Der Oberrabbiner von Venedig fürchtet, dass der Vatikan zu einer Missionierung der
Juden zurückkehrt. Das sagte Elia Enrico Richetti in einem Gespräch mit der „Frankfurter
Allgemeinen Zeitung“. Zwar sehe er keinen neuen katholischen Antisemitismus entstehen,
so Richetti. Doch sein Eindruck sei, „dass gewisse Katholiken wieder dazu übergehen,
ihre Religion in einer absolutierenden und missionarischen Weise zu leben und dabei
Offenheit und Respekt für andere Identitäten zu vergessen“. Zur neuen Karfreitagsfürbitte
im „alten“ Ritus der Messe meint der Oberrabbiner: „Wir fühlen uns mehr noch enttäuscht
denn verletzt.“ Schließlich hatte die Kirche doch zuvor schon eine Formulierung gefunden,
„die deutlich respektvoller gegenüber der jüdischen Identität gewesen war“. Ausdrücklich
begrüßt Richetti die Erklärung von Papst Benedikt zum Holocaust: Sie hätten „absolute
Klarheit geschaffen... Dies kann sehr wohl eine Basis abgeben, den Dialog wieder aufleben
zu lassen.“