Wahlurnen zu gehen. Der „Chavismus“ sei in Venezuela „ein Art Religion geworden“,
kritisierte der Länder-Referent von Kirche in Not, Javier Legorreta. Ein Referendum
zur gleichen Frage innerhalb einer Legislaturperiode sei im Grunde gesetzeswidrig,
so der Experte, aber Chávez habe „die Abstimmung mit seinem Charisma, seiner Politik
und vor allem mit seiner Ideologisierung getarnt“.