„And the winner is“
– zum Abschluss der 59. Berlinale, also der Internationalen Filmfestspiele in Berlin,
hat an diesem Samstag die ökumenische Jury der evangelischen und katholischen Kirche
ihre Preise verliehen. Der Hauptpreis im „Internationalen Wettbewerb“ der Berlinale
ging an den Film „Little Soldier“ der dänischen Filmemacherin Annette K. Ohleson.
Was den Film aus Sicht der ökumenischen Jury besonders auszeichnete, hat uns der Jurypräsident
und Filmbeauftragte der Schweizer Bischofskonferenz, Charles Martig, verraten:
„´Little
Soldier’ - ´Der kleine Soldat’ - von Annette Ohleson zeigt, was mit einer Frau geschieht,
die aus einem Kriegsgebiet zurückkommt. Es ist ein sehr eindrücklicher Film, auch
ein Film der weh tut, weil man auch sieht, wie groß die Verwundung dieser Person ist.
Das besondere daran ist natürlich, dass es an einer Soldatin gezeigt wird, nicht wie
üblich an einem Mann, sondern an einer Frau. Vor allem ihr schwieriger Weg zurück
ins Alltagsleben ist sehr beeindruckend gezeigt.
Die ökumenische Jury ist
eine der ältesten und bedeutendsten unabhängigen Juries auf der Berlinale. Seit 1992
verleiht sie Preise an Filmemacher, die es in ihren Filmen schaffen, die Zuschauer
für spirituelle, menschliche und soziale Werte zu sensibilisieren. Annette Ohleson
sei dies in ihrem Film „Little Soldier“ inhaltlich wie ästhetisch hervorragend
gelungen, so Jurypräsident Martig:
„Der Film beginnt mit einem Auszug aus
der Bergpredigt. Ein Pastor bringt den Ausspruch „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“.
Dieses Gebot der Nächstenliebe ist eigentlich das Fanal oder die Eröffnung des Films
und dieses prallt dann sehr stark auf eine konkrete Alltagssituation der Soldatin,
die zurück in ihr Alltagsleben möchte, wo sie aber auch mit großer Gewalt konfrontiert
wird. Da ist also auch explizite Religiosität vorhanden im Film und der Film arbeitet
das in einem gesellschaftlichen Kontext durch. Insofern ist das für uns ein sehr interessanter
Film, weil er genau in diesem Spannungsfeld arbeitet, in dem wir unsere Kriterien
haben.“
Zwei weitere Auszeichnungen der ökumenischen Jury gingen an den
französischen Regisseur Philippe Lioret für seinen Film „Welcome“ in der Wettbewerbskatgeorie
„Panorama“ und an den Film „Treeless Mountain“ der südkoreanischen Filmemacherin So
Yong Kim. Die jeweils mit 2500 Euro dotierten Preise werden von der deutschen Bischofskonferen
gestellt. Unter den Besuchern der Berlinale war auch der Stuttgarter Bischof Gebhard
Fürst. Die Präsenz der Kirche auf der Berlinale sei enorm wichtig, so Fürst, nicht
nur weil Filme ein bedeutsamer Teil unserer Kultur seien, sondern...
„…,weil
uns dort verarbeitete Wirklichkeit in einer grandiosen Weise vorgeführt wird; weil
ein Film, den wir sehen, nicht nur ein Zeitvertreib oder ein konsumistisches Dejavù
ist, sondern weil Filme uns hineinverwickeln in eine Sicht von Wirklichkeit, in Lebensgeschichten
von Menschen, die uns neue Horizonte erschließen und uns zur Stellungnahme, zur inneren
Einstellung dazu bewegen. Das ist, glaube ich immer wichtig, nicht nur im eigenen
Gehäuse zu sitzen, sondern hineinzuschauen in das Leben anderer Menschen und auch
anderer Kulturen und Wirklichkeiten.“